Bergisch GladbachVergessene Pläne der Kölner Bodendenkmalpflege entdeckt
Bergisch Gladbach – Das Amt Porz liegt jetzt an der Scheidtbachstraße 23. Jedenfalls das, was an historischen Quellen die Zeiten überdauert hat. In den grauen Kartons mit den blassgelben Aufklebern lagern die ältesten Urkunden, über die das Stadtarchiv verfügt. Bis 1592 reichen die Urkunden zurück, die jetzt gemeinsam mit dem übrigen Archivgut in das neue Stadtarchiv in Heidkamp umziehen, das die Stadt für 1,1 Millionen Euro gebaut hat.
Die Unordnung, die bei gewöhnlichen Umzügen das Bild bestimmt, findet man hier nicht. Akribisch und mit großem logistischen Aufwand hat das Team um Stadtarchivar Albert Eßer monatelang den Umzug vorbereitet. „Ein Archiv lebt von der Ordnung“, erklärt der promovierte Historiker den großen Aufwand. Rund 70 Tonnen Akten und Archivgut – 1300 laufende Regalmeter – müssen den Standort wechseln und so in die neuen Regalsysteme einsortiert werden, dass sie nach der zugrundeliegenden Systematik auch künftig mühelos wieder auffindbar sind.
Auf Zuwachs konzipiert
Den Transport der Akten organisiert die Spedition Gottschalk aus Kerpen. Sie ist spezialisiert auf derartige Umzüge und zählt Städte wie Köln, Düsseldorf und Aachen zu ihren Kunden. „Wir machen nichts anderes“, sagt Marcel Braun, Projektleiter der Firma Gottschalk, gelassen, während er die Listen abhakt, nach denen die Regale bestückt werden.
Etwa 15 Prozent der Bestände sind bereits am neuen Standort, die meisten Regale in den mehr als 70.000 Euro teuren Magazinschränken, die der Landschaftsverband finanziert hat, aber noch leer. Einige Stellen werden zunächst auch frei bleiben. Denn das Magazin ist auf Zuwachs konzipiert. „Es macht Spaß, wieder Platz zu haben und auch neues Material aufnehmen zu können“, sagt Eßer mit Blick auf das alte, beengt untergebrachte Archiv, dessen Bestände an mehreren Orten gelagert waren.
Der Platz reicht für die nächsten zehn Jahre aus , und es gibt noch Reserveflächen. Am schnellsten wächst der Bestand „G 4“ – Akten der laufenden städtischen Verwaltung. Einige Verwaltungsräume und der geräumige, helle Lesesaal im ehemaligen Büro des Verlegers Gustav Lübbe sind hingegen schon mit Möbeln bestückt. Hier werden für Besucher ab Januar drei Computer-Arbeitsplätze zur Verfügung stehen.
Nur wenig bleibt am alten Standort zurück. Dazu zählt das antiquierte Hygrometer zur Messung von Raumtemperatur und -feuchtigkeit. Am neuen Standort setzt man auf passive Temperaturregelung durch 50 Zentimeter dicke Außenwände und Lehmputz und verfügt über eine moderne Klimaanlage um extreme Temperaturspitzen abzufangen, die die Archivalien schädigen könnten.
Wie bei einem privaten Umzug, bei dem sich hinter manchem Schrank lang Vermisstes wiederfindet, machten auch die Mitarbeiter des Stadtarchivs im Vorfeld des Umzugs eine unterwartete Entdeckung. „In einer kleinen Kammer, vollgestopft mit alten Karten, die nie verzeichnet worden waren, fanden sich Pläne der Kölner Bodendenkmalpflege“, berichtet Eßer. Sie waren während des Krieges wohl zunächst in das Bensberger Schloss ausgelagert und anschließend vergessen worden.
27 Pläne dokumentieren die Ausgrabung einer neolithischen Siedlung in Köln-Lindenthal aus den Jahren 1929 bis 1934, die zu den wichtigsten jungsteinzeitlichen Fundorten in Köln zählt. Die Karten wanderten nun nicht ins neue Stadtarchiv, sondern kehrten nach mehr als 70 Jahren nach Köln zurück.