Ärger über VerkehrsberuhigungPolitik und Anwohner kritisieren Tempo-30-Zone in Altenlinde

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Bild einer Straße in einer Tempo 30 Zone mit fahrenden Autos

Schilder, wie hier an der Ausfahrt des Supermarktes, weisen in Altenlinde auf die geänderte Vorfahrtsregelung hin.

Das Maßnahmenpaket des Kreises Lindlar wird nicht gut aufgenommen. Sven Engelman (CDU) hält einige Umsetzungen für entbehrlich.

Seit Dienstagmorgen gilt in Altenlinde Tempo 30 im Rahmen einer Tempo-30-Zone. Doch weder die Politik noch alle Anwohner sind davon begeistert. Im Ausschuss für Sicherheit und Ordnung wurde über die Anordnungen des Kreises diskutiert.

Die CDU habe Tempo 30 in Altenlinde beantragt, aber was der Kreis daraus gemacht habe, sei nicht nachvollziehen, so Sven Engelmann für die CDU. Er sprach von „Risiken und Nebenwirkungen eines Antrags“. Grundsätzlich befürworte man ja Tempo 30, für das sich ja auch die Anwohner ausgesprochen hätten, aber einige Maßnahmen seien entbehrlich.

Ulf Engelmann, Leiter des Ordnungsamtes, berichtete, welche Maßnahme die Gemeinde nach Anordnung des Straßenverkehrsamtes des Kreises in Altenlinde noch umsetzen muss. Er bestätigte, dass die Schilder für die Tempo-30-Zone am Morgen aufgestellt worden seien. Damit gilt in der Straße auch die „Rechts-Vor-Links-Regel“. Betroffen sind die Straßen Altenlinde, Zu den Brüchen, Brungerststraße, Nord-West-Allee und ein Teilstück Am Sülzer Berg.

Politik bemängelt Fahrbahnverengung in Kurve

Vor einiger Zeit war bereits am Ortsausgang Richtung Sülztal eine Fahrbahnverengung installiert und die Ortstafel versetzt worden. Die Verengung befinde sich im Kurvenbereich und sei gefährlich, so die Kritik aus der Politik.

Zu den Maßnahmen, die umgesetzt werden müssen, zählen auch vier Fahrbahnverengungen auf jeweils vier Meter Fahrbahnbreite. Dazu kommen drei Markierungen „30“ auf der Fahrbahn und an sieben Stellen müssen die sogenannten Haifischzähne, kleine weiße Dreiecke, an Einmündungsbereichen auf der Fahrbahn, aufgebracht werden. Sie sollen auf die neuen Vorfahrtsregeln hinweisen und die Fahrzeugführer zum Anhalten bewegen.

In zwei bis drei Jahren soll die Fahrbahn der Straße „Altenlinde“ saniert werden. Die Markierungen müssen danach alle wieder neu aufgetragen werden. Es stelle sich auch die Frage, was die Gemeinde für die ganzen Maßnahmen letztlich bezahlen müsse, kritisierte der Ausschuss.

Anwohner möchte gegen Maßnahmen vorgehen

Der Kreis begründe die Maßnahme unter anderem damit, dass „die Streckenführung Altenlinde vor allem durch Ein- und Zweifamilienwohnhäuser geprägt ist. Entlang der Hauszufahrten befindet sich kein Gehweg. Oftmals nutzen Fußgänger deshalb die Fahrbahnbeziehung, um an anderer Stelle irgendwann den gegenüberliegenden, von der Fahrbahn abgetrennten Gehweg, zu nutzen.“ Durch die Reduzierung der Geschwindigkeit wird die Verkehrssicherheit erhöht. Darüber hinaus wird die Einführung der Tempo-30-Zone den durch die Fahrbeziehung vorhandenen Lärm reduzieren. Des Weiteren werden bei geringerer Geschwindigkeit weniger Abgase von den Fahrzeugen ausgestoßen, weshalb auch hier die Belästigung/Belastung der Anwohner reduziert wird“, heißt es in der Vorlage der Gemeindeverwaltung.

Angesichts einer solcher Entscheidung sei die Diskussion, ob Lindlar Stadt werden und damit mehr Selbstständigkeit erhalten solle, richtig, hieß es von Seiten der CDU. Ein Anwohner, der kritisierte, dass die Anwohner nicht gefragt worden seien und künftig kaum mehr von und auf ihre Grundstücke kämen, kündigte an, gegen die Maßnahmen vorgehen zu wollen.


Kommentar: Gut gemeint, schlecht gemacht

Tempo 30 in Altenlinde ist sicher eine sinnvolle Sache. Durch die auf der Straße parkenden Fahrzeuge und den schlechten Fahrbahnbelag sowie den Alleencharakter, ist das Tempo dort ohnehin eher niedrig, von einigen unverbesserlichen Rasern einmal abgesehen. Dort eine Anordnung von Tempo 30 zu fordern, war und ist sinnvoll.

Dass der Kreis jetzt die ganz große Keule schwingt und ein ganzes Bündel von verkehrsberuhigenden Maßnahmen vorschreibt, verärgert Anwohner und Lindlar Politiker gleichermaßen – zu Recht. Die Anwohner wurden nicht gefragt, die Entscheidungen nicht transparent gemacht. Laut Kreis werden die Verkehrssicherheit erhöht, der Lärm reduziert und die Schadstoffbelastungen gesenkt.

Wo sind die qualifizierten Verkehrsmessungen, wo die Auswertung der Unfallzahlen, wo die Messungen der Schadstoffe und des Lärms? Und dass die Werte durch die Maßnahmen reduziert werden, ist fraglich, denn zum einen wird die Verkehrsbelastung durch das Baugebiet „Am Altenlinder Feld“ deutlich steigen, zum anderen führt das viel häufigere Abbremsen und Beschleunigen der Fahrzeuge eher zu höheren Lärm- und Schadstoffemissionen.

Hier wurde mit Kanonen auf Spatzen geschossen. Eine Tempo-30-Anordnung, die auch regelmäßig überwacht wird, hätte völlig ausgereicht. Michael Lenzen zur Anordnung des Kreises

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