Bergisch GladbachSmartphone-Paten helfen Senioren über Kurse hinaus

Lesezeit 3 Minuten
Smartphone Symbolbild 230821

Ob  Zoom oder Corona-Warn-App: Die digitale Wissenslücke zwischen Jung und Alt ist groß.

Bergisch Gladbach – Apps, WLAN, Updates: Für viele Senioren sind diese Wörter genau so fremd wie der Umgang mit Smartphones. Folglich nehmen sie gar nicht oder nur eingeschränkt am digitalen Leben teil. Zu Besuch in einem Smartphone-Kurs für Senioren und ein Gespräch darüber, warum sich die Begegnungsstätte „Mittendrin“ nun von Smartphone-Patenschaften jetzt mehr erhofft.

Immer wieder heißt es, Menschen über 60 Jahren seien bei der Digitalisierung abgehängt worden. Man spricht von der digitalen Alterslücke. Nun gibt es Smartphones bereits seit etwa 20 Jahren – wieso klafft diese Wissenslücke heutzutage immer noch weit auseinander?

Smartphones endlich richtig bedienen lernen

„Smartphones waren vor 20 Jahren einfach noch nicht so wichtig“, antwortet Martina van Assel, Leiterin der Caritas-Begegnungsstätte „Mittendrin“. „Da konnte man sich noch ohne Einschränkungen treffen.“ Die Corona-Kontaktbeschränkungen hätten bei vielen älteren Menschen die Motivation erhöht, sich intensiver mit Smartphones auseinanderzusetzen.

So geht es auch Roswitha Kuth: Die 63-jährige Rentnerin nimmt derzeit an einem Smartphone-Kurs von „Mittendrin“ teil: „Ich habe mir mein Smartphone vor zwei Jahren gekauft“, erzählt sie auf einer Bank vor der Begegnungsstätte. „Aber jetzt möchte ich es richtig bedienen lernen.“ Drinnen befindet sie sich mit sechs anderen Teilnehmern in einem Raum. Auf den Tischen vor ihnen liegen Notizblocks; sie haben die Stifte gezückt und die Blicke konzentriert nach vorne gerichtet, während der Referent die Handyfunktionen erklärt.

Viele technische Fragen an die Beratungsstelle

„Man muss bedenken, dass die Menschen, die zu uns in die Kurse kommen, noch fit sind,“ merkt Martina van Assel an. Viele andere ältere Menschen seien mit dem Kurssystem überfordert: „Da muss man in der Gruppe mitkommen“, sagt van Assel, „und auch geistig und körperlich mobil sein.“ Aus diesem Grund sei die Begegnungsstätte mit einem neuen Projekt gestartet: Smartphone-Patenschaften für diejenigen, die Kurse nicht besuchen können oder wollen. „Die brauchen jemanden, der ihnen erklärt: Was ist WLAN? Was ist eine Prepaid-Karte?“, so van Assel.

Das kommunale Seniorenbüro bemerkt ebenfalls, dass das Thema „Smartphone“ unter Senioren wichtiger geworden ist: Am Beratungstelefon hätten vermehrt ältere Menschen technische Fragen an die Beratungsstelle gestellt, so Martina Odenthal, Mitarbeiterin beim Seniorenbüro. Sie und ihr Kollege Alexander Grothe stehen inmitten des Bergisch Gladbacher Marktes.

Ehrenamtliche Helferinnen und Helfer gesucht

Unter einem sonnengelben Pavillon verteilen sie Flyer, beantworten die Fragen von Rentnern. „Als es die ersten Lockerungen gab und einige zum Beispiel wieder Schwimmen gehen wollten, konnten sie das gar nicht – weil die Anmeldung nur über das Smartphone lief und sie das nicht konnten“, erzählt Odenthal.

Das könnte Sie auch interessieren:

Einige alte Menschen seien auch alleinstehend und verbrachten viel Zeit daheim, ergänzt ihr Kollege Grothe. „Die Hemmschwelle, dann in eine Begegnungsstätte zu gehen und an einem Kurs teilzunehmen, ist höher.“ Und selbst wenn sie einem Kurs besuchen wollten, müssten sich die Menschen zunächst auf eine Warteliste setzen lassen – und die ist lang.

Für die Alternative zu diesen Kursen, den Smartphone-Patenschaften, sucht „Mittendrin“ derzeit ehrenamtliche Helfer. Die Smartphone-Paten sollen individuelle Ansprechpartner für die Senioren sein und dabei helfen, das Handy einzurichten. „Dafür wird es bei uns Leihhandys geben.“ Zudem wird die Begegnungsstätte die Paten schulen, „damit sie ein Gefühl dafür bekommen, welche Fragen ältere Menschen haben“, so Martina van Assel.

Die Bundesarbeitsgemeinschaft der Seniorenorganisationen fördert die Smartphone-Patenschaften finanziell. Sie sind Teil des bundesweiten Projektes „100 digitale Erlebnisorte“. Insgesamt hatten sich bis Juni 178 Akteursgruppen um die Förderung von bis zu 3000 Euro beworben.

KStA abonnieren