JahreszeitenWas der Bergisch Gladbacher Gartenexperte für den Herbst empfiehlt

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Gartenexperte Klemens Delgoff weiß, wann und wie die Pflanzen beschnitten werden müssen.

Gartenexperte Klemens Delgoff weiß, wann und wie die Pflanzen beschnitten werden müssen.

Der Herbst stellt Gartenbesitzer vor schwierige Fragen: Welche Pflanze muss wie behandelt werden?

Der Spätherbst kündigt sich an, die ersten Bäume sind schon kahl. Überall rascheln die gelben Blätter auf dem Boden, die Laubbläser pusten ohrenbetäubend alles auf einen großen Haufen zusammen. Das ist ganz und gar nicht im Sinne von Gartenexperte Klemens Delgoff, seit 65 Jahren im Obst- und Gartenbauverein Refrath und seit 1997 im Vorstand. „Igel, Mäuse und Käfer brauchen sichere Unterschlüpfe, der mit dem Roboter gemähte Rasen nimmt ihnen den Lebensraum“, sagt er.

In seinem Garten in Refrath sprießen noch munter Löwenzahn, Gras und Spitzwegerich auf den Wiesenflächen, in einem der Hochbeete wuchern die Brennnesseln — der Lebensraum für viele Schmetterlingsarten. Am Zaun zum Nachbarn entdeckt man eine Sammlung idyllischer Insektenhotels, die recht gut bewohnt sind in den Löchern mit Eiern und Larven. Feuerrot leuchten die kleinen Hagebutten am Wildrosenstrauch — als Winterfutter für die Vögel und Augenweide für den Gartenfreund.

Wenn die Forsythie blüht, ist es Zeit, die Rosen zu schneiden
Gartenexperte Klemens Delgoff

„Da wird noch nichts eingekürzt — Rosen und Beerensträucher werden erst im Spätwinter bis März vor dem Austrieb geschnitten. Wenn die Forsythie blüht, ist es Zeit, die Rosen zu schneiden“, erklärt Delgoff. „Aber die senkrechten Wassertriebe vom Apfelbaum darf man jetzt schon auf ein Drittel einkürzen.“ Denn diese bilden bei den Obstbäumen nur Blattwerk, nur die waagerechten Triebe entwickeln Blütenknospen. „Die Obstbäume gehen zwar in die Ruhephase, aber es darf nicht kälter als minus fünf Grad sein, sonst wird das gefrorene Holz beim Schneiden gequetscht“, so Delgoff.

Weiter geht es mit dem Einmaleins des Gartenbaus: Bei Himbeeren alte Ruten bodennah zurückschneiden — es bilden sich neue Triebe im Frühjahr. Wer bei den Beerensträuchern den Zeitpunkt für den Sommerschnitt verpasst hat, muss jetzt warten bis zu der Zeit Ende Februar bis Anfang März, vor Austriebsbeginn. So richtig schmuck sieht der Garten Anfang November nicht mehr aus.

In Delgoffs Biotop haben die Pflanzen Bestandsschutz

Die Herbstastern sind verblüht, doch die Samenstände dienen noch als Vogelfutter. Rainfarn und Sonnenhut, schon ganz schwarz, werden weggeschnitten, aber der Blutweiderich bleibt im Winter stehen – wegen der Samen für die Vögel. In Delgoffs Biotop haben die Pflanzen Bestandsschutz! Meterhoch reckt der Topinambur seinen kahlen bambusartigen Stamm in die Höhe, doch die schmackhaften Knollen des Wurzelgemüses sind jetzt reif für die Ernte: Pro gepflanzte Knolle kann man die zehnfache Ernte erwarten.

Deshalb wird ein Teil der Knollen auch wieder in den Boden versenkt — für das nächste Jahr. Auch die Dahlienknollen hat Delgoff längst aus dem Boden gegraben und gesäubert: Sie überwintern im Keller. Doch die Blumenzwiebeln für Tulpen und Narzissen kommen jetzt in die Erde. „Zwei Mal so tief wie die Zwiebel groß ist“, empfiehlt Delgoff. Auf dem Dach eines Unterstandes wachsen dichte Weinranken, sorgen im Sommer für angenehme Temperaturen, bieten den Vögeln aber auch Nistmöglichkeiten.

Grünkohl darf bis in den Winter hinein stehen bleiben

Im Wind baumeln die fast schwarzen, kleinen Weintrauben herunter — sie werden nicht mehr geerntet, sondern bleiben als attraktive Nahrungsquelle. Noch stehen Knollensellerie bei Delgoff im vollen Grün im Kasten, auch rote Bete. Der stattliche Grünkohl und der deftig grüne Endividiensalat dürfen noch bis in den Winter hinein stehen bleiben. Der Borretsch blüht, auch die Ringelblumen blühen in leuchtendem Orange. An den überdachten Tomaten hängen noch ein paar grüne Früchte. Delgoff wartet, dass sie noch rot werden.

Mindestens zwei Feuchtbiotope verbergen sich unter dichtem Pflanzenbewuchs — sie sind ein Lebensraum für die Frösche. Und Jedes Jahr tauchen die Erdkröten wieder auf. „Die sind nachtaktiv, wie die Raupen der Schmetterlinge und Schnecken — da ist schwer was los im Garten“, lobt Delgoff die natürlichen Schädlingsbekämpfer, die er vor 40 Jahren aus dem Osten Deutschlands übergesiedelt hat. Und wohin mit dem Schnitt und den Resten von der Ernte aus dem Gemüsebeet? „Das kommt auf den Komposthaufen, aber nicht die Reste von Gekochtem aus der Küche, die kommen in den Biomüll,“ warnt er vor muffigen Gerüchen, die dann im Fäulnisprozess entstehen und die Nachbarn auf die Palme bringen könnten.

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