Ehemaliges TraditionslokalEigentümer sucht Käufer für historisches Kickehäuschen in Refrath

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Rechts steht der Altbau, links daneben der Rohbau mit für ein Doppelhaus mit Gerüst.

Die Zukunft des Kickehäuschens im Stadtteil Refrath in Bergisch Gladbach mit dem markanten Mansarddach aus Schiefer ist ungewiss.

Wegen der langen Verfahrensdauer ist der potenzielle Investor für das Kickehäuschen in Bergisch Gladbach abgesprungen. 

Auf der Baustelle an der Kicke in Refrath tut sich etwas – nach jahrelangem Stillstand. Zwei Doppelhäuser sind im Bau. Doch, ob das historische Kickehäuschen, ehemaliges beliebtes Ausflugsziel, auf dem Grundstück, erhalten bleiben kann, ist ungewiss. Der potenzielle Investor ist 2023 wegen der langen Verfahrensdauer von seiner festen Kaufzusage zurückgetreten. Drei Jahre lang dauerte es, bis die Baugenehmigungen vorlagen.

Auf dem idyllisch am Wald gelegenen 1800 Quadratmeter großen Areal entsteht ein Ensemble aus drei moderne Neubauten mit Giebeldächern: ein Einfamilienhaus sowie zwei Doppelhäuser, die den Altbau mit seinem markanten Mansarddach aus Schiefer umrahmen sollten. „Es ist mehr als bedauerlich, dass der Investor abgesprungen ist“, sagt der Eigentümer des Grundstücks, Michael Korthaus, Geschäftsführer der „Korthaus Projektentwicklung GmbH“ mit Sitz in Refrath.

Eigentümer kann Erhalt des Traditionslokals nicht zusagen

Der Kaufinteressent aus Bergisch Gladbach habe mit viel persönlichem Engagement eine liebevolle Renovierung des Gebäudejuwels vorgehabt. Derzeit erarbeite nun sein Unternehmen eine Planung für das Kickehäuschen mit ein oder zwei Wohnungen als Umbau mit Kernsanierung. „Allerdings können wir den Erhalt und die Sanierung des Kickehäuschens nicht zusagen“, meint Korthaus.

Als Bauträger habe er das Ziel, die Immobilienentwicklung zu veräußern und nicht zu vermieten. „Wir suchen nun wieder Begeisterte, die das Kickehäuschen erwerben und Spaß an einem restaurierten historischen Gebäude haben“, sagt Korthaus. Sein Unternehmen prüfe eine umfangreiche energetische Sanierung mit zinsgünstigen Darlehen der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) mit Tilgungsnachlass. Damit könnte das Gebäude fast auf Neubauniveau ertüchtigt werden und gleichzeitig seinen Charme behalten.

Als Grund für die lange Genehmigungsdauer führt die Stadtverwaltung eine fehlende Bauvoranfrage der Bauherrenschaft an. In der Praxis könne so, verhindert werden, dass die Antragsunterlagen unvollständig seien. Letztlich hätten der Verwaltung die genehmigungsfähigen Unterlagen erst 2023 vorgelegen.

Planungen waren mit Gestaltungsbeirat abgestimmt

Korthaus äußert sich diesbezüglich zurückhaltend. Aus Sicht der Verwaltung habe es zwei Problemstellungen gegeben: die Entwässerung und die Gebäudehöhen. Korthaus betont, dass die Planungen 2019 im Detail mit dem Gestaltungsbeirat, zu dem auch Mitglieder der Verwaltung gehören, abgestimmt waren. Deshalb sei er fest davon ausgegangen, dass die Beantragungen der Baugenehmigungen auch so durchgehen.

Die Stadtverwaltung dagegen verweist darauf, es werde immer „klar kommuniziert, dass die Empfehlungen des Gestaltungsbeirats keine planerischen Genehmigungsfähigkeit eines Vorhabens ersetzen können.“

Für eine Einigung habe am Ende Ragnar Migenda, Dezernet für Stadtentwicklung, gesorgt, sagt Korthaus. Im Interesse der Stadt, habe er entschieden, dass das historische Gebäude möglichst erhalten bleiben sollte und das Ensemble so gebaut werden könne, wie ursprünglich besprochen – mit nur kleinen Abstrichen. „Wir haben die Gebäudehöhen um zwölf bis 25 Zentimeter gesenkt, um der Stadt entgegenzukommen“, berichtet Korthaus.

Im Vordergrund stehen Absperrungen, dahinter auf dem Baugrundstück rechts ein Rohbau mit Gerüst und links ein Einfamilienhaus, in das schon die Fenster eingesetzt sind. Dazwischen ist ein Kran platziert.

Die Bauarbeiten an zwei Wohnhäusern sind im vollen Gange: Die Fertigstellung ist für Ende 2024 geplant.

Gar nicht gut zu sprechen auf die Stadtverwaltung ist Dr. Bernd Stuckenholz, Vater eines der Bauherren. „Die Langsamkeit im Bauamt hat die Bauherren immens viel Geld gekostet“, sagt er verärgert, als er gerade dabei ist, auf der Baustelle nach dem Rechten zu sehen.

In den drei Jahren seien die Zinsen um das Dreifache gestiegen: „Rechnen Sie das mal aus, was das bei einer Bausumme von 1,4 Millionen Euro ausmacht!“ Dazu kämen Baukostensteigerungen um 30 bis 40 Prozent. Von einer Verwaltung erwarte er, dass sie lösungsorientiert arbeite und für die Bevölkerung mitdenke: „In Bergisch Gladbach gibt es doch den dringenden Wunsch nach Wohnraum.“

Die drei Wohnkomplexe sollen noch in diesem Jahr fertiggestellt werden. Derzeit werde der Verkauf für die letzte freie Doppelhaushälfte vorbereitet. Auf die Frage, ob das Kickehäuschen einem Neubau Platz machen muss, wenn sich kein Käufer findet, sagt Korthaus. „Wie es dann weitergeht, darüber mache ich mir im Sommer Gedanken.“

Die Zinsen seien in den letzten Monaten wieder etwas gesunken: „Es wäre schön, wenn sich ein Liebhaber finden würde.“ Denkmalschutz besteht nicht. Wird das historische Haus abgerissen, erinnert nichts mehr an das Traditionslokal.


Historie des Ausflugslokals

Die Geschichte des Kickehäuschens in Alt-Refrath geht auf den Anfang des 19. Jahrhunderts zurück. Am Anfang stand auf der Kicke nur eine kleine Trinkhalle aus Holz, die von dem Ausflugstourismus aus Köln profitierte. 1913 wurde der Grundstein für das jetzige Kickehäuschen gelegt. Es war zunächst eine Kaffeewirtschaft. Zum Wald hin entstand ein Biergarten. Nach dem Anbau des Saales im Jahr 1928 nutzten viele Vereine den Raum für ihre Treffen.

 Gartenwirtschaft der Gaststätte Kickehäuschen.. Ansichtskarte: im Vordergrund Eheleute Gertrud und Gerhard Neu. Ohne Zeitangabe

Gartenwirtschaft der Gaststätte Kickehäuschen.. Ansichtskarte: im Vordergrund Eheleute Gertrud und Gerhard Neu. Ohne Zeitangabe

Die Wirtsleute Gertrud und Gerhard Neu führten die Gastronomie bis 1949 und übergaben sie an ihren Sohn, der das Lokal bis 1983 leitete, und es dann verkaufte an einen Gladbacher Gastwirt. Der letzte Pächter schloss 2018 das Restaurant. Neuer Eigentümer des Grundstücks ist seit 2019 die „Korthaus Projektentwicklung GmbH“, die ihre Planung mit drei Wohnhäusern vorlegte.

Um Erinnerungen an die Geschichte des Traditionslokals wachzuhalten, sollte das Kickehäuschen saniert werden. Das LVR-Amt für Denkmalpflege hatte 2018 entschieden, dass beim Kickehäuschen die Voraussetzungen für die Ausweisung als Denkmal nicht gegeben sind. Die Bausubstanz sei durch Um- und Anbauten zu stark verändert worden. (ub)

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