Feierstunde in Bergisch GladbachDorfplatz trägt den Namen mutiger Retter

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Bergisch Gladbach – Auguste und Fritz Fuchs haben ihr Leben riskiert, als sie im Jahr 1944 acht Monate lang eine Jüdin versteckt haben. In ihrem Haus an der Kalmüntener Straße in Schildgen entkam Henriette Jordan aus Wuppertal der Deportation in ein Konzentrationslager der Nationalsozialisten. Ein Straßenschild erinnert jetzt an die mutige Tat.

In einer bewegenden Feierstunde hat Bürgermeister Lutz Urbach am Samstag das Schild auf dem bisher namenlosen Dorfplatz in Schildgen enthüllt. Die neue Ortsbezeichnung lautet: Auguste-und-Fritz-Fuchs -Platz. Zur Enthüllung des Namensschildes waren rund 100 Gäste gekommen, darunter zahlreiche Mitglieder der Familie Fuchs: sieben Enkel und Urenkel und drei Urenkelinnen.

So zu handeln wie die Eheleute Fuchs, sei in jener düsteren Zeit alles andere als selbstverständlich gewesen. „Auguste und Fritz Fuchs sind Vorbilder“, sagte Bürgermeister Lutz Urbach. Der Dorfplatz, eingebettet zwischen Herz-Jesu-Kirche und Jugendzentrum, passe gut zu dieser Geschichte: Denn hier wurde 2010 die Bodenintarsie des Engels der Kulturen eingelassen – Symbol für ein friedliches Zusammenleben.

Ehepaar handelte entschlossen

Seine Großeltern hätten damals bewusst gehandelt, schilderte Franz Drey, ältester Enkel des Ehepaares Fuchs: „Sie hatten genau überlegt, was sie taten, und sie hatten die Entschlossenheit, es zu tun.“ Die Grundlage für ihr beispielhaftes Verhalten seien eindeutige Maßstäbe gewesen und großer Mut: trotz des unterschiedlichen Naturells, das ihnen eigen gewesen sei. Seinen Opa beschreibt Drey als gerecht, mit großer Willenskraft. Fritz Fuchs arbeitete mehr als 50 Jahre als Anwalt am Oberlandesgericht Köln, war 1947 Mitbegründer der CDU im Rheinland und von 1947 bis 1956 zweiter Bürgermeister in Köln.

Als sich Drey an seine „Oma Fuchs“ erinnert, versagt ihm die Stimme. Sie sei sanft gewesen, mit einer Liebe zur Musik und zu Geschichten, in denen es um Menschlichkeit ging: „Vielleicht konnte sie auf diese Weise Henriette Jordan helfen, um über die dunklen Tage voller Angst und Verzweiflung hinwegzukommen.“

Die außergewöhnliche Zivilcourage mitten im Terror wäre unbeachtet geblieben, wenn nicht Henriette Jordans Tochter Hanna gewesen wäre. Ihre Erinnerungen sorgten dafür, dass Fritz und Auguste Fuchs 2010 posthum der Ehrentitel „Gerechte unter den Völkern“ der Holocaust Gedenkstätte Yad Vashem zugesprochen wurde.

Henriette Jordan, damals war sie 58 Jahre alt, flüchtete am Morgen des 17. September 1944 aus Wuppertal nach Schildgen, um der Deportation zu entgehen. Die damals 22-jährige Tochter Hanna kam bei Freunden in der Nähe von Düsseldorf unter. Ehemann Franz Jordan, nicht-jüdischer Wuppertaler Matratzenfabrikant, fand in einem Kloster im Süddeutschen Unterschlupf, um einem Verhör durch die Gestapo zu entgehen. Nach Kriegsende trafen sich alle drei im Haus von Familie Fuchs wieder. Henriette Jordan starb im Alter von 94 Jahren 1981 in Wuppertal.

Das Versteck von Henriette Jordan befand sich in einem abgelegenen Raum des am Waldrand liegenden Hauses der Familie Fuchs an der Kalmüntener Straße. Um das Zimmer vor neugierigen Blicken abzuschotten, waren eigens Zwischenwände eingezogen worden. Hier überlebte Henriette Jordan in der Illegalität – von Familie Fuchs versorgt mit Nahrung und anderen lebenswichtigen Dingen – bis die Alliierten am 13. April 1945 das Rheinland befreiten. Auguste Fuchs starb 1971 im Alter von 84 Jahren, Fritz Fuchs ein Jahr später im Alter von 90 Jahren. (ub)

Die Eheleute Fuchs sind die einzigen Bergisch Gladbacher, die die höchste Auszeichnung erhalten haben, die Israel an Nicht-Juden vergibt.

Es gebe so viele nichtssagende Straßennamen in den Städten, sagt Enkelin Elisabeth Fuchs. Aber das ihren Großeltern gewidmete Schild lasse Geschichte lebendig werden: „Es informiert über einen Akt der Menschlichkeit, der nicht vergessen werden darf.“

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