InterviewAlex Jesinghaus berichtet wie in Wipperfürth aus Meerjungfrauen Gardetänzerinnen

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Tanztrainerin Alex Jesinghaus hält einen Schal in den Händen. Darauf steht in bunten Buchstanden „Spark Dancers“.

Wie es sich gehört, wärmen sich die Spark Dancers mit dem eigenen Schal.

2009 sind die Spark Dancers, die Funkentänzer im VfB Kreuzberg in Wipperfürth entstanden. Wie es dazu kam, erzählt Trainerin Alex Jesinghaus.

Aus einer spontanen Idee heraus sind 2009 die Spark Dancers, die Funkentänzer im VfB Kreuzberg, entstanden. Aktuell tanzen 30 Mädchen in den drei Gruppen und haben jetzt im Karneval Hochkonjunktur. Trainerin ist von Beginn an Alex Jesinghaus (52). Andrea Knitter sprach mit ihr über ihre Motivation und die Bedeutung der Abteilung   für den Wipperfürther Stadtteil.

Die Session geht ihrem Ende zu. Wie viele Auftritte hatten die Spark Dancers und was steht noch an?

Alex Jesinghaus: Am heutigen Samstag haben wir noch zwei Auftritte. Den Sonntag haben wir uns frei gehalten, um an unserem eigenen Wagen zu arbeiten, mit dem wir am Rosenmontagszug in Kreuzberg teilnehmen. Am Dienstag stehen wir noch in Halver und in Wuppertal auf der Bühne, sodass wir insgesamt auf knapp 30 Auftritte gekommen sind.

Den VfB Kreuzberg verbindet man vor allem mit Fußball. Wie kommt es, dass es im Sportverein eine Gardetanzgruppe gibt?

Das ist aus einem Hobby heraus geboren. 2009, meine Tochter Leonie ging in den Kindergarten, hatten wir Mütter die Idee, uns als Meerjungfrauen zu verkleiden. Aus den Stoffresten haben wir den   Kindern Kostüme genäht und mit ihnen einen kleinen Tanz eingeübt. Das haben wir sieben Mütter und Kinder zunächst nur für uns gemacht. Die Kinder hatten aber so viel Spaß, dass es seit April 2009 eine feste Kindertanzgruppe im VfB Kreuzberg gibt.

Eine Tanzgruppe, bestehend aus Mädchen, zeigt eine Choreografie.

In der Turnhalle in Kreuzberg bereiten sich die Spark Dancers auf ihre Auftritte vor und trainieren dort über das ganze Jahr.

Woher kommt Ihre Leidenschaft für den Gardetanz?

Ich war selbst Mariechen und habe mit sieben Jahren bei der KG Musketiere in Wuppertal mit dem Tanzen angefangen. Als ich dann dachte, der kurze Rock muss weg, bin ich Trainerin geworden.

Wie ging es mit Ihren Mini-Tänzerinnen weiter?

Wir haben zunächst einen Namen für unsere Mini-Garde gesucht und Spark Dancers gewählt, weil es ein bisschen moderner als Gardetanz klingt. Erstmal waren es nur die sieben Kinder, doch wie es auf dem Dorf so ist, sprach es sich herum und es kamen immer mehr Anfragen. Schnell waren es bis zu 14 Mädchen im frühen Grundschulalter.

Sind die sofort aufgetreten?

Nein, das war nicht so einfach, viele hatten damit Probleme, dass so kleine Kinder auf der Bühne stehen und tanzen. Doch wir haben uns durchgesetzt, die Kinder wurden größer und es kamen mehr dazu.

Ich war selbst Mariechen und habe mit sieben Jahren bei der KG Musketiere in Wuppertal mit dem Tanzen angefangen. Als ich dann dachte, der kurze Rock muss weg, bin ich Trainerin geworden.
Alex Jesinghaus, Trainerin der Spark Dancers in Wipperfürth-Kreuzberg

Damit sind auch die Ansprüche gewachsen, oder nicht?

Natürlich, die Größeren wollten andere Sachen machen als die Kleinen können. Wir haben die Gruppen geteilt. Dass wir heute auch noch die Sternchen haben, die Gruppe ab drei Jahren, haben wir unserem Mariechen Merle zu verdanken.

Inwiefern?

Merle, die heute zwölf Jahre alt ist, trug noch eine Windel, verguckte sich in die Tanzgruppe und ist ein Jahr hinter mir hergelaufen, weil sie unbedingt tanzen wollte.

Und Sie sind schwach geworden?

Ich habe einen Zettel am Kindergarten aufgehängt und hatte schnell acht Kinder in der Gruppe. Der Bedarf war also da.

Welche Altersgruppen haben Sie aktuell?

Die Sternchen sind zwischen drei und sieben Jahre alt, die mittlere Gruppe, die inzwischen von meiner Tochter Leonie und Lia Dörpinghaus trainiert wird, besteht aus Mädchen im Alter von acht bis 14 Jahren, die große Gruppe, in der Leonie mit 19 Jahren die Älteste ist, beginnt mit 15 Jahren. Ich bin sehr stolz darauf, dass mit Leonie und Lia zwei Mädchen aus dem eigenen Verein Trainerinnen sind.

Trainerin Alex Jesinghaus steht mit dem Mariechen Merle Irle zusammen und spricht mit ihr. Im Hintergrund stehen die Mädchen der Tanzgruppe in einer Reihe.

Trainerin Alex Jesinghaus mit dem Mariechen Merle Irle.

Haben Sie in allen Gruppen genug Tänzerinnen?

Bei der mittleren und der großen Garde hätten wir gerne noch ein paar mehr. Bei den Sternchen tanzen 14 Kinder und das reicht. Bis man sie alle in Reihen gestellt hat, dauert es schon lange genug.

Können Sie alle Kinder und Jugendlichen, die mitmachen wollen, auch zu Gardetänzerinnen machen?

Mein Motto ist, man kann nicht alles können, aber fast alles schaffen. Das gilt auch für Elemente wie Spagat oder Rad. Gardetanz hat viel mit Disziplin zu tun und es fällt nichts vom Himmel.

Wie groß ist der Aufwand der drei Gruppen?

Wir trainieren das ganze Jahr über, die Sternchen eine Stunde in der Woche, die mittlere Garde anderthalb und die Großen zwei bis drei Stunden am Stück.

Wie in vielen Garden haben auch sie kaum Jungen dabei. Wie kommt das?

Bei den Sternchen tanzen drei Jungen, die es auch sehr gut machen. Ich hoffe, sie bleiben dabei. Das kritische Alter ist zwischen zehn und zwölf Jahren, wenn die Freunde sich schon mal darüber lustig machen. Wenn die Jungs das überwunden haben, dann bleiben sie   dabei. Das hat sich auch bei uns in den vergangenen Jahren so gezeigt. Unser letzter Tänzer ist gegangen, als er mit dem Studium begonnen hat. Alleine wegen der Hebefiguren, die dann viel höher gingen, wäre es schon schön, wenn wir Jungs dabei hätten.

Wie entscheiden Sie über die Musik und die Choreografie?

Das entsteht in meinem Kopf, wenn ich im Auto unterwegs bin. Ich höre die Musik in Dauerschleife und wenn ich zu Hause bin, mache ich mir Skizzen und Notizen.

Was sind in der aktuellen Session die Hits?

Bei den Großen ist es das „Thekenmädchen“ von Eldorado, bei der mittleren Garde „För Dich“ von Fiasko und die Sternchen   tanzen auf „Prinzessin“ von den Höhnern. Dazu kommt der Soloauftritt von Mariechen Merle Irle zu „Leev Marie“ von den Paveiern.

Was ist Ihre Motivation?

Es ist einfach mein Hobby. Dazu gehört auch, dass ich die Kostüme für die große Garde selber genäht habe, was ich auch für die mittlere Garde tun möchte. Noch tanzen sie in gekauften Kostümen. Das ganze Paket ist einfach meins.

Wenn Sie auf die fast 15 Jahre Spark Dancers blicken, was hat sich getan?

Wir sind im Dorf etabliert, aber auch darüber hinaus. Wir haben eine Kooperation mit der KG Baulemann aus Wipperfürth, gehen im Karnevalszug mit und sind beim Rathaussturm dabei. Wir treten bei Senioren auf, beim Mütterkaffee und bei Veranstaltungen   bis nach Halver. Es ist alles   größer geworden. Das Jahr über tanzen wir bei Geburtstagen aber auch bei den Fußballturnieren des VfB. Zwei Mädchen aus der Großen Garde sind zu Rot-Weiß Bechen gewechselt, wo sie sehr gut zurechtkommen. Denn nicht allen reicht, was wir hier machen.

Was möchten Sie noch erreichen?

Ich möchte, dass Merle eines Tages als Mariechen bei den Roten Funken tanzt. Sie hat einfach das Zeug dazu. Dann gehe ich in Rente.

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