Einmaliges InstrumentWipperfürther Orgel erlaubt Blick in die "Eingeweide"

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Das Bild zeigt Orgelbauer Martin Hiltmann und die Schülerin Fenja vor der Entdeckerorgel

Orgelbauer Martin Hiltmann erklärt Fenja die Register der Orgel

In Wipperfürth entsteht mit der "Entdeckerorgel" ein einmaliges Instrument. Jugendliche sollen helfen, das Instrument zu erklären.

 Orgelbauer Martin Hiltmann aus Remagen hat in seinem Leben schon viele Kirchenorgeln gebaut. Doch das Instrument, dass der 42-Jährige mit seinen Mitarbeitern in der evangelischen Kirche am Markt Schritt für Schritt errichtet, ist einmalig. Es handelt sich um eine „Entdeckerorgel“, mit der die Kirchengemeinde sich öffnen und neue Besucher anlocken will.

Am Samstag, 2. Dezember, 18 Uhr, soll die Orgel feierlich eingeweiht werden. Um zu erklären, was das Instrument alles kann, braucht es Experten. Diese Aufgabe sollen Jugendliche mit übernehmen. Fenja, 17 Jahre alt, ist eine von ihnen. Die Schülerin des St. Angela-Gymnasiums ist selbst Mitglied in der Evangelischen Gemeinde. „Ich habe von dem Projekt gehört und interessiere mich sehr dafür“, sagt die junge Wipperfürtherin.

Jugendliche werden in Wipperfürth zu Experten ausgebildet

Mark Philipp Stadler ist beim Kirchenkreis An der Agger für Fundraising verantwortlich und betreut die Entdeckerorgel. Er sucht noch weitere Jugendliche und junge Erwachsene, zwischen 13 bis Mitte 20, die Experten werden möchten (siehe Kasten). Nächste Woche wollen Fenja und ein weiterer Jugendlicher zusammen mit Stadler die Konfirmanden in Klaswipper besuchen und ihnen von dem Projekt berichten. Wipperfürth und Klaswipper werden künftig eine Gemeinde bilden, die Jugendlichen könnten hier so etwas wie die Vorhut werden.

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Kirchenbesucher können künftig nicht nur den Klängen der rund 1100 großen und kleinen Pfeifen lauschen, sondern auch die komplexe Funktionsweise der Orgel erkunden, nicht nur mit Ohr und Auge, sondern auch mit dem Tastsinn. Wer seine Hand auf die große Windlade legt, der spürt, wie die Orgel atmet. Mehrere große Fenster im Instrument erlauben Blicke in die mit LED-Leuchten illuminierten „Eingeweide“ der Kirchenorgel.

Alle Menschen, nicht nur die, die zum Gottesdienst gehen, haben die Gelegenheit, die Königin der Instrumente zu entdecken
Pfarrer Matthias Weichert

Anhand eines Trakturmodells lässt sich nachvollziehen, was passiert, damit das Drücken auf eine Taste am Ende einen Ton hervorbringt. Die evangelische Gemeinde in Wipperfürth hat zur Zeit keinen eigenen Pfarrer und kein Presbyterium, übergangsweise leitet ein Bevollmächtigtenausschuss die Geschicke. Dort arbeitet Pfarrer Matthias Weichert mit. „Das Projekt geht sehr gut voran. Darüber freue ich mich. Die Orgel ist nicht nur für die Evangelische Kirchengemeinde Wipperfürth interessant, sondern für die gesamte Stadtgesellschaft. Alle Menschen, nicht nur die, die zum Gottesdienst gehen, haben so die Gelegenheit, die Königin der Instrumente zu entdecken“, sagt Weichert.

Nach dem Weggang von Kantor Erik Sirrenberg im Sommer 2023 sucht die Gemeinde derzeit auch einen neuen Kantor, der ebenfalls pädagogische Aufgaben übernehmen soll. Das Zielpublikum des neuen Ins-truments reicht von Kindergartenkindern über Grundschüler bis zum Physik-Leistungskurs. Aber auch Erwachsene, die sich für Musik interessieren, sind angesprochen. Die neue Orgel soll insgesamt 205 000 Euro kosten. 100 000 Euro steuert das Förderprogramm „Leader“ bei, 29 000 Euro spendet die Hans-Hermann-Voss-Stiftung, dazu kommen viele Einzelspenden und die Einnahmen der Kollekte.

„Die Orgel ist ein Beitrag für ganz Wipperfürth und könnte sich zum Anziehungspunkt entwickeln“, sagt Weichert.„So, wie sie jetzt entsteht, ist sie wirklich einmalig. Der Marktplatz hat sowieso schon eine sehr hohe Verweilqualität. Und jetzt gibt es noch die Einladung, in die Kirche zu gehen und die Orgel zu entdecken.“ Online gibt es ein Zeitraffervideo vom Aufbau der Orgel zu sehen, eine Fortsetzung soll bald folgen. 

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