Die Politik entscheidet heute über die Zukunft der Integrierten Gesamtschule Paffrath. Stadtverwaltung warnt vor Hängepartie.
Bergisch GladbachDie Zeichen für die Gesamtschule stehen auf Abriss

Alles auf einen Blick: Hauptgebäude (1) und Sporthalle (2) der Integrierten Gesamtschule Paffrath, beide ein krasser Sanierungsfall, der Aschenplatz (3), der ersetzt werden soll, wenn die Fläche benötigt wird, sowie das Gelände für den Neubau (4).
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Abriss oder Sanierung? Die Weichen, wie die Zukunft der Integrierten Gesamtschule Paffrath aussieht, können die Fraktionen in der Sitzung des Schulausschusses stellen. „Ich würde mir wünschen, dass die Politik heute Abend eine Entscheidung trifft, um der Schule eine Perspektive zu geben“, sagt Dezernent Thore Eggert in einem Gespräch vorab.
Die Stadtverwaltung plädiert eindeutig dafür, das in den Siebzigerjahren entstandene Gebäude an der Borngasse abzureißen und auf dem Nachbargrundstück einen Neubau zu errichten. Die Politik tat sich in der vergangenen Sondersitzung Anfang Mai mit einem endgültigen Votum noch schwer und vertagte die Entscheidung. Zu viele offene Fragen gab es noch. Und natürlich die, wenn auch sehr vage Hoffnung, ob der Erhalt des bestehenden Schulgebäudes nicht doch irgendwie wirtschaftlich sein könnte.
Eine Hängepartie sollten wir unbedingt vermeiden. Dies würde die ganze Schulgemeinde verunsichern
Dabei haben die nackten Zahlen der Machbarkeitsstudie von vorneherein eine klare Sprache gesprochen: Die Kostenschätzungen belaufen sich, Stand jetzt, für die Variante Neubau an anderer Stelle auf 160 Millionen Euro – so viel Geld hat die Stadt noch nie zuvor für ein Schulbauprojekt ausgegeben. Für die Variante Generalsanierung im Bestand plus Bau einer Interimsschule für die Bauzeit würden die Ausgaben auf sage und schreibe 272 Millionen Euro klettern – fast doppelt so teuer wie der Neubau.
Die Verwaltung habe in den letzten Wochen alle noch offenen Fragen aus den Reihen der Fraktionen beantwortet, sodass nun aus ihrer Sicht die Grundlage für eine Entscheidung gegeben sei. „Eine Hängepartie sollten wir unbedingt vermeiden. Dies würde die ganze Schulgemeinde verunsichern“, wirbt Eggert erneut dafür, dass die Politik noch in der ablaufenden Legislaturperiode eine Richtungsentscheidung trifft, um keine Zeit zu verlieren.
Die Prüfungen, welche Flächen überhaupt zur Verfügung stehen, laufen erst an
Denn auch für die Option Neubau sind noch weitere Untersuchungen notwendig. „Die Prüfungen, welche Flächen überhaupt zur Verfügung stehen, laufen erst an“, sagt Fachbereichsleiterin Alexandra Meuthen. Ausgeguckt ist die Wiese zwischen Parkplatz am Kombibad und IGP – da wo aktuell die Schulcontainer für die Fünftklässler der IGP stehen.
In der Ferngasleitung sieht die Verwaltung kein Hindernis für das Bauprojekt – allerdings müsse die exakte Position anhand noch mit dem Betreiber geklärt werden – gegebenenfalls durch Schürfungen. Meuthen geht aber davon aus, dass die Abstände der vorgeschriebenen Schutzstreifen eingehalten werden können. Dies belege zumindest eine Karte, auf der die Leitung eingezeichnet sei.
Der Altbau eignet sich nicht als Rotationsschule
Aus der Hoffnung, dass der Altbau sich künftig als Rotationsschule eignen könnte, in die Schulen, die saniert werden, vorübergehend einziehen können, wird auch nichts. „Dies scheitert alleine daran, dass das Brandschutzkonzept für das bestehende Schulgebäude auf zehn Jahre befristet ist, solange wie die Bauarbeiten dauern werden“, erläutert Meuthen. Dies ist ein weiterer großer Vorteil der Neubau-Variante, dass der Unterricht in der Bauzeit im gewohnten Gebäude stattfinden kann und keine teure Zwischenlösung benötigt wird. Die Kosten für einen Interimsbau beziffern die Gutachter mit 34 Millionen Euro.
Eggert verspricht, dass der auf dem Schulgelände liegende Aschenplatz ersetzt werde, sollte die Fläche für den Neubau benötigt werden. „Wenn es in direkter Nähe nicht gelingt, dann an einer anderen Stelle.“ Darauf habe er sich bereits mit Dettlef Rockenberg, Vorsitzender des Stadtsportverbandes, verständigt.
Eine weitere der vielen Fragen der Fraktionen lautet, wie die topografischen Besonderheiten mit dem Verlauf des Mutzbachs beurteilt werden? Auch dies werde im weiteren Verfahren geprüft, betont Meuthen. Müsste der Bach etwa offengelegt werden, dann könnte dies bei der Architektur berücksichtigt werden.
Zu früh ist es zu jetzigen Zeitpunkt auch noch zu sagen, wie das ambitionierte Schulbauprojekt einmal aussehen soll? Die Bauweise, etwa aus Holz sei noch nicht festgelegt. Die Verwaltung weist noch einmal darauf hin, dass im Falle einer Generalsanierung die Rohrleitungen noch gesondert betrachtet werden müssten. Sie verlaufen zum Teil innerhalb tragender Betonstützen.
Lecks in Wasser- und Abflussleitungen würden langfristig die Statik aufgrund von Feuchtigkeit schwächen, bezieht sich die Stadtverwaltung auf einen entsprechenden Hinweis des Gutachterbüros Ernst und Young. Von über Putz verlegten Rohrleitungen im Falle von Schäden hält die Verwaltung nichts. Vorgeschrieben sei dann eine Schadstoffsanierung, zudem könnten Mindesthöhen nicht eingehalten werden.
In der letzten Sitzung hat sich die Politik selbst auf die Fahne geschrieben, einen Beschluss zu fassen, der von einer großen Mehrheit getragen wird. Ob es gelingt, dieses Thema aus dem Wahlkampf rauszuhalten, wird die Diskussion zeigen.
Das weitere Vorgehen
Bevor der erste Bagger anrollt, sind noch mehrjährige Vorplanungen notwendig. Beide Varianten Neubau/Abriss und Generalsanierung stehen unter dem Vorbehalt der Änderung des Bebauungsplans. Wie Fachbereichsleiterin Alexandra Meuthen erläutert, sei für ein B-Plan-Verfahren von einer Dauer von vier bis fünf Jahren auszugehen. Nach dem jetzigen Zeitplan werde der Start des B-Plan-Verfahrens 2027 erfolgen.
Zuvor sind etwa Boden- und Umweltgutachten notwendig, die Auskunft geben, ob sich das Nachbargrundstück für einen Neubau oder ein Interimsgebäude eignet. Die Verwaltung geht davon aus, dass die Analyse Anfang 2026 abgeschlossen ist. (ub)