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Tag der ArbeitKämpferische Worte im Bensberger Ratssaal

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Das Foto zeigt Judith Gövert bei ihrem Vortrag in Bensberg.

Judith Gövert vom DGB bei ihrem Vortrag im Bensberger Ratssaal

Zum ersten Mal gab es einen Maiempfang von DGB und Stadt Bergisch Gladbach am Vorabend des 1. Mai.

Dieser 1. Mai war anders. Kämpferische Töne für mehr Arbeitnehmerrechte und gegen Ausbeutung sind nicht bei einer Kundgebung auf dem Marktplatz, sondern im Bensberger Ratssaal zu hören. Erstmals – und das kurz vor dem auf eigenen Wunsch gesetzten Ende seiner Amtszeit – hat Bergisch Gladbachs Bürgermeister Frank Stein zu einem Arbeitnehmerempfang eingeladen. „Um das Verbindende aller demokratischen Kräfte in unserer Gesellschaft gerade am Vorabend des 1. Mai zu demonstrieren“, begrüßt er Vertreter von Gewerkschaften, Politik und Wirtschaftsförderung im Bensberger Ratssaal.

Das Foto zeigt die DGB-Aktion am Evangelischen Krankenhaus mit Maike Eyring, Claudia Dersinske, Patrick Gra und  Hildegard Gitschier-Piepenbrock

Aktion am 1. Mai am Evangelischen Krankenhaus in Bergisch Gladbach: (v.l.) Maike Eyring, Claudia Dersinske, Patrick Graf und Hildegard Glitschier-Papenbrock

Die Forderungen der DGB-Vorsitzenden Yasmin Fahimi, die Sozialpartnerschaft weiter zu entwickeln, gute Investitionsbedingungen für Unternehmen, faire Löhne und ein stabiles Rentenniveau zu sichern sowie massiv in Infrastruktur, Digitalisierung und eine ökologisch gute und bezahlbare Energieversorgung zu investieren, bräuchten die Unternehmen und Arbeitnehmer „genauso wie unser Land insgesamt“, stellte Stein fest: „Es geht um die Sicherung des sozialen Friedens in unserem Land und gegen das Erstarken politischer Kräfte, die aus der Vergangenheit nichts oder noch schlimmer: das Falsche gelernt haben und eine autoritäre und völkische Weltanschauung propagieren.“

„Wir leben in stürmischen Zeiten“, bestätigte auch Patrick Graf Sprecher des DGB-Netzwerks Rhein-Berg . Gewerkschaften böten da einen „starken Kompass“, so der Vertreter des Deutschen Gewerkschaftsbunds (DGB). Der Empfang im Rathaus sei ein Zeichen der Wertschätzung, zeige aber auch: „Gemeinsam können wir mehr erreichen.“

Gegen die Tarifflucht

Das Recht des Stärkeren dürfe nicht das Einzige sein, was zähle, forderte Judith Gövert, Geschäftsführerin der DGB-Region Köln-Bonn, sprach sich gegen Einschränkungen des Streikrechts ebenso aus wie gegen eine Aufweichung des Arbeitszeitgesetzes. Auch Tarifflucht sei „schäbig“, so die Gewerkschafterin, die keinen Hehl daraus macht, an wessen Portemonnaie es stattdessen gehen müsse: „Wir können uns die Superreichen in diesem land nicht mehr leisten.“ Denn Wohnen dürfe ebenso kein Luxusgut sein wie fair bezahlte Arbeit. „Machen Sie sich stark mit uns“, rief Gövert die gut 30 Maiempfangsgäste auf.

„Herz und Verstand“ bescheinigte Bürgermeister Stein der Rednerin und lud dazu ein, das Gesagte bei einer Stärkung im Foyer noch zu vertiefen. Die Gewerkschafter beließen es unterdessen nicht bei wohl gesetzten Worten. Am 1. Mai besuchten sie in Bergisch Gladbach diejenigen Menschen, die trotz Feiertags zu arbeiten hatten – als Zeichen der Wertschätzung ihres Einsatzes.

So besuchten Vertreter des DGB-Netzwerks Rhein-Berg ebenso Pflegekräfte der Psychiatrie im Evangelischen Krankenhaus wie Busfahrerinnen und -fahrer am Busbahnhof – stellvertretend für alle anderen Arbeitnehmer, deren Leistung der Feiertag besonders gilt.