In vielen StadtteilenWo Experten die Defizite im Einzelhandel in Bergisch Gladbacher sehen

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Das Foto zeigt die Stadtmitte von Bergisch Gladbach.

Die Stadtmitte mit Rhein-Berg-Passage (oben) und Rhein-Berg-Galerie (rechts)

In Bergisch Gladbach gibt es nach dem Entwurf des neuen Einzelhandelskonzepts Verbesserungsbedarf in vielen Stadtteilen.

Beim Einzelhandel in der Kreisstadt ist vieles in Bewegung. Nicht immer sind es positive Entwicklungen. In der Stadtmitte dümpelt seit Jahren die Rhein-Berg-Passage vor sich hin, seit Ankermieter Marktkauf die Türen schloss.

Die Folge: In der Fußgängerzone fehlt zum Einkaufen ein moderner großer Vollsortimenter, als Ergänzung zum kleinen Rewe-Markt und zum Aldi in der Rhein-Berg-Galerie. In Heidkamp warten die Menschen auf einen neuen Nahversorger, ein Aldi-Markt wird demnächst in die Alte Milchsammelstelle einziehen – nach Abriss des Gebäudes und Neubau eines an den Vorgänger angelehnten Marktes.

Mangel in Herkenrath

Und in Herkenrath fehlt seit dem Sommer überhaupt ein Einkaufsmarkt, seitdem der kleine Edeka schloss. Bemühungen für das große Einkaufszentrum mit modernem Edeka, mit Aldi und Drogeriemarkt laufen, über Nacht kommt das Projekt aber nicht um die Ecke. Ein wenig tröstet es, dass mit dem Rewe-Vollsortimenter im Bensberger Einkaufszentrum Schlossgalerie jüngst ein neuer Markt öffnen konnte. Frist bis 20. Dezember Blicke auf die städtischen Zentren wirft derzeit der Entwurf des Einzelhandels- und Nahversorgungskonzepts von Bergisch Gladbach.

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Das Papier fasst zusammen und schaut nach vorne, erfasst Kaufkraft und planerische Veränderungen. Es geht ums Einkaufen, aber auch um den inhabergeführten Einzelhandel und um Läden von Ketten. Die Shoppingangebote in den Stadtteilen spielen auch eine Rolle.

Öffentliche Auslegung

Die Bürgerinnen und Bürger finden die Papiere ausgelegt im Flur des Technischen Rathauses in Bensberg, zu den üblichen Öffnungszeiten. Auch auf der städtischen Internetseite findet sich der Entwurf. Bis 20. Dezember läuft die Eingabefrist, Gedanken und Wünsche der Gladbacher sind ausdrücklich erwünscht.

Ein Hauptzentrum setzt der Entwurf fest: die Stadtmitte. Hier sind die Verkaufsflächen zweieinhalbmal so groß wie in Bensberg, viereinhalbmal so groß wie in Refrath. Diese beiden Stadtteile gelten als Nebenzentren. Dann folgen in der Hierarchie die kleineren Nahversorgungszentren Schildgen, Paffrath, Hand, Heidkamp und Herkenrath. Wer außerhalb dieser Ortslagen wohnt, muss deutlich weitere Wege fürs Einkaufen und Shoppen in Kauf nehmen.

Löwen-Center und Rhein-Berg-Passage

Für die Stadtmitte stellen die Planer mit Schließung der Rhein-Berg-Passage und zweier Geschäfte in der Rhein-Berg-Galerie einen Verlust an Attraktivität fest. Das Löwen-Center in der Fußgängerzone wird als „nicht mehr zeitgemäß“ bewertet. Auch um das Postgebäude herum gebe es Aufwertungsbedarf, ist im Entwurf zu lesen. Auch auf der östlichen Seite der Einkaufsmeile (Laurentiusviertel) bestehe Handlungsbedarf, der Wochenmarkt kompensiere dies nur teilweise.

In der Grünen Ladenstraße wird von Leerständen berichtet, kleinteiliger Einzelhandel oder Gastronomisches könnten Abhilfe schaffen. Für den gesamten Bereich mit Löwen-Center und Rhein-Berg-Passage wird auf eine Modernisierung gesetzt, in der Grünen Ladenstraße könnten sich auch junge Start-up-Unternehmen übergangsweise ansiedeln.

Das Löwen-Center sei ein zentraler Anker der Innenstadt mit hoher Ausstrahlung. Die Gutachter empfehlen, hier einen Schwerpunkt für die Neugestaltung zu setzen. Berichtet wird von einem „linearen“ Kunden-Durchlauf: Passanten flanieren nur durch die Fußgängerzone der Hauptstraße und lassen die übrigen Bereiche links liegen.

Unschöne Parkplätze

Ein neuer Rundlauf könnte dies aufbrechen. Auch die Rückseite der Gebäude an der Gohrsmühle wirke wenig einladend, überwiegend würden die Flächen als Parkplätze genutzt. Empfohlen wird an dieser Ecke eine Nachverdichtung, eine Neuordnung der Parksituation und eine hochwertige Gestaltung der „Raumkanten“ an der Gohrsmühle. Weniger die Masse des Einzelhandelsangebots als die Qualität sei entscheidend.

Für Bensberg wird eine Modernisierung der Schlossgalerie ins Spiel gebracht, der Umbau der Schloßstraße werde sich positiv auswirken. Die Händlerschaft in Bensberg sei aktiv, eine weiter steigende Profilierung der Angebote sei wünschenswert. Mit dem Schloss könne das Zentrum von Bensberg eine Art Erlebniseinkauf bieten. Auch das Technische Rathaus, die Terrassenhäuser am Ortsrand und das Bergische Museum seien wichtig für eine „Imagebildung“ von Bensberg. Refrath, drittgrößtes Zentrum der Stadt, bietet eine Schwerpunkt mit Angeboten der Nahversorgung an.

Leerstände und Spielhallen

Allerdings seien einige prägende Anbieter für Lebensmittel nicht mehr zeitgemäß, was ihre Verkaufsfläche angeht. Modernisierungen und Erweiterungen, nach Möglichkeit am Standort, seien wichtig, um eine langfristige Bestandssicherung zu erreichen. Leerstände sowie Spielhallen und Wettbüros um den Penny-Markt haben die Gutachter als Abwärtstendenzen im Blick. Ein aktives Leerstandsmanagement wird empfohlen. Gegebenenfalls könnten bestimmte Areale von Wettbüros und ähnlichem freigehalten werden.

Für Schildgen geht es um ein verbessertes Angebot für Radfahrer und Fußgänger, die Überquerung der Altenberger-Dom-Straße erschwere die Verbindung der Einzelhändler. Aldi und Netto seien am Rand des Orts platziert, der Rewe im Ortskern biete eine eher kleine Verkaufsfläche. Maßnahmen zur Verkehrsberuhigung empfehlen die Gutachter und einen Dialog der Schildgener Akteure.

Lob für den CAP-Markt

In Paffrath haben die Fachleute veraltete Passagen und Plätze ohne Identität ausgemacht. Der Verkehr sei stark – ein weiteres Defizit. Die Bemühungen des inklusiven CAP-Markts seien positiv zu bewerten, insgesamt sei das Zentrum aber als gefährdet einzustufen. Dringend notwendig sei die Erweiterung des Lebensmittelangebotes, am bestehenden Standort aber kaum möglich. Der Rewe-Vollsortimenter liege nur 850 Meter vom CAP-Markt entfernt, schon außerhalb der Nahversorgungszone.

Herkenrath müsste eigentlich aus dem Konzept genommen werden, da es derzeit keinen Nahversorger gebe. Dennoch halte man daran fest. Die Stärkung der Nahversorgung und die Realisierung des neuen Einkaufszentrums seien erklärte Ziel der Stadt.

In Hand sei im Grunde auch kein Nahversorgungszentrum mehr, Mindestanforderungen würden unterschritten. Der Netto-Markt sei zu klein und nicht mehr zeitgemäß. Der Standort müsse dringend aufgewertet werden, möglichst mit Ansiedlung eines modernen Lebensmittelmarktes.

Für Heidkamp sehen die Planer Licht am Ende des Tunnels: Mit dem Aldi-Markt bekomme der Ortsteil wieder ein gutes Nahversorgungsangebot. Zur Stärkung der Aufenthaltsqualität sollte auch hier mehr für Fußgänger und Radfahrer getan werden.


Öffentliche Informationsveranstaltung zum Einzelhandels- und Nahversorgungskonzept: Montag, 27. November, 18 Uhr, Ratssaal von Bergisch Gladbach-Bensberg.

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