Schweigende Glocken in WipperfürthHoher Hochwasserschaden bei evangelischer Gemeinde

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Auch die Musikinstrumente, wie dieses Klavier, wurden durch das Wasser beschädigt.

Auch die Musikinstrumente, wie dieses Klavier, wurden durch das Wasser beschädigt.

Wipperfürth – Betroffen von dem Unwetter ist auch die evangelische Kirchengemeinde Wipperfürth. Das evangelische Gemeindehaus an der Lüdenscheider Straße lief bis zu einer Höhe von 1,40 Meter voll. Die gesamte untere Etage wurde förmlich weggespült, berichtet Pfarrerin Stefanie Eschbach.

Ein Anbau der Kirche am Markt wurde ebenfalls stark betroffen. Küchen, Toilettenanlagen, Möbel, ein Klavier, weitere Musikinstrumente und technischen Anlagen wurden durch das Wasser zerstört. Es sei alles nur noch trauriger nasser Haufen Müll, Gerümpel und Erinnerungen so die Pfarrerin. Sie habe hilflos mit ansehen müssen, wie die Antipendien, die bestickten Altar- und Kanzeltücher, in den dreckigen Fluten untergingen. Auch viele mit Spendenmitteln angeschaffte Dinge seien zerstört worden.

Noch gerade geschafft, die Sicherung auszuschalten

Das Wasser sei sehr schnell gekommen, ganz anders als bei bisherigen Hochwassern, wo es auf der unteren Etage des Gemeindezentrums auch öfter nasse Füße gegeben hätte. Viermal allein in den zehn Jahren in denen sie in Wipperfürth sei. An ein ähnliches Ausmaß habe sie angesichts des starken Regens auch gedacht. Aber dann kam es ganz anders. Sie habe es noch geschafft, die Sicherung abzustellen. Das habe sie anschließend im Anbau der Kirche nicht mehr geschafft, da sei der Strom schon weg und der Sicherungskasten nicht mehr erreichbar gewesen.

Wie im Film sei das alles abgelaufen, aber als sie dann abends die Bilder aus der Eifel gesehen habe, sei ihr klar geworden, dass man hier trotz allem noch gut davongekommen sei. Am nächsten Morgen habe sie einen ersten Eindruck der Schäden erhalten, zuerst seien ihr die Gitarren entgegen geschwommen. Nachdem das Wasser weg war, haben zahlreiche Helfer rund um Stefanie Eschbach und Martina Schulz aus dem Gemeindebürowaren mit dem Aufräumen begonnen.

Nichts sei zu retten gewesen

Schlamm schippen, Sachen raustragen, waren die ersten Arbeiten. Es sei alles unbrauchbar und nicht mehr zu retten gewesen. Die unteren Räume seien komplett leer, ohne Boden und auch der Putz werde aktuell abgeschlagen, damit alles trocknen können. Einen Bautrockner zu bekommen, sei aktuell kaum möglich. Nach ersten Schätzungen beträgt der Schaden mehr als 100 000 Euro. Noch sei nicht klar, ob die Heizung für die Kirche repariert werden können, so Eschbach, die allen Helfern und den Handwerkern für die schnelle Hilfe dankbar ist.

Das Gemeindebüro kann zurzeit nicht benutzt werden und Strom gibt es noch nicht überall. Das Telefon im Gemeindebüro funktioniert aber mittlerweile wieder. Auf auf die Gottesdienste hatte das Unwetter Auswirkungen, der Gottesdienst am Sonntag konnte nicht stattfinden und die Glocken der Kirche sind verstimmt, da das Wasser die Elektrik lahmgelegt hat.

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„Was Corona nicht geschafft hat, das schaffte das Wasser“, schreibt Pfarrerin Stefanie Eschbach in einer Andacht auf der Homepage. In der Coronazeit, hatte die Kirchengemeinde an besonderen Orten Open-air-Gottesdienste veranstaltet: auf dem Marktplatz, vor Altenheimen, vor Kindertagesstätten und am Fuß einer Talsperrenmauer. Nun wo Corona es wieder zulässt, verhindert das Wasser den Gottesdienst in der Kirche. Die ist verschont geblieben und Pfarrerin Eschbach hofft, dass die Glocken bis Sonntag wieder funktionieren. „Es wird wieder einen Gottesdienst geben, entweder vor der Kirche oder drinnen“, ist sie sicher.

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