EnergieautarkDas sind die Pläne für Wipperfürths klimafreundliches Neubaugebiet

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Tiny Houses in einem Gebiet, das sich selbst mit Strom und Heizung versorgen kann: Das ist der Plan von "Neye-Nord".

Wipperfürth – Ein Neubaugebiet, das durch Solarenergie und Erdwärme eigenen Strom und Heizenergie erzeugt. Häuser, die die höchsten Energiesparstandards erfüllen und aus ökologisch nachhaltigen Baustoffen wie Holz, Lehm und Stroh errichtet werden. Eine Siedlung, die auch Platz bietet für sogenannte „Tiny Houses“, ergänzt um Mehrfamilienhäuser. Das sind Ideen, die die Eikamp GbR aus Solingen in Wipperfürth umsetzen will.

Im Neubaugebiet „Neye-Nord“ will die Stadt, zusammen mit einem Investor, ein knapp drei Hektar großes, klimafreundliches Neubaugebiet entwickeln. Aber sind die Grundstücke und Häuser am Ende auch noch bezahlbar? Drei Unternehmen stellten im Stadtentwicklungsausschuss ihre Ideen für Neye-Nord vor. Den Auftakt machte Eikamp, ein Büro, das mit Klimaschutzsiedlungen Erfahrungen gesammelt hat. So wird in Bergneustadt derzeit eine solche Siedlung entwickelt, mit Eikamp als Investor.

Kontraktor soll Energieversorgung in Neye-Nord übernehmen

André Kleinpoppen und Michael Schäfer von der Firma Eikamp wollen in Neye-Nord das Thema Klimaschutz konsequent umsetzen, mit einer Koppelung von Solarenergie und Geothermie und Niedrigenergie- oder Passivhäusern und mit 45 bis 51 Wohneinheiten. Das Besondere an ihrem Konzept: Die Energieversorgung soll komplett ein sogenannter „Kontraktor“ übernehmen.

Er investiert in ein zentrales Nahwärmenetz, ihm gehören die Erdsonden oder -Kollektoren, die Wärmepumpen und sogar die Photovoltaikanlagen auf den Dächern. Der dort erzeugte Strom soll in einem zentralen Speicher gelagert werden. Den Hausbesitzern soll dieses Modell hohe Investitionskosten für Heizung und Warmwasser ersparen, sie zahlen stattdessen beim Kontraktor für jede verbrauchte Kilowattstunde.

Grundstücke auf 210 Euro pro Quadratmeter geschätzt

Ein solcher Kontraktor könnte etwa der örtliche Energieversorger sein. Auf Nachfrage unserer Zeitung ergänzte Kleinpoppen, dass man ein solches Modell derzeit in Solingen umsetze und in Bergneustadt plane – in beiden Fällen mit den Stadtwerken Solingen als Kontraktor. „Für einen zentralen Stromspeicher braucht es spezielles ingenieurtechnisches Know-how“, so Kleinpoppen.

Für klimafreundliche Baustoffe müssen man mit einem Aufschlag von zehn bis 15 Prozent rechnen. Die Eikamp GBR geht davon aus, dass man die Grundstücke am Ende für rund 210 Euro pro Quadratmeter verkaufen könne. Für ein Einfamilienhaus von 150 bis 160 Quadratmeter Wohnfläche müssten Bauherren dann mit rund 500 000 Euro rechnen, so Kleinpoppen. Selbst bauen wollen die Solinger nicht, aber sie führen eine Liste mit Bauunternehmen, die die strengen Klimaschutzauflagen erfüllen können. „Da gibt es bei uns keine Kompromisse“, sagte Kleinpoppen.

Vermarktung von Grundstücken in Reinshagensbusch

Für Erstaunen sorgte das Unternehmen, als es versprach, dass man das Verfahren, von der Aufstellung bis zum Inkrafttreten des Bebauungsplanes, dank eigener Gutachter in nur einem Jahr durchziehen könne. „Das sind wir in Wipperfürth nicht gewöhnt“, sagte SPD-Fraktionschef Frank Mederlet. Ein ganz anderes Vorgehen wählte die Pareto GmbH, eine hundertprozentige Tochter der Kreissparkasse Köln.

Sie ist Erschließungsträger für das benachbarte Neubaugebiet Reinshagensbusch – ebenfalls in der Neye-Siedlung. Dort soll die Vermarktung der Grundstücke – für durchschnittlich 159 Euro pro Quadratmeter voll erschlossenes Bauland – noch dieses Jahr beginnen. Der Preis orientiert sich am kommunalen Bodenmanagement der Stadt Wipperfürth.

Wipperfürth hat zu wenig Mietwohnungen

Pareto-Geschäftsführer Thomas Köppinger skizzierte ein Neubaugebiet mit 35 Einfamilienhäusern und vier Mehrfamilienhäusern, die wie ein Riegel an der stark befahrenen Egener Straße für Lärmschutz sorgen sollen. In Wipperfürth fehle es an neuen Mietwohnungen, bei der derzeitigen Baupreisen müsse man allerdings eine Miete von rund 10 Euro kalkulieren. Ein ergänzender sozialer Wohnungsbau, wie ihn die Stadt sich wünscht, sei bei den derzeitigen gesetzlichen Rahmenbedingungen für einen Investor völlig uninteressant.

Köppinger rechnete vor, dass die von der Stadt festgelegte Höchstgrenze von 149 Euro pro Quadratmeter Bauland angesichts stark gestiegener Baupreise nicht funktioniere, ein Preis von 230 Euro sei realistisch. Ganz ähnlich ging der dritte Bewerber, Günter Theunissen von der Volksbank Berg, vor. „Ein Verkaufspreis von 149 Euro ist nicht darstellbar“, sagte Theunissen und rechnete die Kosten für die Erschließung detailliert vor.

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Auch Theunissen kommt am Ende auf einen Preis von 220 Euro pro Quadratmeter, allerdings sieht sein Konzept auf der gleichen Fläche mehr und kleinere Baugrundstücke für bis zu 58 Häuser vor. „Es muss für Familien bezahlbar sein“, so Theunissen. Auf Fragen des Klimaschutzes gingen sowohl die Pareto als auch die Volksbank nicht ein. Die Verwaltung will in der nächsten Ausschusssitzung der Politik einen Vorschlag zum weiteren Vorgehen unterbreiten.

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