Spuren sichernTrailer wirbt in Bergisch Gladbacher Kino für Hilfe nach sexualisierter Gewalt

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Der Kurzfilm wurde unter anderem aus Spenden finanziert.

Der Kurzfilm wurde unter anderem aus Spenden finanziert.

Opfer sexualisierter Gewalt können Spuren des Übergriffs anonym sichern und bis zu zehn Jahre aufbewahren lassen. Die Methode wird bisher wenig genutzt. 

Es gibt unterschiedliche Gründe, wieso Opfer von sexualisierter Gewalt ihren Peiniger nicht sofort bei der Polizei anzeigen. Viele haben nicht die Kraft dazu, die Tat noch einmal zu durchleben, während sie diese bei der Polizei oder vor Gericht erzählen. Andere haben Angst vor dem Täter oder wollen dieses schlimme Erlebnis einfach verdrängen.

Für den Fall, dass ein Opfer nach Jahren doch noch das Bedürfnis hat, sich zu wehren und die Tat anzuzeigen, ist es wichtig, dass die Spuren des Übergriffs gesichert wurden.

Mit der „Anonyme Spuren Sicherung“(ASS) gibt es eine Möglichkeit für Betroffene, die Spuren sichern zu lassen, aber sich nicht im Schockzustand und unmittelbar nach der Tat für oder gegen eine Anzeige entscheiden zu müssen.

Angebot mit Film im Bensberger Kino bekannt machen

Da dieses Angebot bisher nur von wenigen Menschen in Anspruch genommen wird, kam Judith Klaßen, Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Bergisch Gladbach, auf die Idee, das Angebot mit einem Kurzfilm bekannter zu machen.

Der Film wird demnächst im Abendprogramm des Cineplex Bensberg vor allen Filmen ab 16 Jahren gezeigt. „Ich finde es wichtig, dass Opfer von sexualisierter Gewalt wissen, dass die ASS auch hier angeboten wird“, sagte sie bei der Vorstellung des Kurzfilms. Der Film unterscheide sich von ähnlichen Filmen, die bereits in anderen Städten gezeigt werden: „Wir wollten das Hilfsangebot in den Mittelpunkt stellen und nicht die schreckliche Situation“, sagte Klaßen.

Trailer zeigt keine expliziten Taten

In dem Trailer werden keine expliziten Taten dargestellt. Der Film deutet beispielsweise eine Vergewaltigung unter Einfluss von K.O. Tropfen oder nicht einvernehmliche sexuelle Handlungen innerhalb einer Beziehung nur an – und doch weiß jeder, was gemeint ist.

„Die Leute kommen ins Kino um sich unterhalten zu lassen und rechnen mit so einem Thema nicht. Wir wollten sie cineastisch für solche Situationen sensibilisieren“, erklärte Kamerafrau Marisa Dikta.   Bürgermeister Frank Stein (SPD) wirkte von dem Ansatz überzeugt: „Der Film unterstützt die Ermittlungen und spricht Frauen jeden Alters an“, sagte er.

Der Film ist ein Kooperationsprojekt der Allgemeinen Frauenberatungsstelle, dem Verein Frauen stärken Frauen und der Usense GmbH. Er wurde durch Fördermittel des Landes, Spenden und aus der Kasse der Stadt finanziert.

In Krankenhäusern, die ASS anbieten, werden die Daten zehn Jahre lang anonym aufbewahrt und nur das Opfer hat Zugriff darauf. Der Vorteil: Das Verfahren verschafft Betroffenen Zeit. Sie können das traumatische Erlebnis verarbeiten und sich professionelle Hilfe holen. Anschließend können sie entscheiden, ob sie eine Anzeige stellen möchten oder nicht. In Rhein-Berg bietet das Vinzenz Pallotti Hospital ASS an.

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