Meine RegionMeine Artikel
AboAbonnieren

Pfarrer Christoph Hittmeyer„Unsere älteren Mitglieder bleiben uns treu“

Lesezeit 3 Minuten

Pfarrer Hittmeyer von St. Martinus in Stommeln

Köln – Samstagabend: Messe in Stommelerbusch; Sonntagmorgen: Messe in Sinnersdorf; gleich danach: Messe in Stommeln – das Wochenendprogramm von Pfarrer Christoph Hittmeyer ist durchgetaktet. In den drei Gemeinden St. Bruno, St. Hubertus und St. Martinus vereint der 53-Jährige 7500 Katholiken. Und das seit 2010. Als er diese Aufgabe vor sieben Jahren übernahm, gab es den „Pfarrverband am Stommelerbusch“ bereits. Auch sein Vorgänger predigte in drei verschiedenen Kirchen.

„Es werden weniger Kirchenbesucher“, sagt der Pfarrer. Das liege vor allem daran, dass die ältere Generation wegsterbe, während immer weniger Kinder getauft würden. Auch mit Kirchenaustritten müsse die Gemeinde leben. Am Stommelerbusch habe er etwa um die 100 erlebt. Gemessen an 7500 Gemeindemitgliedern sei das indess zu verkraften. „Wir haben Austrittswellen. Wenn sich der Bischof von Limburg eine Residenz baut zum Beispiel“, erzählt der Pfarrer. Der Rückgang sei nicht ausufernd, aber stetig.

Immerhin: „Unsere älteren Gemeindemitglieder bleiben uns treu.“ Deswegen seien die Zahlen der Kirchenaustritte auch nicht gleichzusetzen mit denen der Kirchgänger. Und außerdem gebe es hin und wieder auch Menschen, die erneut in die Kirche eintreten. Ältere Gläubige, die ihren Weg zu Gott zurück gefunden haben. Im vergangenen Jahr seien auch zwei Flüchtlinge getauft worden.

Nach dem Abi fehlt Engagement

Die Kirchenbänke füllen die Neuzugänge aber noch lange nicht. Gerade jetzt, in der Ferienzeit, sei nicht viel los. Die Kommunionszeit ist vorbei, viele Leute sind im Urlaub. Die Samstagabendmesse lebe vor allem davon, dass Gemeindemitglieder aus den Nachbarorten dazukommen.

Das größte Problem für den 53-Jährigen ist jedoch, den Nachwuchs in die Kirche zu bekommen. „Jugendarbeit ist bei uns leider kein Schwerpunkt“, erzählt er. Das liege unter anderem daran, dass die Mitarbeiter im Pfarrverband auch so schon genug zu tun hätten. Außerdem fehle vielen Jugendlichen das Engagement. „Nach dem Abi nimmt das ab“, sagt Hittmeyer: „Und die Ganztagsschulen sind auch ein Problem. Die Messdiener kommen bei uns am Wochenende zusammen.“

Für den Moment sei die Lage in Ordnung. Doch mit den Jahren werden natürlich immer mehr ältere Gemeindemitglieder sterben. „Was dann passiert, kann ich nicht sagen“, sagt Hittmeyer. Auf lange Sicht könne man dann möglicherweise auch nicht mehr in allen Kirchen Gottesdienste anbieten. So einen Fall kennt er aus seiner Zeit in Köln-Niehl. Ende der 90er wurde ein Gebäude an die armenisch-orthodoxe Kirche abgetreten. „Wird ein Gottesdienst für zwei Gemeinden angeboten, kommen nicht 200 Prozent, sondern 140.“

Neue Mitglieder über Projekte

Trotzdem: Christoph Hittmeyer ist guter Dinge. „Im Gegensatz zu Städten wie Köln ist auf den Dörfern die Kirche noch ein letzter Halt für viele Menschen“, sagt er. Sein Plan: In Zukunft neue Gemeindemitglieder projektartig integrieren. „Wir haben heute eine andere Art des Zusammenlebens als noch in den 70ern. Die Leute wollen sich nicht mehr fest an etwas binden. Deswegen können sie zum Beispiel gezielt an Veranstaltungen wie Gemeindefesten mitwirken.“ In Sinnersdorf soll außerdem ein Begegnungscafé gebaut werden – für jüngere Rentner.

Und selbst wenn – was wahrscheinlich ist – der Trend weiter geht und weniger Leute die Kirche besuchen, Hittmeyer ist zuversichtlich: „Wir sind ein Lichtchen in der Welt und es ist erstmal egal, ob zehn oder acht Kerzen brennen. Hauptsache, es brennt etwas.“