EhrenamtDie Freiwilligen-Börse in Bergisch Gladbach ist gerettet

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Auf einer Holzbank mit der Aufschrift in schwarzen Druckbuchstaben sitzt jemand.

Auf einer Plauderbank, so das neue Projekt der Freiwilligen-Börse Rhein-Berg, sollen in Bergisch Gladbach Menschen ins Gespräch miteinander kommen.

Es hat sich doch noch ein neuer Vorstand gefunden. Das neueste Projekt der Freiwilligen-Börse Rhein-Berg ist eine Plauderbank gegen die Einsamkeit in Bergisch Gladbach.

Das drohende Aus der Freiwilligen Börse Rhein-Berg (FWB) ist abgewendet. Es haben sich doch noch engagierte Gladbacher gefunden, die die erfolgreiche Vermittlung ehrenamtlicher Tätigkeit fortführen. Mit dem komplett neuen Vorstand ist die Zukunft des Vereins im 25. Jahr seines Bestehens gesichert. Und es gibt schon ein Projekt, das in Kürze umgesetzt werden soll: eine Plauderbank in der Innenstadt.

Als Vorsitzende ist nun die ehemalige Lehrerin Annette Kruff im Amt. „Ich bin angetreten, damit es die Freiwilligen-Börse weiter gibt“, sagt sie. „So eine sinnvolle Einrichtung darf nicht einfach von der Bildfläche verschwinden.“ Der Verein mit Sitz in Bergisch Gladbach ist Anlaufstelle für Menschen, die sich engagieren möchten, aber auch für Organisationen, die Freiwillige suchen. Der eine braucht Hilfe, der andere will helfen. Die FWB bringt beide zusammen.

Für die Plauderbank wird noch ein Standort gesucht

Zusätzlich laufen unter der Regie der Freiwilligen-Börse eigene Projekte. Eine neue Aktion   ist bereits in der Mache: eine sogenannte Plauderbank gegen die Einsamkeit. Dort sollen sich Menschen austauschen können, spontan und ungezwungen. „Jeder, der sich hinsetzt, signalisiert, dass man ihn ansprechen kann“, erläutert Kruff das Konzept mit dem Ziel, einen kleinen Ort der Begegnung zu schaffen, um miteinander ins Gespräch zu kommen.

Immer mittwochnachmittags werden ehrenamtliche Mitglieder der Freiwilligen-Börse als Ansprechpartner vor Ort sein. Nur ein Problem müsse noch gelöst werden: der Standort. „Wir haben einen Platz in der Nähe der Villa Zanders vorgeschlagen“, sagt Kruff. Die Stadtverwaltung sei jedoch noch auf der Suche. Die Idee einer Bank als unverbindlichen Treffpunkt habe die Stadt Bergisch Gladbach sofort begrüßt und zugesagt, die Sitzgelegenheit zu finanzieren.

Die Vorstandsmitglieder stehen nebeneinander vor einer kleinen Mauer.

Der neue Vorstand: Inge Lütkehaus, Dr. Markus Mechtel, Christa George, Annette Kruff, Bernd Schmeier, Hans-Joachim Tiefenstädter und Hans Eberhard Schulze (v.l.).

Kruff selbst engagiert sich beim „Lese-Paten-Projekt “an der Nelson-Mandela-Gesamtschule, wo eine Gruppe lese schwacher Schüler beim Lesen und der Rechtschreibung sowie den Hausaufgaben unterstützt wird. „Dieses Angebot wollen wir auf Grundschulen ausdehnen“, kündigt Kruff an. Ein entsprechendes Vorhaben in Eins-zu-eins-Betreuung sei gerade mit der GGS Gronau in Vorbereitung. „Dafür können wir nicht genug Helfer haben. Je mehr Leute mitmachen, desto weniger Belastung ist es für den Einzelnen“, wirbt die Vorsitzende voller Tatendrang für neue Mitstreiter.

Dabei war im Mai vergangenen Jahres das Fortbestehen des Vereins noch völlig offen. Denn niemand aus den eigenen Reihen der FWB erklärte sich bereit, Verantwortung im Vorstand zu übernehmen – ein Problem, das auch viele andere Vereine haben. Aber es stand fest, dass Gerhard Heilig als langjähriger Vorstandsvorsitzender, seine Stellvertreterin Monika Schwenner sowie weitere Vorstandsmitglieder sich aus Alters- und Gesundheitsgründen nicht mehr zur Wahl stellen würden. „Findet sich niemand, der kandidiert, muss der Verein aufgelöst werden“, hatte Heilig mit Sorge berichtet. Ihm wird jetzt ein großer Stein vom Herzen gefallen sein.

Man denkt, man tut etwas für die anderen, dabei tut man auch etwas für sich
Annette Kruff, Vorsitzende Freiwilligenbörse

„Als Reaktion auf den Zeitungsartikel haben sich zahlreiche Interessenten gemeldet, um sich bei der FWB zu engagieren“, sagt Hans-Joachim Tiefenstädter. Gleich vier der Neulinge konnten bei der Mitgliederversammlung im März einstimmig in den Vorstand gewählt werden – dazu gehören Christa George als Stellvertreterin, Tiefenstädter als Beisitzer sowie Annette Kruff.

„Ich war gerade ein Jahr im Ruhestand, hatte im Haus alles in Ordnung gebracht und brauchte jetzt eine Perspektive, eine sinnvolle Tätigkeit“, erzählt die Vorsitzende, „wir sind ein gutes Team und arbeiten auf einer Ebene zusammen“, sagt sie. Jeder wisse über alles Bescheid. Eines der wichtigsten Ziele sei es, bekannter zu werden. Denn es gibt viele Menschen in der Stadt, die bereit wären, sich einzubringen, aber nicht wüssten wo.

239 Angebote stehen aktuell in der Kartei der Freiwilligen-Börse

Wer in die Kartei auf der Homepage der Freiwilligen-Börse hineinsieht, kann sich überraschen lassen, was es alles gibt. Aktuell stehen 239 vielfältige Aufgaben auf der Liste, sortiert nach acht Themenfeldern wie etwa Kinder und Jugendliche, Senioren, Kultur und Sport oder Natur und Umwelt. 133 Anbieter sind für die Freiwilligen-Börse tätig.

„In einem ausführlichen Beratungsgespräch finden wir gemeinsam mit den Interessierten heraus, welche Tätigkeit für sie die passende ist“, erläutert Tiefenstädter. Was sie gerne machen, was ihnen Freude macht, was sie schon immer machen wollten oder wie viel Zeit sie zur Verfügung haben. Denn nur dann sei gewährleistet, dass die Freiwilligen auch Spaß und Befriedigung in ihrem Engagement erführen. „Man denkt, man tut etwas für die anderen, dabei tut man auch etwas für sich“, ergänzt Kruff.

Seit der Gründung der Freiwilligen-Börse vor 25 Jahren seien mehr als 1200 Vermittlungsgespräche geführt worden. Ein weiteres Ziel sei es natürlich, das Jubiläum zu feiern. „Aber das müssen wir alles erst noch besprechen“, meint Tiefenstädter.

Die Beratungen finden jeden Dienstag, 9.30 bis 16.30 Uhr, im Büro der evangelischen Kirchengemeinde, Hauptstraße 256a, statt. Am besten nach telefonischer Anmeldung, 02202/2 80 86 03.

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