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PilotprojektPrivate Investoren sollen in Bergisch Gladbach neue Grundschule bauen

Lesezeit 4 Minuten
Das Gebäude der GGS Gronau ist von außen zu sehen. Davor steht ein Baum. r

Wie es mit der GGS Gronau an der Mülheimer Straße weitergeht, klärt die Stadtverwaltung Bergisch Gladbach noch. Für den Bau einer weiteren neuen Grundschule werden jetzt Investoren gesucht.

Im Ringen mit ihrer Schulbaunot setzt die Stadt jetzt auf private Unternehmen. Sie müssen aber ein Grundstück mitbringen.

Angesichts der großen Schulplatznot geht die Stadt Bergisch Gladbach neue Wege. Durch eine europaweite Ausschreibung sollen private Investoren gefunden werden, die im Stadtteil Gronau eine dringend benötigte Grundschule bauen – als Ersatz für das Wachendorff-Projekt, was sich bekanntlich zerschlagen hat. Das Besondere ist, dass die privaten Unternehmen auch ein Grundstück stellen, über das die Stadt nicht verfügt. Danach will die Stadt dann das Objekt langfristig vom Investor mieten.

„Billig ist das nicht“, sagt Thore Eggert in seiner Doppelfunktion als Dezernent und Kämmerer, in der Sitzung des Schulbauausschusses, „aber wir müssen alle Möglichkeiten ausschöpfen, in Gronau schnell ein bezugsfertiges Gebäude zu erstellen.“ Mit der Ausschreibung reagiert die Stadt auf den Stillstand auf dem Wachendorff-Gelände und will die Chance nutzen,   die bereits komplett ausgearbeiteten Ausschreibungsunterlagen aus der Schublade herauszuholen.

Stadt ist optimistisch, einen Investor zu finden

Denn die Gröner-Gruppe sollte die neue Grundschule auf dem brachliegenden Gelände der ehemaligen Papierfabrik bauen und vermieten. Die Stadt hat das Verfahren aufgehoben, als Anfang April die Nachricht kam, dass für das Wachendorff-Gelände ein Zwangsversteigerungsverfahren eingeleitet wurde.

Ausreichend große Flächen in der Größenordnung von 8500 bis 13.250 Quadratmeter seien in Gronau durchaus vorhanden. Dies wisse die Stadtverwaltung aus eigener Analyse. Insofern sei Eggert zuversichtlich, dass sich ein Investor finden lasse für den Neubau eines dreizügigen Schulgebäudes mit Schulhof und Zweifach-Turnhalle.

Für die Stadt ist es zu teuer, die Grundstücke selbst zu kaufen

Er verweist in diesem Zusammenhang auf die aktuell schwierige Auftragslage beim Wohnungsbau. Deshalb steige aktuell das finanzielle Interesse privater Unternehmer, in Schulgebäude zu investieren. Die Renditen bewegten sich in der Spanne von vier bis sechs Prozent. Würde die Stadt die Grundstücke selbst aufkaufen, würde dies, für die Stadt zu teuer werden, erläutert Eggert.

Die Herangehensweise bei öffentlich-privaten Partnerschaften ist folgendermaßen. Über die Ausschreibung wählt die öffentliche Hand einen privaten Partner aus. Der ist dann für die Umsetzung, Planung, Bau und Instandhaltung zuständig. Die Stadt zahlt ihnen im Anschluss im Rahmen von langfristigen Vereinbarungen eine Miete.

Damit könnte der Einstieg eines Investors die Stadt auch entlasten. . Denn um alle 24 Schulen, die auf der Priorisierungsliste stehen, schnell zu sanieren oder sogar neu zubauen, fehlen die personellen Ressourcen – das schaffen weder das städtische Hochbauamt noch die Schulbau GmbH. Ein weiterer Vorteil sei, sagt Eggert, dass Investoren bereits bei der Planung eine Nachnutzung der Immobilie mitdenken würden, etwa im Falle sinkender Schülerzahlen.

Zukunft der GGS Gronau ist immer noch nicht geklärt

Angesichts der vielen Vorteile liegt die Frage auf der Hand, warum die Stadt nicht alle Schulen von privaten Investoren bauen lässt? „Nein, das wäre zu teuer“, sagt Eggert. Am preiswertesten sei ein Projekt, wenn die Stadt selbst plane und baue. Etwas teurer wäre es, wenn die Schulbau GmbH den Auftrag übernehme.

Die teuerste Alternative sei, wenn ein privates Unternehmen einspringe, das schließlich selbst einen Gewinn machen wolle. Insofern könnten öffentlich-private Partnerschaften nur ein Baustein bei der Bewältigung der Mammutaufgabe sein.

Meuthen stellte klar, dass es sich bei dem Projekt um eine zusätzliche Grundschule für Gronau handele. Wie die Zukunft der GGS Gronau aussehe – Sanierung oder Neubau, Umzug in ein Interimsgebäude – müsse noch gesondert geklärt werden. „Die Bausubstanz ist teils 90 Jahre alt. Das muss man sich mal vorstellen“, empört sich Willi Bartz, Freie Wählergemeinschaft, dass die Schule schon seit Jahren ganz oben auf der Priorisierungsliste steht, aber nichts passiert.

„Aber hat die Stadt einen Plan B, wenn sich keine Investoren auf die Ausschreibung melden?“, fragt Bartz weiter. Dann, sagt Meuthen, werde die Ausschreibung geändert, um nach einem Generalunternehmer zu suchen, der im Auftrag der Stadt baut. Voraussetzung ist aber, dass die Stadt ein Grundstück hat. „Wir werden da nicht aufgeben“, betont Meuthen.

Rainer Dettmar (Grüne) betrachtet das Investorenmodell „als Pilotversuch, um vor die Welle zu kommen.“ Der Beschluss im Ausschuss fällt einstimmig aus. Ende dieses Jahres hofft die Verwaltung, Ergebnisse der Ausschreibung präsentieren zu können.