MehrgenerationenhausIn Wipperfürths größter WG leben 50 Menschen

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Angelika Floßbach, Tanja Lang, Zoe und Bernd Hönkhaus sitzen an einem Tisch im CBT-Mehrgenerationenwohnhaus in Wipperfürth und spielen Mensch-Ärgere-Dich-Nicht.

Gemeinsam spielen, gemeinsam leben. Seit 20 Jahren gibt es das Mehrgenerationenhaus in Wipperfürth.

Wer in das Mehrgenerationenwohnhaus in Wipperfürth einziehen will, muss Teil der Gemeinschaft werden. Das funktioniert seit 20 Jahren.

„Nicht immer ist es die Tür, die uns vom Nachbarn trennt. Oft sind es die Welten“, besagt ein altes Sprichwort. Das trifft auf die Hausgemeinschaft des Mehrgenerationenwohnhauses in Wipperfürth zu, allerdings positiv. Familien, Alleinstehende, Paare, Junge, Alte und Menschen aus verschiedenen Ländern, Menschen mit und ohne Behinderung leben hier bunt zusammengewürfelt.

CBT-Haus: 36 Wohnungen zwischen 35 und 96 Quadratmetern

Insgesamt rund 50 Bewohner, aufgeteilt auf 36 Wohnungen. Seit 20 Jahren gibt es das Haus an der Alten Kölner Straße in Wipperfürth. Anfang dieses Jahres wechselte die Trägerschaft zur Kölner Caritas-Betriebsführungs- und Trägergesellschaft (CBT). Und auch in den kommenden Jahren wird sich das Haus verändern: Die soziale Bindung des Wohnprojekts läuft 2028 aus. Damit dürften die Mieten dann an den örtlichen Mietspiegel angepasst werden.

Doch wer ins Mehrgenerationenwohnhaus zieht, entscheidet sich in erster Linie für die Gemeinschaft. Und das wollen immer mehr Menschen. Die Warteliste bei der CBT ist lang. Fast drei Jahre hat zum Beispiel Tanja Lang auf den Einzug gewartet. Was sie hier an der Alten Kölner Straße erwartet, wusste sie genau.

Die 37-Jährige ist hier aufgewachsen. Mit ihrer Mutter lebte sie hier nach der Eröffnung vor 20 Jahren. „Ich habe immer gesagt, irgendwann komme ich zurück“, so die Dreifachmama. Und nicht nur sie profitiert von dem Konzept, sondern auch ihre Kinder Joyce (12), Noah (9) und Zoey (5). „Bevor hier eine Wohnung für uns frei wurde, haben wir auf dem Land gelebt und mussten für alles das Auto nehmen“, sagt Lang. „Außerdem kann ich die Kinder hier alleine rauslassen und ich muss nicht die ganze Zeit hinterher rennen“, fügt sie hinzu, währenddessen die Kinder auf dem zugehörigen Spielplatz mit Freunden aus der Nachbarschaft toben.

Solidarisches Miteinander im Wipperfürther Haus

An dem Trubel stört sich im Mehrgenerationenhaus niemand, es geht um ein solidarisches Miteinander und wer einziehen möchte, wird vorher von Angelika Floßbach und Bernd Hönkhaus genau unter die Lupe genommen. Sie bilden das Einzugsteam und führen mit Interessenten Gespräche, um herauszufinden, ob es für beide Seiten passt, denn im Wohnblock der Caritas Betriebsführungs- und Trägergesellschaft (CBT) haben die Mieter ein Mitspracherecht, wer in der Gemeinschaft aufgenommen werden soll. „Instinkt und Menschenkenntnis helfen“, wissen die beiden aus Erfahrung und auch, dass die Fluktuation bei Null liegt.

Wer letztendlich einziehen darf, unterschreibt zum Mietvertrag eine separate Wohnvereinbarung und gibt damit ein Versprechen ab: „Ich suche Gemeinschaft und möchte mich hier einbringen.“ Hönkhaus gehört seit 2007 zur Gemeinschaft. Nach einem Schlaganfall und einer rechtsseitigen Lähmung war er auf der Suche nach einer behindertengerechten Wohnung. Diese gibt es in unterschiedlichen Variationen: Zwischen einem und vier Zimmern, zwischen 35 und 96 Quadratmetern, zwei Wohnungen sind für Geflüchtete bestimmt.

Mieter haben ein Mitspracherecht

Andreas Hofbauer wohnt hier von Anfang an. Erst lebte er auf 52 Quadratmetern alleine, jetzt ist er in einer Partnerschaft, ist ein paar Türen weitergezogen und hat sich auf 79 Quadratmeter vergrößert. „Damals ging es mir aufgrund meiner MS-Erkrankung sehr schlecht“, erinnert er sich und auch er bringt sich fleißig in die Gemeinschaft ein, denn er leitet die Bewegungsgruppe innerhalb des Hauses. Er fühlt sich wohl in der bunt zusammengewürfelten Großfamilie, hat aber auch Skeptiker unter seinen Bekannten, die mit dem Konzept nichts anfangen könnten.

Im Erdgeschoss des barrierefreien Hauses befindet sich ein Gemeinschaftsraum, in dem regelmäßig Versammlungen stattfinden. „Corona hat das Zusammenleben erschwert, es muss sich alles wieder finden“, beobachtet Vera Schumacher, die als Moderatorin fungiert. So gab es früher regelmäßig Frühstücks- und Kochgruppen. An diese Tradition soll das Nachbarschaftsgrillen zum 20. Geburtstag anschließen. Das gab es am Samstag. Eingeladen waren die Bewohner und auch viele Ehemalige kamen vorbei.

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