Publikation „800 Jahre Sand“Die Anfänge des Bergisch Gladbacher Ortsteils Sand sind rätselhaft

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800 Jahre Sand. Geschichte eines Stadtteils

Haus Lerbach nach einem Ölgemälde von Caspar Johannes Nepomuk Scheuren, 19. Jahrhunderts.

Manfred Dasbach und Max Morsches legen den ersten Band der geplanten Trilogie „800 Jahre Sand“ vor.

Als der Bauplatz für eine neue Kirche finanziert werden musste, da trennten sich die Einwohner von Sand 1868 von einer Kostbarkeit: Sie verkauften ein kleines, aufwendig gestaltetes Reliquienkästchen an das Germanische Nationalmuseum in Nürnberg. Das älteste Ausstattungsstück der damaligen Kirche, das vermutlich aus der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts stammte, brachte den Sandern 100 Taler ein und gilt heute als verschollen.

Wie Herkunft und Verbleib des kostbaren Kästchens, liegen auch die Anfänge der Siedlung Sand, die heute zu Bergisch Gladbach gehört, im Dunkel der Geschichte. Mit ihrer neuen Publikation „800 Jahre Sand“ wollen Manfred Dasbach und Max Morsches etwas Licht in die Entwicklung des Ortsteils bringen. Geplant sind drei Bände, mit Teil 1 legen die Autoren nun die Sander Geschichte bis 1500 vor.

Die älteste Urkunde ist 800 Jahre alt

„Das Buch wendet sich an alle, die an Sand interessiert sind“, so Dasbach und Morsches in ihrem Vorwort. „Einerseits soll es Lieschen Müller und Otto Normalverbraucher begeistern, die in Sand wohnen, dort aufgewachsen sind oder sich anderweitig mit Sand verbunden fühlen. Andererseits soll es aber auch kritischer Betrachtung von Historikern standhalten.“

Die älteste erhaltene Urkunde, die speziell Sand betreffe, sei 800 Jahre alt, so die Autoren: „Durch sie wurde am Ende des Hochmittelalters die Rodung und die Besiedelung des Sander Raums ermöglicht.“ Aber nicht nur schriftliche Quellen erzählen Geschichten – und geben Rätsel auf: „Römische Ziegel im Wald bei Lerbach – diese Nachricht schlug wie eine Bombe ein“, erinnert sich Dasbach an den Sensationsfund, den der aus Sand stammende, ehrenamtliche Bodendenkmalpfleger Herbert Selbach 2014 im Wald bei Lerbach gemacht hatte.

Ein kleines Stück Dachziegel bringt die Geschichte durcheinander 

Ein kleines Stück eines römischen Dachziegels und zwei anschließend ausgegrabene Kalköfen aus römischer Zeit brachten die bisherige Datierung der Kalkherstellung am Ort durcheinander, deren Anfänge man zuvor im 15. Jahrhundert vermutet hatte.

Und auch heute sind viele Fragen unbeantwortet: Hatten schon die Römer hier, im Rechtsrheinischen unweit von Köln, Ziegel hergestellt? Oder wurde hier nur das Verfahren der Römer übernommen? „Oder war hier in der Natur vielleicht illegal Müll von der anderen Rheinseite entsorgt worden?“ Eine Spurensuche begann und ist bis heute noch nicht abgeschlossen.

Band 2 der Sander Trilogie soll voraussichtlich im Herbst 2024 erscheinen und die Geschichte des Ortsteils zwischen 1500 und dem 19. Jahrhundert aufarbeiten.


Manfred Dasbach, Max Morsches: „800 Jahre Sand: Geschichte eines Bergisch Gladbacher Stadtteils“. Bd. 1 bis zum Ende des Mittelalters um 1500 (Schriftenreihe des Bergischen Geschichtsvereins Rhein-Berg, Bd. 83), Bergisch Gladbach 2023, ISBN 978-3-932326-83-7, 10 Euro im Buchhandel, im Geschichte-Lokal, Kadettenstraße 1 oder beim Lebensmittelmarkt Hetzenegger.

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