Für Patricia WrightBergisch Gladbacher Initiative fordert Gedenkort für Mordopfer

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Auch bei der Gestaltung des Deutschen Platzes fordert die Studenten-Initiative eine kritische Auseinandersetzung.

Auch bei der Gestaltung des Deutschen Platzes fordert die Studenten-Initiative eine kritische Auseinandersetzung.

Bergisch Gladbach – Erneut startet eine Gruppe junger Leute – sie hat sich den Namen Erinnerungspolitische Initiative Bergisch Gladbach gegeben – einen Vorstoß, in der Stadt für einen öffentlichen Gedenkort für Patricia Wright zu sorgen. Die junge Frau wurde 1996 von einem rechtsextremen dreifachen Mörder in ihrer Wohnung im Stadtteil Hand brutal umgebracht.

Aus Sicht der jungen Leute – etwa zehn Studenten – „fehlt in der Stadt jegliches öffentliches Gedenken an diesen faschistischen Mord.“ Zuletzt hatte sich die Initiative genau vor einem Jahr mit einer eigenmächtigen Aktion Aufmerksamkeit verschafft: Sie überklebten das Straßenschild „Hindenburg-Platz“ in Bensberg mit ihrem Namensvorschlag „Patricia Wright“. Einerseits, um die Benennung nach dem früheren Reichstagspräsidenten Paul Hindenburg sowie den Umbau des Platzes mit einem „Heldendenkmal“ zu kritisieren, ohne dass eine historische Auseinandersetzung der Rolle Hindenburgs im Nationalsozialismus stattfinde. Vor allem aber sei es darum gegangen, an den 25. Todestag von Patricia Wright am 3. Februar 2021 zu erinnern.

Bergisch Gladbach: Auch Angehörige von Wright stimmen Aktion zu

Über die Verbreitung dieser Aktion in den sozialen Medien konnten die Mitglieder der Initiative den Kontakt zu den Angehörigen von Patricia Wright aufbauen. „Das war ein äußerst emotionaler Prozess“, berichtet Alex. Ängste, wie Patricias Namen ungefragt verwendet zu haben, hätten das erste Treffen geprägt. Aber schnell sei deutlich geworden, dass auch in der Familie der Wunsch nach einem Gedenkort bestehe. Patricias Mutter wird zitiert mit den Worten: „Mir geht es nicht um meine private Erinnerung an meine Tochter, sondern ich finde es bedauernswert, dass es noch immer keine öffentliche Erinnerung an einem zentralen Ort gibt, damit die Tat nicht in Vergessenheit gerät.“

Die 23-jährige Gladbacherin war mit ihrem Mörder, einem Mitglied der rechtsradikalen Szene des Ruhrgebietes, auf einem Bahnhof ins Gespräch gekommen: Sie trug einen Sticker „Nazis raus“ und gab ihre Adresse weiter, weil sich ihr Gesprächspartner als Gleichgesinnter ausgab. Am 3. Februar 1996 wurde die junge Frau von ihm vergewaltigt und starb an 91 Stichverletzungen. Das Landgericht Essen verurteilte den damals 28-Jährigen wegen Mordes in drei Fällen und Vergewaltigung zu einer lebenslangen Gesamtfreiheitsstrafe, berichtete im März 1997 der Spiegel.

Initiative wendet sich an Bürgermeister Frank Stein

Julia von der Initiative findet: „Es ist ein Skandal, dass die Stadt Bergisch Gladbach es versäumt, einem gut dokumentierten Mord der extremen Rechten zu gedenken. Das Unwissen unter unseren Freunden und Verwandten untermauert die Wichtigkeit sichtbarer Erinnerung und einem beherzten Eintreten für die Demokratie.“

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Mit ihrer Aufforderung, gemeinsam mit den Angehörigen einen öffentlichen Gedenkort einzurichten, wendet sich Erinnerungspolitische Initiative direkt an Bürgermeister Frank Stein und die Fraktionen im Stadtrat. Anlass könnte der Geburtstag von Patricia Wright sein, die am 16. Juni 2022 ihren 50. Geburtstag gehabt hätte. Die Umwidmung des Hindenburg-Platzes ist aber derzeit kein Thema im Stadtrat. Aus der Aktion vor einem Jahr mit dem überklebten Schild ist kein politischer Antrag erwachsen.

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