Deutlich mehr als 400 WohnungenPläne für die Papierfabrik Wachendorff in der Beratung

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Die alte Papierfabrik Wachendorff

Bergisch Gladbach – Viele hundert Wohnungen, auch im sozialen Segment, weit mehr als 1000 Neubürger. Eine intensive Verdichtung des Gebietes, möglicherweise größere, höhere Gebäude. Eine neue Grundschule, vielleicht. Weniger Gewerbetreibende im Quartier. Dafür eine größere Verstädterung mit mehr Wohnangeboten.

Nein, hier ist nicht von der Papierfabrik Zanders die Rede. Es geht um mögliche Pläne für den kleinen Nachbarn in Gronau, die brachliegende Papierfabrik Wachendorff am unteren Lauf der Strunde. Die Entwickler und Eigentümer des Geländes (Kradepohlsmühle, 3,9 Hektar) im Stadtteil Gronau planen in diesen Tagen um, in enger Abstimmung mit der Stadt. Was die Eigentümer möchten: erste konzeptionelle Ansätze mit „deutlich mehr als 400 Wohnungen“, wobei diese Zahl mit der Verwaltung noch nicht abgestimmt ist, und ein kleiner „Stellplatzschlüssel“ - wenige Pkw-Parkflächen für die Bewohner. Die Stadt spricht von einer „spannenden und umfangreichen Planung“. 500, 600, 700 Wohnungen erscheinen auf dem Gelände möglich.

Projekt wird größer als bislang angenommen

Eine Bauleitplanung muss deshalb für Wachendorff kommen, was meist so um die zwei Jahre Zeit beansprucht. Vorher wird sich nichts tun auf dem Gelände. Der Zeitplan, auf den die Entwickler bislang für das „Wohnen an der Strunde“ hofften, ist somit hinfällig. Eigentlich hätte der Umbau längst beginnen sollen, 2024 erste Mieter einziehen sollen. Was schon jetzt deutlich wird: Gronau wird sich mit dem Wachendorff-Umbau stark verändern. Und das Projekt wird viel größer als bislang angenommen.

Um das Quartier zu entwickeln, muss die städtische Bauleitplanung die Veränderungen mit allerhöchster Priorität begleiten und (möglichst in der übernächsten Fachsitzung) ein Bebauungsplan aufgestellt werden. Das war bislang anders gedacht. Die Eigentümerseite, die Berliner Gröner-Gruppe, wollte mit einem vorhandenen Bebauungsplan die seit langem brachliegenden Industrieflächen der ehemaligen Pappen- und Papierfabrik C. F . Wachendorff entwickeln, mit einem Altenheim unter anderem, einem großen Parkhaus und vielen Wohnungen in den historischen Produktionsstätten. In einem Entwurf aus dem Frühjahr 2021 waren neun großvolumige Winkelgebäude für Wohnungen vorgesehen, zentrale Industrierelikte wie Kesselhaus, Schornstein, Kraftwerk und vier Produktionshallen als Bestandsbauten eingeplant.

Hier liegt das Gelände der Papierfabrik Wachendorff

Hier liegt das Gelände der Papierfabrik Wachendorff

Wachendorff kommt bei Planungsansätzen obendrauf

Da jedoch Entwickler nun auch das benachbarte Mischgebiet Kradepohl (16000 Quadratmeter, bislang Gewerbebetrieb mit Erweiterungsflächen) im Eigentum haben, soll die Planung grundlegend neuaufgesetzt werden. Das Baugebiet wird damit unmittelbar angrenzen an die „Secondhallehalle“ der Emmaus-Gemeinschaft und die private Veranstaltungsstätte „Saal 2000“. Die Fachleute im Planungsausschuss sollen dies alles mit einer Entscheidung flankieren: Aufwertung des Verfahrens in die höchste Wichtigkeitsstufe im städtischen Planungsamt, Vorbereitung für die Aufstellung eines umfassend neuen Bebauungsplans. Und, dies aus städtischer Sicht vielleicht das Wichtigste: mit Blick auf ein Integriertes Rahmenkonzept für den Stadtteil Gronau.

Seit dem vergangenen Jahr ist diese Vision beschlossen, das Konzept soll Defizite von Gronau ausarbeiten und Konzepte dagegensetzen. Der Bereich Wachendorff werde daraus vorgezogen, sozusagen als ein erster Baustein von mehreren, heißt es bei der Stadt. Mit den Weißenberger-Hochhäusern an der Mülheimer Straße, funktionaler Gewerbearchitektur (Supermärkte, Autohäuser), der Kirche St. Marien, dem Bereich der S-Bahn mit Park und Ride und einer geplanten neuen Straße über das Gleisdreieck gibt es zahlreiche Ansätze für Planungen. Und obendrauf kommt Wachendorff.

Papierherstellung ab 1740

2003 hatte das Unternehmen, damals zu den Wanderer-Werken München gehörend, seine Produktion einstellen müssen. Danach misslangen mehrere Investorenanläufe, auch mit der Regionale 2010. Zwischennutzungen mit Kleingewerbe, Crashtagen und Kreativen folgten. Das Gelände an der Strunde bietet eine interessante Historie, die im 17. Jahrhundert als Schleifmühle am Kradepohl (Krötenpfuhl) begann.

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Ab 1740 wurde Papier hergestellt, Papiermacher Heinrich Schnabel war hier tätig. 1873 gelang Unternehmer Carl Friedrich Wachendorff der Kauf der Fabrik mit Ausbau zur gewerblichen Produktionsstätte. Pappen und Packpapiere produzierte Wachendorff, später auch Stanzteile für die Pkw-Innenverkleidung, und noch 1989 waren 240 Beschäftige in Lohn und Brot. Heute stehen die alten Fabrikhallen leer.

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