21 Meter langGladbacher Künstlerin erhält NRW-Staatspreis für ihr Textilprojekt

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Textilfasern aus Leinsamen hat die Refratherin Veronika Moos für ihr Projekt zu Bahnen versponnen.

Bergisch Gladbach/Köln – Am Wochenende nahm sie im Kölner Museum für angewandte Kunst den NRW-Staatspreis „Manufactum“ entgegen, die bedeutendste Auszeichnung für Kunsthandwerk und Design im Land: Die Refrather Textilkünstlerin Veronika Moos. Warum nennt sie ihre 21 Meter lange Leinenbahn „Von der blauen Blume“? Einerseits als Anspielung auf das Sehnsuchtsmotiv der Romantik. „Zugleich aber blüht der Flachs tatsächlich blau, und zwar für nur einen Tag – das ist eine sehr poetische Situation.“

Leinen, so erzählt die Künstlerin „ist die älteste europäische Textilfaser, und aus einem Leinsamen entsteht ein Halm von 120 Zentimetern Höhe“. Die Faser sei sehr belastbar, „und es gibt beim Flachs keinen Abfall“. Im Gegensatz zur Baumwolle aber sei „die Verarbeitung von Flachs harte Knochenarbeit, schmutzig, staubig, manuell“.

Ernten aus acht Gärten

2015 hat Moos per Aufruf Leute gesucht, die in ihrem Garten Leinen säen und ernten wollten. „Die Arbeit kombiniert nun die Ernten aus acht Gärten“. Dazu gehören Gärten aus der Schweiz, Schweden und England. Auch aus Bergisch Gladbach und aus Köln-Poll, wo Moos ihr Atelier hat, kam Leinen.

Die Pflege sei von der Vorbereitung des Bodens über Prozesse wie raufen, brechen und hecheln bis zum versponnenen Gewebe sehr aufwendig. Die Länge der verknüpften Bahnen ist je nach Ertrag der Gärten unterschiedlich, das gilt auch für Farbigkeit und Feinheit der Faser. „Dies hängt mit Witterung, Bodenbeschaffenheit oder dem Erntezeitpunkt zusammen“. Was wann von wem gewebt wurde, lässt sich anhand von Nummern am Leinen und einem entsprechenden Zettelkasten ablesen: „Nummer Sieben sagt: Das hat am 29.4. die Elisabeth gewebt.“

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Stolz auf die Auszeichnung ist auch Galeristin Ursula Clemens-Schierbaum, die mit Veronika Moos befreundet ist und sie in ihrem Partout-Kunstkabinett in Herkenrath vertritt. „Ich war eine der ersten Leingärtnerinnen“, freut sich die Kunsthistorikerin über das geglückte Projekt. „Sie hat diesen Preis als Künstlerin und auch als Persönlichkeit verdient.“ Clemens-Schierbaum plant für 2020 eine Sonderausstellung mit den Arbeiten in ihrer Galerie. (Wi./eck)

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