PersonalnotAwo-Kita in Bergisch Gladbach reduziert Betreuungsangebot noch drastischer

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Jacken und Mäntel hängen an einer Garderobe in einer Kita.

Die Lage in der Awo-Kita Kunterbunt spitzt sich zu. (Symbolbild)

Der Awo-Kita Kunterbunt in Bergisch Gladbach geht das Personal aus. Jetzt muss der Kindergarten sein Angebot weiter reduzieren.

Die Betreuungskrise in der Awo-Kita Kunterbunt spitzt sich zu: Es gibt offenbar keinen schnellen Ausweg aus der alarmierenden Personalnot. Dies ist das frustrierende Ergebnis der Elternvollversammlung von Donnerstagabend, bei der die Familien erneut ihre existenziellen Nöte schildern. Aber es bringt nichts. Es bleibt dabei: Ab Montag dürfen die Kinder in einem rollierenden System nur alle zwei Tage kommen. Der Aufruhr unter den Eltern ist groß.

Eine Elternbeirätin zieht ein frustrierendes Fazit: „Die Awo-Geschäftsführung reagiert nur, ergreift aber keine Initiative.“ Vermisst werden seitens der Eltern pragmatische Lösungen: „Aber da kommt einfach nichts.“

Stattdessen seien es die Eltern, die Lösungen vorschlügen, nicht die Awo als Träger der Einrichtung. Zumindest ein Eltern-Vorstoß sei erfolgreich gewesen: „Jeden Morgen besteht die Möglichkeit nachzufragen, ob kurzfristig Plätze durch Krankheit oder aus anderen Gründen freigeworden sind“, berichtet die Mutter aus dem Elternbeirat.

Bergisch Gladbach: Situation erneut verschlechtert

Die selbstständige Unternehmerin hat zwei Kinder in der Kita Kunterbunt. Vier Tage in der Woche müsse sie jetzt abends arbeiten und könne ihre Kinder nicht mehr ins Bett bringen: „Das ist sehr belastend.“

Wie berichtet soll die Streichung der Betreuungszeiten um 50 Prozent bis zum Ende des Kindergartenjahres im Juli andauern. In der Einrichtung fehlen längerfristig drei Vollzeitstellen.

Ab Montag verschlechtert sich die Situation erneut: Eine Erzieherin ist krank geworden. „Wir müssen unsere Kinder schon um 14 Uhr statt um 16 Uhr abholen“, berichtet die Sprecherin der Elternvertretung.

Es wird alles getan, um den personellen Notstand zu entschärfen.
Eva Kring, Awo-Sprecherin

Die Awo-Geschäftsführung wehrt sich gegen den Vorwurf der Tatenlosigkeit. „Es wird alles getan, um den personellen Notstand zu entschärfen“, betont Sprecherin Eva Kring. Die Suche nach Fachpersonal werde „auf vielen Kanälen noch einmal deutlich intensiviert“. Zur kurzfristigen Besetzung der Stellen habe die Awo in den vergangenen Monaten bereits mehrere Personalvermittlungsagenturen kontaktiert.

Ausnahmegenehmigungen beim Landesjugendamt zur Sicherung der Aufsichtspflicht zu erwirken, wie es sich die Eltern wünschen, sei sehr kompliziert. Sie könnten maximal für sechs Wochen gestellt werden. Zudem müsse der Nachweise erbracht werden, dass diese Person fachlich ausreichend geeignet sei. Das Krisengespräch am Donnerstagabend wertet die Awo anders als die meisten Eltern als konstruktiv.

Das städtische Jugendamt setzt sich begleitend und unterstützend ein, um eine Lösung zu finden. In Bergisch Gladbach gibt es keine kommunalgeführten Kindergärten. Alle Einrichtungen werden kirchlich, von freien Trägern oder Initiativen geführt.

Trotzdem ist die Stadt gefordert: Denn sie ist seit der Einführung des Rechtsanspruchs auf einen Kita-Platz verpflichtet, ausreichend Plätze zur Verfügung zu stellen. Der   Fachkräftemangel sorgt bei allen Trägern für personelle Engpässe. Die Konsequenz im neuen Kindergartenjahr könnte sein, dass Einrichtungen weniger Betreuungsplätze anbieten. Bereits 2022 gab es ein Defizit von 291 Plätzen. Klagen von Eltern könnten die Folge sein.


Abfrage bei den Kitas

Der Jugendamtselternbeirat der Stadt Bergisch Gladbach hat bei allen 69 Kitas eine Abfrage gestartet, wie die aktuelle Lage ist. 45 haben sich bis jetzt zurückgemeldet, berichtet Felix Piepenbrock vom Vorstand. Demnach sind haben außer der Kita Kunterbunt noch zwei weitere Einrichtungen in Lustheide und Heidkamp angegeben, dass die Betreuungszeiten im Januar immer wieder eingeschränkt waren. Vier weitere Kitas verzeichneten im Dezember massive Einschränkungen. Eltern von zwölf Kitas melden teilweise Einschränkungen. Das heißt, dass an manchen Tagen die Eltern freiwillig gebeten werden, die Kinder zu Hause zu lassen. Die restlichen Kitas meldeten keine Einschränkungen.

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