Hoher PersonalbedarfBergisch Gladbach sucht externen Dienstleister für Wärmeplanung

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Das Klärwerk Beningsfeld aus der Luft.

Das Klärwerk Beningsfeld deckt seinen Wärmebedarf zu 100 Prozent aus Klärgas. Sonst wird der Wärmebedarf in der Stadt überwiegend durch Erdgas gedeckt. (Archivfoto)

Für die neue Wärmeplanung stehen nur alte Daten zur Verfügung. Zusätzlich besteht ein hoher Personalbedarf für die Auswertung.

Die Bundesregierung verlangt von den Kommunen eine Wärmeplanung. Diese sollen in den kommenden Jahren eine Bestandsaufnahme ihrer Energieversorgungsnetze machen und planen, wie in der Zukunft klimafreundlich geheizt werden kann. Erste Schritte in diese Richtung hat die Stadt Bergisch Gladbach bereits mit der Aufstellung des Klimaschutzkonzeptes eingeleitet. „Auf diesen stadtweiten Daten können wir aufbauen“, sagt Dezernent Ragnar Migenda.

Die Erstellung und anschließende Umsetzung einer Wärmeplanung leiste, so Migenda, „einen wichtigen Beitrag zu dem avisierten Ziel, bis spätestens 2045 klimaneutral zu werden.“ Durch die Vorarbeiten, die in 2020 wegen der Erarbeitung des Klimaschutzkonzeptes geleistet wurden, sei die Stadt auf einem guten Weg, erklärt Klimaschutzmanagerin Jana Latschan auf Anfrage dieser Zeitung.

Derzeit wird der Wärmebedarf im Stadtgebiet zum großen Teil noch durch Erdgas gedeckt. „Im Bezugsjahr 2020 war Erdgas mit einem Anteil von 49 Prozent am gesamten Wärmeenergieverbrauch der wichtigste Energieträger“, sagt Latschan. Im Sektor der Privathaushalte sei Gas mit einem Anteil von 81 Prozent sogar vorherrschend. Ebenso verhalte es sich bei den Liegenschaften der Stadt. Einzelne städtische Immobilien, weniger als zehn Prozent der Gesamtwärmeenergie, würden noch ausschließlich mit Heizöl befeuert.

Wärmeplanung macht zusätzliche personelle Ressourcen notwendig

Das Klärwerk als größter Einzelverbraucher unter den städtischen Liegenschaften deckt seinen Wärmebedarf zu 100 Prozent aus Klärgas. Bei den privaten Haushalten werden 3,8 Prozent des Wärmebedarfs durch erneuerbare Energien produziert. Inzwischen lägen auch die ersten Daten des Landesamtes für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz im Wärmekataster vor. Die verschiedenen Datenquellen müssten nun gesichtet werden, um Eignungsgebiete definieren zu können, wo etwa der Aufbau eines Fernwärmenetzes oder die dezentrale Versorgung durch Wärmepumpen sinnvoll sein könnten, erläutert Latschan das Vorgehen.

Ein externer Dienstleister soll die Stadt bei der Bedarfsanalyse unterstützen. Ein entsprechender Förderantrag sei bereits vom Bund genehmigt. „Die Dauer der Analyse wird maßgeblich davon abhängen, ob ein qualifizierter Dienstleister gefunden werden kann“, sagt Migenda. Städte mit über 100.000 Einwohnern – dazu zählt Bergisch Gladbach – sollen bis 2026 ihre Wärmeplanung vorlegen. Die Aufgabe werde aber auch, so Migenda, zusätzliche personelle Ressourcen in der Verwaltung binden. Neue Stellenanmeldungen seien in der Vorbereitung.

Ob im Stadtgebiet eher ein Wärmeverbund oder eher die Einzelversorgung der Privathäuser Sinn machen würde, dazu kann die Verwaltung momentan noch keine Aussage treffen. Welche Art von Wärmeversorgung die geeignetste ist, hänge von verschiedenen Faktoren ab: „Besiedlungsstruktur, Wärmeliniendichten, Nähe zu Wärmequellen“, zählt Latschan auf.

Belkaw äußert sich skeptisch über Aufbau neuer Fernwärme-Netze

Ein Sonderfall ist das Zanders-Areal. Dort gibt es Planungen, komplett klimaneutral zu bauen. Eine zentrale Rolle bei der Wärmegewinnung soll das Grundwasser, beziehungsweise das Wasser der Strunde bekommen.

Die Belkaw, als regionaler Energieversorger eingebunden in die Wärmeplanung, ist bezüglich des Aufbaus von Fernwärme-Netzen skeptisch aufgrund der örtlichen Strukturen ohne Industrie. „Fernwärme ist eine der Schlüsseltechnologien vor allem in dicht besiedelten Ballungsgebieten“, meint Unternehmenssprecher Lutz-Peter Eisenhut.

Die Wärme wird in großen Kraftwerken produziert und dann durch Rohre in die Häuser geleitet. Potenzial sieht Eisenhut eher in kleinen Blockheizkraftwerken, zur Versorgung etwa von Siedlungen oder einzelnen Einrichtungen.

Aktuell existierten zwei solcher von der Belkaw betriebene „Nahwärme-Inseln“: Im Hermann-Löns-Viertel gibt es ein Blockheizkraftwerk, das die Bewohner versorgt. Im Blockheizkraftwerk zur Wärmeversorgung des Seniorenheims Lerbacher Wald wird Bio-Gas eingesetzt.

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