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Enkeltrick und SchockanrufePolizei in Lindlar gibt Tipps zum Schutz vor Telefonbetrügern

Lesezeit 3 Minuten
Eine ältere Frau telefoniert mit einem schnurlosen Festnetztelefon.

In der Region werden viele Seniorinnen und Senioren durch Schockanrufe um ihr Erspartes gebracht. (Symbolbild)

„Papa, ich habe jemanden überfahren“ – auch in Lindlar versuchen Telefonbetrüger mit Schockanrufen ihr Glück. Betroffene berichten.

Bei einem 62-jährigen Lindlarer klingelte am Mittwoch das Telefon. „Papa, ich habe jemanden überfahren, die Frau ist jetzt tot“, schluchzte eine Stimme. „Ich hätte schwören können, dass diese Stimme meiner Tochter gehört“, berichtet der Lindlarer etwas später gegenüber unserer Zeitung.

Dann übergab die „Tochter“ den Hörer an einem Mann, der sich als Polizeibeamter vorstellte. „Er sprach sehr ruhig, in akzentfreiem Deutsch, und erklärte mit, dass meine Tochter leider ein Stoppschild übersehen und eine Frau überfahren habe, die daraufhin verstorben sei. Meine Tochter komme jetzt für ein halbes Jahr in Untersuchungshaft, hieß es. Die einzige Möglichkeit, das zu vermeiden, sei die Zahlung einer Kaution, nötig sei eine Summe zwischen 80 000 und 125.000 Euro. Ob ich diese Summe hätte?“ Dem Lindlarer kam die Sache langsam merkwürdig vor.

„Da muss ich erst einmal mit meiner Frau sprechen“, erwiderte er. „Nein, das dürfen Sie nicht, das wäre ein Verstoß gegen die Schweigepflicht. Ihre Tochter hat Sie beauftragt und niemand anderen“, sagte der angebliche Polizist sehr bestimmt.

Mit Gegenfragen lassen sich Enkeltrick-Betrüger austricksen

Der Lindlarer bat, noch einmal mit seiner Tochter sprechen zu dürfen. „Ja, Papa, was ist denn?“ fragte die angebliche Tochter. „Wie heißt Deine Mutter mit Vornamen?“, wollte der Lindlarer von ihr wissen. Im selben Moment habe die Unbekannte aufgelegt. „Wenn man einen solchen Anruf erhält, verfällt man zunächst einmal in Panik“, schildert er wenig später das Geschehen gegenüber unserer Zeitung. Die Betrüger hätten sehr überzeugend gewirkt.

Die Polizei schildert einen weiteren, fast gleichlautenden Fall, der sich ebenfalls am Mittwoch ereignete, wiederum in Lindlar. Gegen 13 Uhr erhielt eine 72-jährige Lindlarerin einen Anruf von einer unbekannten Telefonnummer. Eine weinerliche Stimme war am anderen Ende der Leitung. „Mama mir ist etwas Schlimmes passiert. Ich habe einen Unfall gebaut.“ Dann übernahm ein vermeintlicher Polizist den Hörer und erklärte der 72-jährigen, dass die angebliche Tochter eine Radfahrerin angefahren hätte und diese verstorben sei. Er erklärte, dass sie ihre Tochter freikaufen müsse und forderte eine Kaution von 150.000 Euro.

Als die Lindlarerin beteuerte nicht so viel Geld zu haben, fragte der vermeintliche Polizist nach wertvollem Schmuck. Als die 72-Jährige auch den Besitz von Schmuck verneinte, legte der Anrufer abrupt auf. Nachdem die 72-Jährige ihre Tochter telefonisch kontaktierte, erkannte sie, dass es sich bei den Anrufern um Betrüger hande


Schockanrufe – eine bekannte Masche

Die Polizei gibt Tipps im Umgang mit Telefonbetrügern, die sich als nahe Verwandte ausgeben. Bei solchen schockierenden Anrufen handelt es sich um dreiste Abzocke. Die Betrüger tarnen sich als Enkel oder falsche Polizeibeamte, schocken mit den schlimmen Nachrichten ihre Opfer, um Bargeld und Wertsachen als Beute abzugreifen.

Die Polizei rät, bei solchen Anrufen Ruhe zu bewahren und aufzulegen. Wer sehr beunruhigt ist, sollte versuchen, seine Verwandten von sich aus anzurufen und nachzufragen, ob alles in Ordnung ist.

Auch Verwandte und Bekannte können helfen. Sie können Seniorinnen und Senioren über diese Maschen aufzuklären – so haben Betrüger mit ihren oftmals überzeugend vorgetragenen Geschichten keine Chance. Weitere Informationen gibt es bei der kriminalpolizeilichen Beratungsstelle unter der Telefonnummer 02261/8199880 und online

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