Meine RegionMeine Artikel
AboAbonnieren

Bergisch GladbachPfleger, Ärzte und Feuerwehr trainieren für Herz-Kreislauf-Notfälle

Lesezeit 4 Minuten

Der „Patient“ hat Herz- Kreislauf-Probleme – wie es ihm geht, wird per Computer überwacht und gesteuert.

Bergisch Gladbach – Die Aufzugtüren gehen langsam auf. Auf dem Boden liegt ein Mensch. Medizinische Geräte piepen, laut und bestimmt werden Anweisung kommandiert. Die Wiederbelebungsmaßnahmen sind in vollem Gange. Im nächsten Raum ist ein Patient bei der Übergabe vom Rettungswagen in die Notaufnahme zusammengebrochen. Die Werte sind instabil.

Im Evangelischen Krankenhaus (EVK) in Bergisch Gladbach fand an diesem Wochenende der halbjährige ACLS-Kurs statt. Der zweitägige Advanced-Cardiac-Life-Support-Kurs von der American Heart Association hat zum Ziel, die geschulten Teilnehmer besser auf einen kritischen oder zusammengebrochenen Herz-Kreislauf vorzubereiten.

Standardisiertes Verfahren für Notfallhelfer

Die Besonderheit des Kurses liegt darin, dass zum ersten Mal nicht nur das Krankenhauspersonal von Pflegern, Intensivpflegern und Ärzten, sondern auch die Berufsfeuerwehr gleichzeitig teilnimmt. So soll die Kommunikation zwischen den Beteiligten vereinfacht werden. Beispielsweise bei der Übergabe der Feuerwehr an die Mannschaft der Notaufnahme.

Evangelisches Krankenhaus

Neuer Landeplatz am Krankenhaus

Auf dem Quirlsberg hat das Evangelische Krankenhaus (EVK)einen Hubschrauberlandeplatz eingerichtet. Damit erfülle das EVK gesetzliche Vorgaben, erklärt der Ärztliche Leiter der Zentralen Notaufnahme, Dr. Benjamin Stüttgen: „Der Gesetzgeber verlangt von Akutkrankenhäusern wie dem EVK ein Luftlandekonzept für die Patientenverlegung. Andernfalls dürfte sich das Krankenhaus nicht an der Notfallversorgung beteiligen.“

Der Ärztliche Direktor Dr. Andreas Hecker sagt: „Wir haben damit die Möglichkeit geschaffen, im Notfall einen Patienten im lebensbedrohlichen Zustand per Hubschrauber in eine spezialisierte Klinik zu verlegen.“ Allerdings ist dies in zwei Jahren kein einziges Mal passiert – und wenn, finde eine Verlegung immer tagsüber statt. An der medizinischen Ausrichtung des EVK ändere sich dadurch nichts, so Dr. Hecker. Bisher sind die Rettungshubschrauber weiter entfernt gelandet, neben der Belkaw-Arena. Die Hubschrauberlandestelle am Krankenhaus wurde vom Luftfahrtbundesamt genehmigt. (eck)

„Durch den Kurs werden Expertenteams gebildet, die die Überlebenswahrscheinlichkeit des Patienten ungemein erhöhen“, so Dr. Benjamin Stüttgen, Ärztlicher Leiter der zentralen Notaufnahme am EVK. Die 18 Teilnehmer werden geschult, eine Notsituation rechtzeitig zu erkennen, und bekommen ein standardisiertes Verfahren mit an die Hand.

ACLS-Kurs „perfektes Rezept“ für Notfallversorgung

Stüttgen vergleicht es mit einem Thermomix. Man bekomme das Rezept mit den exakten Angaben der Zutaten und das Ergebnis werde immer lecker schmecken. Würden nun beispielsweise zu viele Karotten hinzugefügt, könnte das gesamte Rezept gefährdet sein. Der ACLS-Kurs sei also das perfekte Rezept, um im Notfall immer richtig handeln zu können.

Injiziert wird alles, was im Ernstfall gebraucht wird.

Die Kursteilnehmer haben sich erst am Freitagmorgen kennengelernt, doch bei den Übungsszenarien hat jeder seine zugeteilte Aufgabe und kennt die Rolle der anderen. So ist gemeinsames und reibungsloses Arbeiten schon nach einem halben Tag möglich.

Herz-Kreislauf-Notfälle nicht an der Tagesordnung

Geübt wird an Puppen. Aber nicht die Puppen, wie man sie eventuell aus dem Erste-Hilfe-Kurs für den Führerschein kennt. Sie ähneln echten Menschen viel mehr und ihnen können zum Beispiel auch Zugänge gelegt werden. Diese Zugänge und anderes medizinisches Material entsprechen den in der Realität genutzten. Der einzige Unterschied in der Übung liegt darin, dass an den Überwachungsgeräten iPads angeschlossen sind.

Das könnte Sie auch interessieren:

Am Computer kann der Übungsleiter das Geschehen verfolgen und das Ansprechverhalten des „Patienten“ auf die Maßnahmen steuern. Falls die Situation etwa wieder kritischer werden soll, kann er per Knopfdruck den Puls fallen lassen. Das Übungsteam muss dann entsprechend reagieren. Dadurch wirkt die Situation deutlich realer. Ein teilnehmender Feuerwehrmann geht so weit und meint: „Man nimmt nicht mehr wahr, dass da eine Puppe liegt.“ Wenn ein „Patient“ nach dem anderen reinkomme, verschwimme das.

Weltweites Angebot

Die American Heart Association wendet sich mit ihren ACLS-Kursen an Ärzte, Pfleger, Feuerwehrleute und Notfallsanitäter. Die Teilnehmer üben das Legen von Kathetern, die Verabreichung von Medikamenten, die Atemwegssicherung und den Einsatz eines Defibrillators. Da die American Heart Association mit ihren Kursen weltweit engagiert ist, können auch Helfer, die sich bisher nicht kennen, aber solch einen Kurs absolviert haben, gut zusammenarbeiten. (job)

Dr. Stüttgens Ziel ist es laut EVK, dass alle Beteiligten den ACLS-Kurs machen – von der Krankenschwester bis zum Feuerwehrmann. Denn auch wenn solche Notfallsituationen im EVK nicht jeden Tag vorkämen, so sei umso hilfreicher, wenn die Helfer für den Ernstfall bestens geschult seien.