EnergieGartensiedlung in Bergisch Gladbach möchte von zentralem Wärme-Netz profitieren

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Frank Grobolschek steht vor der historischen Eiche in der Gartensiedlung Gronauer Wald.

Frank Grobolschek sieht in den Plänen zur Wärmeversorgung des Zanders-Areals auch Chancen für die Gartensiedlung Gronauer Wald.

Freundeskreis schlägt vor, die historischen Gebäude der Gronauer Waldsiedlung über das benachbarte Zanders-Areal mit Energie zu versorgen.

Ein homogenes und bezahlbares Energiekonzept, das den Charakter des Viertels erhält – das wünscht sich Frank Grobolschek für die Gartensiedlung Gronauer Wald – und hofft dabei auf die Unterstützung der Stadt. Die entwickelt gerade städtebaulich das unmittelbar benachbarte Areal der Zanders-Industriebrache – ein Umstand, von dem auch die Gronauer Waldsiedlung profitieren könnte, meint Grobolschek.

Er setzt sich schon lange gemeinsam mit anderen Akteuren vom Freundeskreis der Gartensiedlung für den Erhalt der historischen Siedlung ein. Deren Konzept galt zur Zeit ihres Baus vor 125 Jahren als revolutionär. Heute wird die Siedlung als „städtebauliches Kleinod“ bezeichnet.

Fast alle Häuser der Siedlung sind ungedämmt

Doch weil die Zeit nicht stehen bleibt, ist auch die Gronauer Waldsiedlung, die nur in ihrem Kernbereich An der Eiche unter Denkmalschutz steht, einem zunehmenden Veränderungsdruck ausgesetzt. Eine neue Herausforderung stellen die Energieeinsparungs- und Klimaschutzmaßnahmen dar.

Energetische Sanierungen seien bei den Altbauten der Siedlung, die fast alle noch mit Erdgas heizen, extrem kostenintensiv und gefährdeten zudem das äußere Erscheinungsbild der Häuser, befürchtet Grobolschek. „Hier gibt es bisher fast nur ungedämmte Häuser“, erläutert er. Für den Einbau von Wärmepumpen müssten die Gebäude umfassend ertüchtigt werden. Dach-, Fassaden- und Innendämmungen seien nötig. "Da ist man schnell bei 200.000 Euro", so Grobolschek.

Die Häuser könnten von einer zentralen Wärmeversorgung profitieren

Auch optisch würde sich die Siedlung verändern, wenn vor jeder Haustür eine Wärmepumpe stehe. Zudem gingen dann  „gerade die kleinen Details der Fassade verloren“, meint er. „Zuerst fallen dann beispielsweise die Fensterläden weg.“ Die sind allerdings für viele der Häuser wichtige Schmuckelemente der Fassade.

Damit die Eigentümer der rund 350 Häuser nicht vor dem Dilemma Klima- oder Denkmalschutz stünden, das jeder dann auf seine Weise lösen müsse, fordert Grobolschek, die Gronauer Gartensiedlung in die Energieplanung für das Zanders-Gelände einzubeziehen. „Dort ist eine zentrale Wärmeversorgung geplant“, so Grobolschek. Da von ihr möglicherweise auch die historische Siedlung profitieren könnte, fordert er die Stadt auf, „über den Tellerrand zu schauen“.

Das Hermann-Löns-Viertel werde von einem Blockheizkraftwerk versorgt

Ganz Kippekausen werde beispielsweise mit Fernwärme versorgt. „Da funktioniert es seit Jahrzehnten“, sagt er. Ein zweites Beispiel sei das Hermann-Löns-Viertel, das über ein Blockheizkraftwerk versorgt werde. Letzteres ist allerdings ein Neubauviertel, dessen Gebäude weit höhere energetische Standards erfüllen, besser gedämmt sind als die meisten Häuser der Gartensiedlung.

Ob eine zentrale Wärmeversorgung daher für das historische Viertel eine realistische Perspektive darstellt, ist strittig. „Bei Errichtung eines Niedertemperatur-Nahwärmenetzes würde sich die Beheizung denkmalgeschützter Gebäude mit hohen Einschränkungen schwierig gestalten“, heißt es im Abschlussbericht des von der Stadt in Auftrag gegebenen Energiegrundkonzeptes für das zukünftige Stadtviertel auf dem Zanders-Areal.

Stadt Gladbach hält Nahwärme in Gronau für ungeeignet

Und auf konkrete Nachfrage erhielt Grobolschek von der Stadt schriftlich die Antwort: „Zum jetzigen Zeitpunkt wird in der Planung für das Zanders-Areal davon ausgegangen, dass die Bestandsgebäude sowie alle neu zu errichtenden Gebäude, mindestens den Effizienzhaus Standard (BEG) 40 erfüllen.“ Nur durch Systemtemperaturen von 30 bis 40 Grad Celsius lasse sich das Nahwärmenetz effizient betreiben.

Die meisten Gebäude der Gartensiedlung Gronauer wiesen diesen Standard nicht auf und müssten daher mit deutlich höheren Systemtemperaturen beheizt werden. Ziel der städtischen Wärmeplanung sei es, „den vor Ort besten und kosteneffizientesten Weg zu einer klimafreundlichen und fortschrittlichen Wärmeversorgung zu ermitteln.“

Wegen des höheren Temperaturbedarfs der Gebäude der Gartensiedlung werde hier „ein Niedertemperaturnetz technisch, wirtschaftlich und effizient nicht zu betreiben sein“, so die Stadt. Dass in Gronau wegen der schlechten Isolierung eher 60 bis 70 Grad nötig sein könnten, schätzt auch Grobolschek. Mit Wärmetauscher und Pumpe im Keller ließe sich dieses Problem aber technisch lösen, meint er.


Die Gartensiedlung Gronauer Wald

1897 veranlassten die Papierfabrikanten Anna und Richard Zanders den Bau einer etwa 30 Hektar großen Siedlung in Gronau. Hier sollte kostengünstiger Wohnraum für die Mitarbeiter der benachbarten Papierfabrik an der Gohrsmühle entstehen. Gartenarchitekt Albert Brodersen entwarf einen einheitlichen Bebauungsplan für Häuser und Grünanlagen, um den ländlichen Charakter zu wahren.

Die Gartensiedlung Gronauer Wald steht in Deutschland in einer Reihe mit der von Bertha Krupp in Essen errichteten Siedlung Margarethenhöhe oder auch der Gartenstadt Hellerau am Stadtrand von Dresden. (spe)

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