Bergisch GladbachHammerwerk soll nach drei Jahren Stillstand wieder arbeiten

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Aus dem Hochschulforst der Uni Würzburg stammt der gewaltige Eichenbalken für die Industrieanlage.

Aus dem Hochschulforst der Uni Würzburg stammt der gewaltige Eichenbalken für die Industrieanlage.

Bergisch Gladbach – Im Bergischen Museum wird gerade die Welle gemacht: Knapp vier Tonnen wiegt der sechs Meter lange Antrieb, der künftig die Kraft des Wasserrades auf das historische Hammerwerk übertragen soll. Am Ende der mehrtägigen Montagearbeiten soll die alte Industrieanlage, eines der Kernstücke des Museums für Bergbau, Handwerk und Gewerbe am Burggraben, wieder voll funktionsfähig sein.

Mit den Sanierungsarbeiten für den maroden Hammer hatte der Museums-Förderverein eine Spezialfirma für Mühlenbau aus dem sächsischen Mulda beauftragt. Im Juli waren die schadhaften Stücke ausgebaut worden. Anschließend wurden die Ersatzteile, darunter neben der Welle auch das Wasserrad der Anlage, in der sächsischen Werkstatt hergestellt. Als Material diente unter anderem ein mächtiger Eichenstamm aus dem Hochschulforst der Universität Würzburg.

Aus dem thüringischen Ort Mulda lieferte eine Spezialfirma Welle und Wasserrad fürs Museum an. Um die Großteile einzubauen, musste ein Kranwagen mithelfen. Handwerker sorgten für die Montage der Bauteile im historischen Hammerwerk.

Aus dem thüringischen Ort Mulda lieferte eine Spezialfirma Welle und Wasserrad fürs Museum an. Um die Großteile einzubauen, musste ein Kranwagen mithelfen. Handwerker sorgten für die Montage der Bauteile im historischen Hammerwerk.

Nun wurde angeliefert, um zu montieren. Dazu musste die Welle in die Luft gehen: Mit einem Spezialkran schwebte das schwere Teil über die Straße am Stockbrunnen hinweg auf das Museumsgelände ein. Sobald die neuen Bauteile aus Eichenholz richtig säßen, so Pressesprecher Martin Rölen, könne der Schmiedehammer erstmals seit drei Jahren wieder in Betrieb genommen werden. So lange ruhte die Publikumsattraktion, weil die gesamte Holzkonstruktion morsch war.

Ursprünglich stand die Anlage im Gelpetal

Nun soll wieder Leben in den Schmiedehammer kommen. Die historische Werkstatt ist Veränderungen gewohnt. Ursprünglich stammt die Anlage aus dem 17. Jahrhundert. Damals stand der Westerhammer allerdings noch nicht in Bensberg, sondern im Gelpetal zwischen Remscheid und Wuppertal. Dort wurden jahrhundertelang zahllose Hammerwerke und Schleifkotten betrieben, die bis zu Beginn des 20. Jahrhunderts die Wasserkraft der Region nutzten. Hier wurde aus Eisenrohlingen hochwertiger Stahl raffiniert und zu Schwertern, Sicheln, Sensen und anderen Werkzeugen und Schneidwaren weiterverarbeitet. Auch im Westerhammer wurden Klingen produziert, zuletzt Bauwinkel.

1959 wurde die mehrfach veränderte Industrieanlage, die heute das Erscheinungsbild des 19. Jahrhunderts aufweist, in das kleine Freilichtmuseum nach Bensberg transloziert. In den 1980er Jahren teilsaniert, musste es vor rund drei Jahren stillgelegt werden. Das hintere Rad der Welle war verfault, das Kernholz nicht mehr tragfähig, hatte Wilhelm Carl, Vorsitzender des Fördervereins, Anfang des Jahres erklärt, warum der Verein mit großem Engagement Geld für die Restaurierung sammelt.

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Rund 60 000 Euro kostet die Sanierung. 20 000 Euro übernimmt die NRW-Stiftung, 8000 Euro kommen von der Stadt. Der restliche Betrag soll über Spenden und den Förderverein abgedeckt werden, etliche Sponsoren wurden schon gefunden. Eine große Kraftanstrengung für das frühindustrielle Kraftwerk: „Ein laufendes Hammerwerk macht das Museum attraktiver“, so Carl zu Beginn der Aktion. „Für die Besucher ist es interessant, wenn es beim Schmieden kracht und die Funken sprühen.“

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