Lehrer lernen YouTubeWie Videos im Unterricht eingesetzt werden können

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Im Videotraining: Esther Barde und Eva Mächel (v. links)

Im Videotraining: Esther Barde und Eva Mächel (v. links)

Bergisch Gladbach – Dieser Rezo sehe aus wie ein „ganz normaler cooler Typ“, sagt die Lehrerin. Seine Sprache sei jugendlich – auch, wenn er über Politik spricht. Über ein Werbe-Video der Youtuberin Dagi Bee finden die Lehrer wenig positive Worte. „Hier werden die Rollenklischees von vor 50 Jahren wieder ausgepackt“, schimpft jemand. „Solange man schön aussieht, hat man Erfolg. Ich finde das furchtbar“, sagt eine Frau.

Insgesamt sitzen an diesem Nachmittag zwölf Lehrende aus dem Kreisgebiet in einem Raum im Technologiepark Bergisch Gladbach. Hier findet der Workshop „Youtube-Videos im Fachunterricht“ statt. Der wurde im Rahmen der Digitalwerkstatt des Rheinisch-Bergischen Kreises veranstaltet, die Lehrenden innovative, digitale Lernformen näher bringen soll. Im Theorieteil geht es zuerst darum, die filmischen Elemente der Videos zu verstehen. Dazu haben die Lehrerinnen und Lehrer in kleinen Gruppen kurze Youtube-Clips, wie die von Rezo und Dagi Bee analysiert.

Impulse für den Unterricht

Eva Kaufmann, pädagogische Mitarbeiterin von der Geschäftsstelle Bildungsnetzwerk, erklärt: „Wir wollen mit der Digitalwerkstatt Impulse für den Unterricht geben und den Austausch unter den Lehrern fördern.“ Das gelte vor allem für den Praxisteil des Workshops, wo die Lehrenden selbst kleine Videos erstellen sollten. „Dadurch kriegen die Teilnehmenden ein besseres Gefühl dafür, wie so ein Video entsteht und wie sie es für den Unterricht nutzen können.“

Jelka Luckfiel und Maike Niermeier von der Initiative „Film und Schule NRW“ leiten den Workshop. Luckfiel sagt: „Solche Videos sind Teil der Lebenswirklichkeit.“ Ob viele Jugendliche den Lehrern im Umgang mit digitalen Medien nicht schon längst voraus seien? Luckfiel sagt: „In Einzelfällen ist das sicher so.“ Ein eigenes Schulfach für den Umgang mit den sozialen Medien hält sie nicht für notwendig: „Medien spielen ja ohnehin in jedem Unterricht eine Rolle. Statt einem eigenen Unterrichtsfach sollte man das in jedes Fach mit einbeziehen.“

Für ihre Schulfächer ließen sich solche Videos sicher nutzen, sagen Esther Barde und Eva Mächel. Barde unterrichtet praktische Philosophie und Englisch an einer Gesamtschule. Mächel ist Lehrerin für Kunst, Musik und Deutsch am Gymnasium. Die beiden stehen in einem Nebenraum vor einer blauen Wand. Barde vor, Mächel hinter der Kamera. Sie drehen einen kurzen Clip zum Thema „Die Europäische Union – Pro und Contra“. Barde gestikuliert, spielt mir ihrer Tonlage.

Ein Gefühl für die Materie bekommen

So ein Video selbst zu drehen sei gut, um ein Gefühl dafür zu kriegen, welche Arbeit dahintersteckt, sagt Barde. In der Corona-Zeit habe man öfter auf Erklär-Videos zurückgreifen müssen. Den vielen Umgang der Jugendlichen mit den sozialen Medien in der Freizeit sehen sie trotzdem skeptisch: „Viele Schüler sind nicht mehr in der Lage, sich richtig zu konzentrieren“, sagt Mächel. „Auch die Aufmerksamkeit lässt nach“, fügt Barde hinzu. Barde ist seit 18 Jahren, Mächel seit 15 Jahren Lehrerin. Natürlich habe das Internet auch viele nützliche Aspekte. „Die Jugendlichen können sich so auch außerhalb der Unterrichtszeiten informieren.“ Zeitgleich sei so etwas „Simples“ wie Vorlesen vor allem bei jüngeren Schülerinnen und Schülern plötzlich sehr beliebt. „Die fragen immer wieder, ob ich nicht etwas vorlesen kann“, sagt Mächel. „Einige kennen das so nicht mehr.“

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Dann ist das Video fertig und die Zeit des Workshops am Ende. Man ist sich einig: Youtube-Videos, ob selbst erstellt oder als Unterrichtsinhalt, lassen sich gut nutzen. „Das kann den Unterricht bereichern“, sagt eine Lehrerin. „Also, wenn wir dann irgendwann mal die Technik für so was zur Verfügung haben.“

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