Das Vorzeigeprojekt mit Kompetenzzentrum für Kinder mit einer Behinderung soll 2,2 Millionen Euro teurer werden als geplant.
BetreuungPolitik verschiebt Kita-Bau in Bergisch Gladbach wegen Kostenexplosion

Noch einen langen Weg hat die geplante Kita an der Odenthaler Straße in Bergisch Gladbach, an die ein Kompetenzzentrum angegliedert werden soll.
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Der Jugendhilfe-Ausschuss verschiebt die Entscheidung zur Finanzierung der geplanten Kita an der Odenthaler Straße in Bergisch Gladbach mit integriertem Kompetenzzentrum für Kinder mit einer Behinderung in den neu gewählten Stadtrat. Der Grund sind die extrem gestiegenen Kosten.
2,2 Millionen Euro an Mehrkosten kommen auf die Stadt zu, gegenüber dem ersten Beschluss aus dem Jahr 2021. Die Mitglieder des Ausschusses befürworten zwar immer noch ein solches Kompetenzzentrum, in dem 15 Plätze für Kinder mit einer Behinderung vorgesehen sind, speziell für Jungen und Mädchen mit einer Autismus-Spektrum-Störung.
„Wir haben uns auf ein tolles Projekt gefreut, aber jahrelang nichts mehr von dem Bauträger gehört. Keiner weiß genau, was da jetzt genau geplant ist. Und jetzt kommen diese enormen Kosten hinzu“, spricht Collin Eschbach (Grüne) die Bedenken aller im Saal aus.
Im Stadtteil gibt es aktuell einen Überhang an Plätzen
Der Stadtrat hatte das Neubauprojekt 2021 beschlossen. Der Träger, „AWO Der Sommerberg GmbH“, eine Tochtergesellschaft der Awo-Mittelrhein, hatte damals angekündigt, eine neue viergruppige Kindertagesstätte mit 63 Plätzen direkt gegenüber von der Grundschule in Hebborn zu errichten. 15 Plätze sollten für Jungen und Mädchen mit einer Behinderung reserviert werden. Die Stadt sollte das Gebäude dann anmieten.
Jetzt, über drei Jahre später, ist der Träger an das Jugendamt herangetreten, berichtet Fachbereichsleiterin Claudia Werker, mit dem Wunsch, den Mietzuschuss aufzustocken. Die kostengünstigste Variante würde die Stadt auf 20 Jahre hochgerechnet 4,1 Millionen Euro kosten. Das sind 2,2 Millionen Euro mehr als die ursprünglich vom Rat beschlossenen Kosten.
Zu bedenken gibt Werker, dass es in Hebborn selbst und den benachbarten Stadtteilen derzeit keinen Mangel, sondern einen Überhang von 39 Kita-Plätzen gebe. Allerdings könne es in Verbindung mit dem Kompetenzzentrum für Autismus-Spektrum-Störung für Eltern mit Kindern einer solchen Störung deutlich einfacher werden, einen Kita-Platz zu bekommen.
Investor könnte abspringen
Der Ausbau zu einem Kompetenzzentrum im pädagogischen Umgang mit Kindern mit einer Behinderung biete aber auch die Möglichkeit, die Erfahrungen an andere Kitas weiterzugeben, meint Petra Liebmann-Buhleier, Abteilungsleiterin für Familienförderung.
Die Verwaltung betont noch den Zeitdruck: Die Kita müsse aufgrund einer Klausel des Grundstückseigentümers im Jahr 2027 in Betrieb gehen. Um das einzuhalten, müsse der Träger bald anfangen, zu bauen.
Nach einer Sitzungsunterbrechung sind sich die Ausschussmitglieder einig, die Entscheidung trotzdem in die nächste Ratsperiode nach der Kommunalwahl zu verschieben. In die nächste Sitzung des Jugendhilfeausschusses im September solle der Träger eingeladen werden, um sein Konzept vorzustellen. Im Dezember könne dann eine Entscheidung getroffen werden.
Der Beigeordnete Stephan Dekker kann die Bauchschmerzen der Fraktionen in Bezug auf die Mehrkosten nachvollziehen: „Es kann aber sein, dass der Träger dann sagt, es ist zu spät und abspringt. Dann müssten wir einen neuen Träger suchen.“