Verkehr in Bergisch GladbachAus dem Verein „Autobahnzubringer“ wird „Nachhaltige Mobilität GL“

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Das Foto zeigt David Roth und Georg Sprenger vom Verein „Nachhaltige Mobilität in GL“.

David Roth (l.) und Georg Sprenger vom Verein„ "Nachhaltige Mobilität in GL"“.

Der Verein Autobahnzubringer e.V. hat sich in „Nachhaltige Mobilität GL“ umbenannt. Damit ist ein veränderter Blick auf Verkehr verbunden.

Der Verkehr in der Kreisstadt ist seit Jahren, seit Jahrzehnten ein heikles Thema. Eine kleine Stellschraube, an der die Verantwortlichen drehen, kann große Auswirkungen aufs Verkehrsgeschehen haben. Am Montag war das zum Beispiel eine Wanderbaustelle auf der Hauptstraße, die ein ziemliches Chaos in der Stadtmitte auslöste.

Nachhaltige Mobilität GL: Dialog als Ziel

Über Stunden ging auf den Straßen nichts mehr. Für David Roth, Bestattungsunternehmer und Vorsitzender des neuen Vereins „Nachhaltige Mobilität GL“ ein passendes Beispiel. Viel mehr müsse in der Stadt beim Verkehr vernetzt werden, die Akteure in einen Dialog miteinander eintreten.

Der neue Verein wolle die Interessensverbände, die Stadt und die Bürger auffordern, neue Vorschläge zu machen. Georg Sprenger, Beisitzer im Vorstand, spricht davon, dass auch über„historische heilige Kühe“ gesprochen werden könnte. „Nachhaltige Mobilität GL“ ist ein neuer Verein, aber eigentlich nicht. Er hat sich umbenannt.

Vorher firmierte er unter dem Namen „Autobahnzubringer GL“. Wichtigstes Ziel war ehemals die Verwirklichung der Zubringertrasse über den seit Jahrzehnten stillliegenden Bahndamm zwischen der Stadtmitte, Heidkamp und Bensberg. „Der Bahndamm allein ist kein Allheilmittel mehr für uns“, erläutert Roth die neue Position. Beim Pressegespräch betont er, dass der Bahndamm aber zu wichtig sei, um ungenutzt zu bleiben. Für Mobilitätsangebote allgemein solle er umgebaut werden.

Angebote für alle

Das schließt für den neuen Verein ein Angebot für Kraftfahrzeuge nicht aus. Es müssten aber auch die Interessen von Radfahrern oder Fußgängern beachtet werden. Möglich wäre auch eine Umwidmung zu einer Strecke für die Stadtbahn. „Es wäre sträflich, diese Verkehrsachse zu ignorieren.“ Der Verein wolle alle Informationen sichten und aus diesem Wissen die Situation bessern.

Dieser Ansatz betreffe das gesamte Stadtgebiet, aktuell zum Beispiel die Debatte um die verbleibenden Parkplätze an der Altenberger-Dom-Straße in Schildgen. Aber auch der Verkehr im neuen Zanders-Quartier werde für den neuen Verein ein Thema sein. Ebenso der Ausbau der S-Bahn zwischen Dellbrück und Bergisch Gladbach.

Hoffen aufs zweite Gleis

Sprenger, beruflich als selbstständiger Bauingenieur tätig, erhofft sich, dass das zweite Bahngleis vielleicht schon in fünf Jahren gebaut werden könne. Dann würden viel mehr Menschen die Bahn nutzen, die Struktur des Verkehrs sich grundlegend verändern.

Kaum noch jemand werde danach noch mit dem Auto zum Shopping nach Köln fahren. Wichtig ist für den Verein ein Modell des „hydraulischen Prinzips“. Eigentlich aus der Physik kommend, zeigt es dort, wie sich Flüssigkeiten ihren Weg bahnen. Statt Flüssigkeiten seien es die unterschiedlichen Verkehrsströme, die sich ihren Weg durch die Stadt bahnten.

Alle müssten beachtet werden, und für alle müsse etwas unternommen werden. Bewusst schließt dieses Modell auch Kraftfahrzeuge mit ein. Roth und Sprenger sprechen von einem „Therapieplan für den Verkehr“, den der Verein erstellen möchte.

Mekka als Beispiel

Angestrebt werden Diskussionen und Gespräche mit allen Akteuren. In einer Pressemitteilung des Vereins, am Montag veröffentlicht, wird auf die Besucherströme in Mekka hingewiesen. Hunderttausende Pilger würden dort auf diese Weise gelenkt.

Mit den Planern der Stadt, lassen die beiden Vorstandsmitglieder durchklingen, haben sie bereits gesprochen. „Da herrscht große Freude und Wohlwollen über unseren Einsatz“, berichtet Roth. Grundsätzlich sei alles eine Frage des Willens, wenn es um die Zukunft des Verkehrs gehe.

Auch bei Facebook aktiv

Mit den diversen Gutachten der Stadt zum Verkehr will sich der Verein auseinandersetzen, einen Austausch der Mitglieder starten und auch über eine in den nächsten Tagen neugeschaltete offene Facebook-Gruppe Ideen und Vorschläge sammeln. Die Stadtgesellschaft soll miteinander diskutieren und daraus Vorschläge entstehen, die allen Verkehrsteilnehmern nützten. Bis 2028 gibt es dafür einen internen Zehn-Punkte-Plan.

Zu den „historischen heiligen Kühen“ meint Sprenger, dass auch über die denkmalgeschützte Umfassungsmauer des Kulturhauses Zanders an der Kreuzung von Hauptstraße und Odenthaler Straße gesprochen werden müsse. Ein Versetzen dieser Mauer könne für die Planer Perspektiven bringen, auch für ein Abbiegen stadtauswärts. Bis 2028 soll es gelingen, die Situation des Verkehrs in der Stadt „spürbar effizienter. Bedarfsgerechter und harmonischer“ zu gestalten.

Nicht gegeneinander, sondern miteinander sollten die Akteure agieren, meinen die beiden Vorstandsmitglieder. „Der Patient muss langsam heilen“, findet David Roth. Er meint damit den Verkehr.

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