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MachbarkeitsstudiePendler sollen Radschnellwege von Rhein-Berg nach Köln nutzen

Lesezeit 4 Minuten
Ein Vorbild: Von Leverkusen führt die Balkantrasse Richtung Remscheid. Die Strecke ist nicht nur eine beliebte Freizeitroute, sondern auch von Berufspendlern stark frequentiert.

Ein Vorbild: Von Leverkusen führt die Balkantrasse Richtung Remscheid. Die Strecke ist nicht nur eine beliebte Freizeitroute, sondern auch von Berufspendlern stark frequentiert.

Rhein-Berg – Die neue Medizin gegen den Verkehrsinfarkt rund um Köln hat eine Abkürzung: RPR. Und da diese Abkürzung von nun an wahrscheinlich häufiger in der politischen Diskussion zwischen Köln, Leverkusen, Bergisch Gladbach, Rösrath und dem rechtsrheinischen Rhein-Sieg-Kreis auftauchen wird, sollte man sie sich auch einprägen.

Mit vier leistungsfähigen Radpendlerouten (RPR) wollen nämlich die Planer der beteiligten Gebietskörperschaften in den kommenden Jahren Verkehrsalternativen schaffen beziehungsweise ausbauen, damit möglichst viele Köln-Pendler sich dazu entscheiden, mit dem Fahrrad statt mit dem Auto zur Arbeit nach Köln zu fahren.

Große Zustimmung

Radpendlerrouten sind etwas Ähnliches wie „Radschnellwege“, also Fahrradautobahnen, allerdings sind ihre Standards nicht fest definiert. Damit können sie im dicht besiedelten Großraum Köln leichter an Notwendigkeiten vor Ort angepasst werden. In der Summe bis zu 63 Millionen Euro könnte der jetzt angestoßene Ausbau des Verkehrsnetzes kosten.

Dabei besteht die Hoffnung, dass viel Geld im Rahmen des Strukturförderungsprogramms Regionale 2025 fließen könnte. Als erstes politisches Gremium im Rheinisch-Bergischen Kreis hat sich am Montagabend der Zukunftsausschuss mit den Überlegungen befasst und fraktionsübergreifend große Zustimmung gezeigt.

Das ist für das Projekt wichtig, denn zwei der vier geplanten RPR mit einer Gesamtlänge von 80 Kilometern sollen von Rhein-Berg aus nach Köln-Deutz führen: Eine ab Rösrath Bahnhof, die andere ab Bergisch Gladbach S-Bahnhof. Die Bergisch Gladbacher Route soll über Gronau und Gierath nach Dellbrück führen. Von dort aus geht es über Holweide, Buchheim, Buchforst und Kalk weiter bis nach Deutz. Ergänzt werden soll die Gladbacher Trasse durch einen südlichen Zubringer.

Er geht von Bensberg über Refrath und mündet bei Holweide auf die Haupttrasse. Die Rösrather Trasse soll parallel zur Landstraße durch den Königsforst in Richtung Rath/Heumar führen und von dort aus über Ostheim und Vingst bis Deutz. Auf der Strecke Bergisch Gladbach-Köln könnten täglich rund 2200 und auf der Strecke Rösrath-Köln täglich rund 2300 Radfahrer mehr unterwegs sein als bisher. Bezogen auf die Rösrather Route weist die Studie allerdings auch darauf hin, dass in Sachen Wirtschaftlichkeit noch Luft nach oben sei.

„Gewinn für die ganze Region“

„Das positive Ergebnis der Machbarkeitsstudie verdeutlicht, dass wir mit diesem innovativen Projekt einen großen Gewinn für die ganze Region generieren können“, sagte Gerhard Wölwer, zuständiger Dezernent bei der Kreisverwaltung. Neben den Kommunen seien Vereine und Verbände, die sich für das Thema engagieren, in die Planung einbezogen worden. Ein wichtiges Kriterium für die Auswahl der Routen sei gewesen, dass sie einen hohen Qualitätsstandard ermöglichen, etwa durch eine komfortable Breite und eine möglichst direkte, umwegfreie Routenführung.

Im Zukunftsausschuss sprach Grünen-Sprecherin Ursula Ehren von einem „Riesenschritt in Sachen Radmobilität“, der uneingeschränkte Unterstützung verdiene. Ulli Heimann (CDU) sagte, es gebe die Chance, einen „erheblichen Schritt weiterzukommen“ in Richtung Rheinschiene – spätere Querverbindungen nicht ausgeschlossen. Der Linke Werner Schwamborn zeigte sich verwundert, dass „angesichts der Vielzahl der Projektträger so etwas Vernünftiges rausgekommen“ sei. Sozialdemokrat Gerhard Zorn würdigte, dass vorab sehr viele Leute eingebunden worden seien in den Planungsprozess. Gespannt sei er, wie man dann von Deutz aus auf die andere Rheinseite kommen wolle, „aber das ist ein anderes Problem“.

Am Ende gab der Ausschuss einstimmig grünes Licht für die Vorlage. Auf Antrag der Grünen wurde ein Passus eingefügt, dass die in der Studie genannten Vorzugstrassen zwar befürwortet werden, bei „sensiblen Bereichen“ aber eine alternative Trassenführung mitzuprüfen sei.

Das Projekt in Zahlen

1 Jahr lang, von Januar 2017 bis Januar 2018, hat die Gladbacher Kreisverwaltung mit weiteren Verwaltungen eine Machbarkeitsstudie erarbeiten lassen, um insgesamt „vier leistungsfähige, regionale Radverbindungen zwischen Köln-Deutz und dem rechtsrheinisch angrenzenden Siedlungsraum zu identifizieren“.

7 Projektträger gibt es: neben der federführenden Bergisch Gladbacher Kreisverwaltung die kreisfreien Städte Köln und Leverkusen, die Städte Bergisch Gladbach, Niederkassel und Troisdorf sowie der Rhein-Sieg-Kreis.

14,2 Kilometer lang ist die Strecke ab Bergisch Gladbach und kostet 5,2 bis 8,4 Millionen Euro.

17,3 Kilometer lang ist die Strecke ab Rösrath und kostet 9,6 bis 13,1 Millionen Euro. 12,9 Kilometer lang ist die Strecke von Leverkusen Mitte nach Köln und kostet 5,2 bis 8,2 Millionen Euro.

2 Trassen sind für den Rhein-Sieg-Kreis (4a und 4b) benannt. 4a geht ab Troisdorf, ist 22,6 Kilometer lang und kostet 13,8 bis 19,8 Millionen Euro, 4b geht ab Niederkassel, ist 23,4 Kilometer lang und kostet 13,8 bis 18,3 Millionen Euro. Die Routen 4a und 4b haben gemeinsame Abschnitte.

Die Studie nennt Gesamtkosten von maximal 62,2 Millionen Euro.

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