KarnevalWie die Jury das schönste Kostüm im Bensberger Zug gefunden hat

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Die sechsköpfige Jury steht kostümiert vor dem Fenster.

Von ihrem Fenster aus begutachtete die sechsköpfige Jury die Kostüme der Jecken auf dem Bensberger Zoch.

Eine Jury hat auf dem Zug in Bensberg den schönsten Wagen, die schönste Fußgruppe und die schönste Jugendgruppe gekürt. Wir waren dabei.

„Su wie fröher, nu noch schöner!“ - das ist nicht nur das diesjährige Sessionsmotto in Bergisch Gladbach. Es passt auch perfekt für die Bewertungsgrundlage der Jury im Bensberger Zug. Nach drei Jahren kam diese wieder zusammen und nahm die Fußgruppen, Jugendgruppen und Mottowägen ganz genau unter die Lupe.

Zugegeben, es gibt schlechtere Plätze an einem Zugweg als die Kaffeeküche des Autohaus Gieraths, um den rund 3,5 Kilometer langen Bensberger Lindwurm zu verfolgen. Nicht nur ausreichend Verpflegung war vorhanden, um die Jurymitglieder bei Kräften zu halten, es war auch trocken und warm und eine Toilette in unmittelbarer Nähe. Ein wahrer Karnevalist weiß diesen Luxus eben zu schätzen.

Bensberg: Auch Bergisch Gladbachs Bürgermeister in der Jury

Eine Gruppe nach der anderen zog am Fenster vorbei und die mittlerweile eingespielte Truppe, bestehend aus Christian Buchen (Politiker und im Senat der Fidele Böschjonge), Rolf Woschei (Präsident des Regionalverbandes Rhein-Berg im Bund Deutscher Karneval), Journalistin Susanne Schröder, erstmals Bürgermeister Frank Stein und meiner Wenigkeit, schärfte den Blick, um die Vorbeiziehenden zu begutachten.

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Siegfried Wendt als Vertreter des Festkomitee Bensberger Karneval, das die Prämierung der Karnevalsgruppen an der Schlosstreppe organisiert, stellte die jeweiligen Zugnummern vor und ausgerüstet mit Stift und Bewertungszettel, vergab die Jury zwischen einem und zehn Punkte.

Um die Gunst des geschulten Juryauges zu gewinnen, sind Kreativität, Wettertauglichkeit, Aktualität, ein gewisser Überraschungseffekt und der eigene Einsatz an Nadel und Faden Attribute, auf die es ankommt,. „Schaut mal, wie farbenfroh die sind“ oder „Seht ihr die, jedes Kostüm ist ganz individuell“, rief die Jury begeistert und achtete auf noch so kleine Details, die aus Sicht einer erfahrenen Bastlerin Zeit und Nerven kosten können.

Schon vieles gesehen im Bensberger Zug

Spicken war nicht nötig, denn für die erfahrene Jurybesetzung herrschte in den meisten Fällen Einigkeit. Eine kleiner Bonus war es, wenn die Zugteilnehmer mit einer Performance Lebensgefühl und Stimmung zu den Jecken und somit auch zur Jury brachten.

Wer aber eignet sich eigentlich dafür, mit seinem scharfen Blick einen Platz in der Jury einzunehmen und somit eine verantwortungsvolle Rolle beim Bensberger Zug zu tragen? „Man muss sich im Karneval auskennen, die Unterschiede zwischen den Gruppen sehen und selbst ein bisschen jeck sein“, fasst Wendt zusammen.

Letztes sind wir wohl alle zur Genüge, denn jedes Mitglied verbringt schon Wochen im Voraus viele Stunden im bunten Treiben. Fünf Wochen am Stück sind es bei mir, wobei ich auf unzähligen Veranstaltungen stets auf der Suche nach dem Außergewöhnlichen war und immer wieder tolle kreative Kostüme auf und vor der Bühne bewundern konnte. Es gibt nichts, was es nicht gibt, so mein Fazit.

War im Bensberger Zug in diesem Jahr das meiste von der Marke „schon oft gesehen“ oder „gekauft im Karnevalsladen“, überraschten manche Gruppen doch noch. Die Schülerfreundschaft „Unterm Hahn“, die angepasst an die Filmserie „Zurück in die Zukunft“ aus einem Teil Doc Browns und dem anderen Teil aus Mc Flys bestand oder die Affenkönige, die auf ihrem Mottowagen tobten, gingen mit gutem Beispiel voran.

Besonders farbenfroh wurde es bei den Papageien der KJG Moitzfeld, der Zumba-Tanzgruppe und den Schmetterlingen der Messdiener. Gefährlich, als jede Menge Steffi Grafs und Andre Agassis vom Tennisclub Grün-Gold Bensberg am Fenster vorbeizogen und ihre Treffsicherheit mit Tennisbällen unter Beweis stellten, während die Jury die Luft anhielt.

Das ist sicherlich Berufsrisiko, denn bei 1151 Teilnehmern, die an uns vorbeiziehen, fliegen zwar selten, aber doch mal die Kamelle ins Fenster und anschließend in den Mund.

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