Bisher gratisHeiraten im Historischen Ratssaal von Bergisch Gladbach hat ab Januar einen Preis

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Blick von oben in den Historischen Ratssaal in Bergisch Gladbach.

Heiraten im Historischen Ratssaal in Bergisch Gladbach kostet ab Januar 2023 Geld.

Wer beim Jawort in Bergisch Gladbach ab 2023 trödelt, zahlt mehr.

Die Nutzung des Historischen oder auch Großen Ratssaals von 1906 fürs Heiraten war bislang kostenlos – die Eheschließung als solche kostet natürlich auch hier die üblichen Gebühren. Ab 1. Januar 2023 zahlen Hochzeiter mindestens 30 Euro für die Nutzung des klassischen Raums im Rathaus Stadtmitte.

30 Minuten kosten 30 Euro, ab der 31. Minute werden 60 Euro berechnet. Und so weiter: Für jede weitere halbe Stunde Nutzung nimmt die Stadt weitere 30 Euro. Wer beim Jawort trödelt, zahlt mehr. Das hat der Stadtrat mit Mehrheit beschlossen.

Das Ambiente des Raumes mit seinen großen Leuchtern, den Holzvertäfelungen und Reliefs sowie dem bananenförmigen Verhandlungstisch als Mittelpunkt gilt bei Brautpaaren seit jeher als Attraktion.

Bergisch Gladbach: Integrationsrat tagt im Ratssaal

Das Jawort geben sich im Ratssaal Paare mit Blick auch auf die großformatigen Wandgemälde mit alttestamentarischen Motiven, die einst Fabrikantin und Mäzenin Maria Zanders nach Vorlagen des Künstlers Johann Wilhelm Schirmer originalgetreu schuf und die im Ratssaal auf Wunsch der Stifterfamilie Zanders seit Errichtung des Rathauses einen dauerhaften Ehrenplatz gefunden haben.

Neben den Hochzeiten darf die Öffentlichkeit nur bei repräsentativen Ereignissen oder Feierstunden einen Blick in den besonderen Raum werfen. Früher tagte der Stadtrat im Raume, heute der Integrationsrat.

Die Verwaltung rechnet mit 220 Trauungen pro Jahr und erwartet eine Zusatzeinnahme von 10.000 Euro. Kostenfrei bleibt lediglich das Heiraten im Kleinen Trauzimmer im Rathaus.

30 Personen dürfen im Gladbacher Ratssaal anwesend sein

Allerdings müssten die Hochzeiter hier deutlich die Zahl der Verwandten und Freunde reduzieren, erlaubt waren schon vor Corona nur zehn Personen, höchstens. Im Historischen Ratssaal dürfen sich momentan 30 Personen allerhöchstens einfinden, inklusive der Trauzeugen, des Hochzeitsfotografen und der Kinder, sofern vorhanden.

Ohne Coronaschutz könnten bis zu 50 Personen in den Raum. Sonderfälle sind das Heiraten im Bergischen Museum in Bensberg (drei Stunden, 250 Euro, nur samstags) und auf Schloss Bensberg (Preis auf Anfrage im Bankettbüro des Schlosses).

Auch die weiteren Gebühren des Gladbacher Standesamts steigen ab Januar deutlich an. So kostet die Erteilung einer beglaubigten Abschrift oder eine Auszugs aus dem Personenstandsregister bald 14 statt zehn Euro. Bei etwa 10.000 Fällen im Jahr sieht die Verwaltung hier Mehreinnahmen von 40.000 Euro. Durch weitere Gebührenerhöhungen sollen insgesamt knapp 94.000 Euro in die Kasse kommen.

Kritik kommt dazu von der Bergisch Gladbacher CDU-Fraktion. „Das ist mehr als unglücklich“, zitiert die CDU-Fraktion Ratsfrau Gabriele van den Berg. Auch mit kleinen Beiträgen wolle die Verwaltung den Bürgern in die Tasche greifen, kritisiert die Politikerin. „Jetzt sind wir auch bei den Kosten für Eheschließungen absoluter Spitzenreiter.“ Eine „Gegenwehr“ der betroffenen Bürger sei kaum möglich.

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