Neue HeizungsanlageKinderdorf in Bergisch Gladbach wechselt von Öl auf Holzpellets

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Marco Preußer, Manfred Habrunner, Jutta Menne, Dominik Haupt stehen nebeneinander vor der Heizungszentrale, einem Backsteinbau mit einem hohen Kamin.

Die Belkaw versorgt das Kinderdorf Bethanien in Refrath mit Nahwärme aus Holzpellets: Marco Preußer, Manfred Habrunner, Jutta Menne und Dominik Haupt (v.l.).

Zusammen mit der Belkaw hat das Bethanien Kinderdorf das aufwendige technische Projekt unter Berücksichtigung des Denkmalschutzes umgesetzt.

„Das war Millimeterarbeit“, berichtet Jutta Menne, Leiterin des Kinder- und Jugenddorfs Bethanien, „wir haben alle die Luft angehalten“. Gerade so haben die beiden neuen Holzheizkessel durch die Fensteröffnung der Heizungszentrale gepasst. Als Ersatz für die alte Ölheizung hat das Bethanien Kinderdorf in Refrath in eine neue Anlage mit umweltfreundlicher Nahwärme aus Holzpellets investiert.

Die neue Heizungsanlage hat die Belkaw im Contracting-Verfahren installiert: Der Energiedienstleister erneuert die Heizungsanlage, in die Kosten sind der Wärmepreis sowie Instandhaltung, Reparaturen und Brennstoffeinkauf eingerechnet. Die Investitionskosten beziffert die Belkaw mit rund 900 000 Euro. Die Vereinbarung mit dem Kinderdorf, das eine monatliche Miete zahlt, hat eine Laufzeit von 15 Jahren.

Rund 450 Tonnen Kohlendioxid werden eingespart 

„Diese Vereinbarung hat für uns viele Vorteile“, sagt Jutta Menne, „für uns entfallen die nicht unerheblichen Investitionskosten.“ Bereits vor fünf Jahren sei die Entscheidung gefallen, von Heizöl auf Pellets umzustellen. Wärmepumpen seien damals noch keine Option gewesen. Und wie Marco Preußer, Belkaw-Projektleiter, feststellt, hätten sie sich nicht für das Kinderdorf mit seinen 25 Einzelhäusern, darunter die Wohnhäuser für 110 traumatisierte Kinder, geeignet.

Fünf Aluminiumstutzen, nebeneinander angebracht, ragen aus einer Backsteinwand.

An der Außenwand der Heizungszentrale sind fünf Einfüllstutzen angebracht, durch die die Pellets in den Lagerraum gesogen werden. Farblich müssen sie noch an die Vorgaben des Denkmalamtes angepasst werden.

Denn die Belkaw musste nicht nur die technischen Anforderungen beachten, sondern auch die Vorgaben des Denkmalschutzes für das gesamte von Architekt Gottfried Böhm entworfene Ensemble und damit auch für das in rötlichem Backstein ausgeführte Heizungsgebäude, das direkt gegenüber vom Verwaltungsgebäude steht. Im April begannen die Bauarbeiten. Jetzt ist die neue Anlage in Betrieb. Rund 450 Tonnen Kohlendioxid würden laut Belkaw im Vergleich zur alten Ölheizung eingespart.

„Die Arbeiten waren zum Teil wirklich sehr aufwendig“, berichtet Marco Preußer. Denn die Vorgaben der Denkmalschützer galten nicht nur für die Farbe von Materialien, sondern auch zum Beispiel für die zulässige Größe für Mauerdurchbrüche.

Kurze Lieferwege: Pellets kommen aus dem Sauerland

Es blieb nichts anderes übrig, als die beiden Pellet-Heizkessel durch die Fensteröffnung zu hieven: zwei graue Stahlcontainer, über 2,5 Meter hoch und drei Meter lang, inmitten eines Labyrinths aus silbernen Rohren.

Die Heizkessel mit einer Leistung 540 und 400 Kilowatt versorgen nun alle Gebäude auf dem Gelände mit Wärme und warmen Wasser über ein Nahwärmenetz. Preußer nimmt eine Probe der Pellets in die Hand. „Wie Tierfutter sieht es aus, das man im Tierpark kaufen kann“, sagt er. Gewonnen wird das gehäckselte Holz aus Holzresten und Abfällen. „Sie stammen aus der Region, aus dem Sauerland“, ergänzt Jutta Menne. Auf kurze Lieferwege habe sie großen Wert gelegt.

Marco Preußer steht neben einem der beiden meterhohen Heizkessel aus schwarzem Stahl im Keller der Heizungszentrale.

Marco Preußer, Belkaw-Projektleiter, erläutert, wie die beiden Pellet-Heizkessel funktionieren.

Da das Kinderdorf seit Beginn der Arbeiten im April mit Wärme und warmen Wasser versorgt werden musste, sind alle Arbeiten im laufenden Betrieb durchgeführt worden. Zur Überbrückung wurde eine mobile mit Öl betriebene Anlage aufgebaut.

„Mit der Pellet-Lösung ist es gelungen, im Bethanien-Kinderdorf die Herausforderungen für die Zukunft zu meistern“, sagt Manfred Habrunner, Belkaw-Geschäftsführer. Und dies könne noch weiter fortgesetzt werden. Auf den Dächern der Gebäude sieht Habrunner ein großes Potenzial für Photovoltaik, das mit der Belkaw als Partner gehoben werden könne.

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