Grausame KriegsverbrechenEine von vielen Horrornächten in Gladbachs Partnerstadt Butscha

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Grab neben Grab: Der Friedhof in Butscha mit den ermordeten Zivilisten, die nicht identifiziert werden konnten.

Die Gräber der ermordeten Zivilisten, die nicht identifiziert werden konnten, auf dem Friedhof in Butscha.

Die Verbrechen der russischen Armee in Bergisch Gladbachs Partnerstadt Butscha gehören zu den ersten, in denen Anklagen erhoben wurden.

Als der Bürgermeister von Butscha, Anatolij Fedoruk, im Oktober 2022 in dieser Zeitung von einem Mann berichtete, der während der Zeit der russischen Besatzung ermordet worden war, da konnte er nicht ahnen, dass Butscha durch diesen Fall im Januar 2023 erneut traurige Berühmtheit erlangen würde.  Und die „New York Times“ berichtet ausführlich vor Ort über das unglaubliche Verbrechen in Gladbachs Partnerstadt, das der Stoff für einen Horrorfilm sein könnte.

Es geht um einen einzelnen russischen Soldaten, sein Name soll Aleksei sein, der sich am 27. März abends von seiner Einheit absetzt. Auf der Suche nach Alkohol durchstreift er Butscha. Auf der Straße trifft er den Einheimischen Oleksandr K. und treibt ihn mit vorgehaltener Waffe vor sich her.

Sie stoppen vor einem Haus und verlangen dort nach Wein. Der Bewohner erklärt, dass aller Alkohol bereits von anderen russischen Soldaten geholt worden sei. In dem Bericht der New York Times wird dieser Bewohner interviewt. Er habe in dieser Nacht gedacht: „Das ist das Ende.“

Der Soldat habe in die Luft geschossen und gedroht, eine Handgranate zu zünden. Aber er sei zu betrunken gewesen, die Handgranate aus der Halterung zu holen. Schließlich zog der russische Soldat mit seiner Geisel weiter. Kurze Zeit später kommt ein Suchtrupp der russischen Armee und warnt vor dem Mann. „Er ist nicht bei Verstand.“ Der Soldat und seine Geisel erreichen das Haus von Oleksandr Rzhavsky – dem russischen Politiker, von dem der Bürgermeister von Butscha berichtete.

Die Geisel wurde durch drei Schüsse in die Brust getötet

Rzhavsky setzte sich vor dem Krieg für eine enge Partnerschaft mit Russland ein. Und Rzhavsky lässt die beiden in sein Haus und schenkt ihnen Wein ein. Zwei Frauen bleiben versteckt im Haus. Was dann genau geschah, ist nicht klar. Der Soldat eröffnet schließlich das Feuer. Rzhavsky wird von einer Kugel im Kopf getroffen, die Geisel wird durch drei Schüsse in die Brust getötet. Dann wirft der Soldat eine Granate und verletzt sich dabei am Bein. Die Frauen flüchten aus dem Haus.

Erst am nächsten Morgen kommt die russische Armee. Der verletzte Soldat wird weggebracht. Die Leiche von Rzhavsky wird von den russischen Soldaten im Garten begraben. Die Leiche der Geisel einfach in den Wald geworfen – sie wird erst Wochen später gefunden.

Es gibt so viele schreckliche Geschichten in Butscha.
Alina Saraniuk

Die Kiewer Staatsanwaltschaft will den russischen Soldaten vor Gericht bringen. Alina Saraniuk ist Mitarbeiterin des Bürgermeisters in Butscha. Sie kennt den Bericht der New York Times und bestätigt die Angaben. „Es gibt so viele schreckliche Geschichten in Butscha.“ Die Aufarbeitung durch die Staatsanwaltschaft laufe. Alle Verbrechen sollen rekonstruiert werden.

Aktuell gehe man von 419 Zivilisten in Butscha aus, die von russischen Soldaten umgebracht wurden. Viele von ihnen konnten nicht identifiziert werden. Sie wurden auf dem Friedhof von Butscha begraben. Mit einer Nummer auf dem Kreuz. Neben ihnen liegen die gefallen ukrainischen Soldaten.

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