Unsere Reporterin Katja Pohl war beim Kerzenziehen dabei und hat es auch selbst ausprobiert.
Noch zwei Termine im AdventKerzenziehen in der Wipperfürther Kirche sorgt für Entschleunigung

Das Angebot kommt bei den vielen Interessierten gut an und findet in der gesamten Adventszeit zweimal in der Woche statt. Zwei Termine bis Weihnachten gibt es noch.
Copyright: Siegbert Dierke
Es duftet nach Waffeln und Honig in der evangelischen Kirche am Markt in Wipperfürth. Vor dem Altarraum stehen Menschen und plaudern fröhlich. Sie halten Tassen mit Punsch oder – ganz vorsichtig – hellgelbe Kerzen in den Händen. In diesem Advent hat sich die Gemeinde eine besondere Aktion ausgedacht, um ein bisschen das Tempo aus den für viele oft so hektischen Adventstagen herauszunehmen. An diesem Tag werden in der Kirche Kerzen gezogen – und ich darf dabei sein und es auch selbst ausprobieren. Aus Honigwachs, das mit seiner fast goldenen Farbe so schön zur Weihnachtszeit passt.

Initiiert hat das Kerzenziehen in Wipperfürth Michael von Rekowski, der die Tradition in der Schweiz kennenlernte.
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Kirchenmusiker Michael von Rekowski zeigt mir, was ich tun muss, nachdem er mir sorgfältig zwei Dochte zurechtgeschnitten hat. Ich tauche die Dochte ins flüssige Wachs, ziehe sie gerade. Ich lasse meine noch ziemlich dünnen Wachsstäbchen trocknen, tauche wieder und staune, wie schnell die beiden Kerzen wirklich wie Kerzen aussehen. Doch: Nicht zu schnell, sonst wird die Oberfläche rau. Nicht zu langsam, sonst schmilzt mir meine schöne Kerze wieder weg. Während auch ich mit den anderen Teilnehmenden ins Gespräch komme, nehmen unsere Kerzen Form an, auch meine Tauchaktionen werden entspannter. Schon muss wieder Wachsgranulat nachgefüllt werden, denn wir alle lassen unsere Kerzen fleißig dicker werden.
Als Vorbild der Aktion in Wipperfürth diente die Tradition in der Schweiz
Michael von Rekowski zeigt auf zwei stattliche Exemplare, die links oben am Trockengestell hängen. Das werden die beiden Friedenskerzen. Jeder, der an der Kerzenzieh-Aktion, die immer freitags und samstags stattfindet, teilnimmt, darf diese Kerzen einmal eintauchen und dann auf einem großen Blatt unterschreiben. Die Friedenskerzen werden an Heiligabend bei den Gottesdiensten in Klaswipper und Wipperfürth leuchten. Und ich bin ein bisschen stolz, dass ich Teil dieser schönen Idee werden darf. Von Rekowski berichtet, die Idee sei aus der Runde der Teilnehmenden heraus entstanden: „Der Wunsch nach Frieden treibt gerade unzählige Menschen um. Und so setzen wir ein kleines, leuchtendes Zeichen.“
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Die Kerzen bestehen aus Honigwachs.
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Dass in Wipperfürth Kerzen gezogen werden, geht auf seine Initiative zurück. „Ich habe in meiner Zeit in der Schweiz das, Zürcher Kerzenziehen' miterlebt und fand das eine so schöne Idee.“ In Zürich findet das adventliche Kerzenziehen seit 1969 statt, in Wipperfürth könnte es sich jetzt etablieren. Denn die fleißigen Kerzenmacherinnen und Kerzenmacher sind begeistert von den fast meditativen Bewegungen und dem Miteinander. Gisela Osenberg sagt lachend: „Drei Kerzen werde ich verschenken, eine behalten. Dieses gemeinschaftliche Tun gefällt mir.“ Dagmar Schmitz ist zum wiederholten Mal dabei, denn sie hat alle ihre Kerzen schon verschenkt und möchte noch ein Exemplar für sich. „Die Kerzen sind als Geschenke wunderbar angekommen und brennen toll.“
Als meine Kerzen den gewünschten Durchmesser haben, dürfen sie etwas abkühlen und werden dann sorgfältig in Papier verpackt. Ich verabschiede mich, freue mich auf das Licht meiner beiden Kerzen und darauf, vielleicht im nächsten Advent wieder dabei zu sein.
Wer in diesem Jahr noch beim Kerzenziehen mitmachen möchte, hat dazu am kommenden Freitag, 19., und Samstag, 20. Dezember, jeweils ab 14 Uhr in der evangelischen Kirche am Markt in Wipperfürth die Gelegenheit. Weitere Informationen gibt es online.

