Preise steigenGastwirte in Rhein-Berg reagieren besorgt auf Erhöhung der Mehrwertsteuer

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Man sieht den Arm einer Kellnerin, die einen Teller mit Möhren, Kartoffeln, Gehackten und Salat transportiert.

Die Gastronomie im Rheinisch-Bergischen Kreis blickt mit Sorge auf das neue Jahr 2024. Den meisten Betrieben bleibt nichts anderes übrig, als die Preiserhöhung weiterzugeben.

„Wir müssen die Erhöhung an die Gäste weitergeben, sonst drohen Schließungen“, sagt der Wirt des Gronauer Wirtshauses in Bergisch Gladbach. 

Eins steht fest. Es wird teurer, wenn man in diesem Jahr essen gehen will. Denn die Mehrwertsteuer auf Speisen ist wieder von 7 auf 19 Prozent gestiegen. „In der Gastronomie werden die Preise nach oben gehen, das ist klar“, sagt Udo Güldenberg, Wirt des Gronauer Wirtshauses in Bergisch Gladbach und Vorsitzender des Hotel- und Gaststättenverbands Dehoga Rheinisch Bergischer Kreis, „wir müssen die Erhöhung an die Gäste weitergeben, sonst drohen Schließungen.“

Die höheren Preise für Energie, für Lebensmittel, für Löhne, für Benzin und Diesel sowie die Inflation machen allen in der Gastronomie zu schaffen. Und jetzt kommt die Mehrwertsteuererhöhung noch obendrauf. Die Wege, mit der Verteuerung umzugehen, werden unterschiedlich sein. „Wer bisher günstig gekocht hat, wird die Erhöhung eins zu eins weitergeben müssen, das geht gar nicht anders“, meint Güldenberg.

Bergisch Gladbach: Güldenberg sieht die Vielfalt in Gefahr

Machen sie das nicht, würden sie mit jedem verkauften Gericht weniger verdienen, sodass sich der Betrieb nicht mehr rechne. In der höherpreisigen Gastronomie mit teils großen Namen im Kreisgebiet werde man vielleicht vorsichtiger sein. Noch weniger Menschen könnten bereit sein, viel Geld für Essen auszugeben. „Jeder, der seine Tür aufmacht, muss entscheiden, ob die Rechnung am Ende noch aufgeht.“

Die Dehoga rechnet mit 20 Prozent Insolvenzen. Güldenberg sieht die Vielfalt der Gastronomie in „akuter Gefahr“. Nach der letzten Dehoga-Umfrage, an der sich 1000 Gastronomen und Hoteliers in Nordrhein-Westfalen beteiligten, steigen die Preise voraussichtlich um durchschnittlich 14,3 Prozent.

Es wird sich zeigen, ob der Verbraucher bereit ist, 20 Euro für ein Schnitzel auszugeben
Udo Güldenberg, Vorsitzender Dehoga Rhein-Berg

Wie sich die Steueranpassung auf die Preise auf seiner Speisekarte im Gronauer Wirtshaus auswirkt, macht Güldenberg an dem Beispiel eines bodenständigen Essens deutlich: Das klassische Schnitzel kostet statt 17,50 Euro nun 19,50 Euro. „Es wird sich zeigen, ob der Verbraucher bereit ist, fast 20 Euro für ein Schnitzel auszugeben“, sagt Güldenberg. Jeder wird sich das gut überlegen. Feststeht, dass die Preiserhöhungen Gering- und Normalverdiener besonders hart treffen. Bereits in den vergangenen Jahren sind wegen Corona die Preise in den Restaurants und Cafés deutlich gestiegen.

Auch bei Gesellschaften wie Hochzeiten müssten die Pauschalen erhöht werden. „Teilweise haben wir schon Termine Mitte des Jahres ausgemacht, und ich weiß nicht, ob ich die Preise bis dahin halten kann“, beschreibt Güldenberg eine weitere Unsicherheit bei der Kalkulation, die Gastronomen große Sorgen macht.

Wirte in Rhein-Berg: Das erste Quartal muss abgewartet werden

Bei der Regelung geht es nur um den Verzehr beim Zusammensein an einem Tisch in der Gaststätte, im Restaurant, beim Italiener. „Diese Geselligkeit ist es, die teurer wird. Das ist es, was uns vor allem so ärgert“, kritisiert Güldenberg. Staatlich gefördert dagegen wird die Anlieferung von Gerichten ins Private und to go. Dies alles ist weiter mit nur 7 Prozent Mehrwertsteuer zu haben.

„Es ist wichtig, dass die Gastronomie überlebt“, betont Güldenberg. Sie sei ein Treffpunkt, wo Gespräche geführt werden, und ein Wohnzimmer für viele Vereine, wo die Ehrenamtler zusammenkommen. Seiner Meinung nach, werde es auf die Kommunikation ankommen: „Unsere Gäste müssen verstehen, warum wir das machen.“ Das erste Quartal werde aussagekräftig sein, da werde man sehen, wie die Verbraucher reagieren.


Entscheidung der Ampel-Koalition

Die Mehrwertsteuersenkung wurde Mitte 2020 eingeführt in den ersten Monaten der Corona-Krise. Für einige Zeit galt wegen einer weiteren allgemeinen Mehrwertsteuersenkung sogar nur ein Satz von 5 Prozent. Seit Januar 2021 sind es durchgehend 7 Prozent gewesen. Die Senkung für die Gastronomie wurde aufgrund der Energiekrise und der zeitweise hohen Inflation immer wieder verlängert. Damit verband sich die Hoffnung, dass die Gastronomen die Mehrkosten durch Energie und Inflation nicht sofort an die Verbraucher weitergeben.

Im November 2024 hat sich die Ampel-Koalition von SPD, Grünen und FDP darauf verständigt, die Mehrwertsteuer auf Speisen in der Gastronomie wieder auf 19 Prozent anzuheben. 7 Prozent Mehrwertsteuer in der Gastronomie seien aktuell nicht zu finanzieren, lautete die Begründung. (ub)

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