Gladbacher Kirmesgeschichte(n)Mit einem Grill am Moped fing für die Wünschs alles an

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So sah die Kirmesbude von "Wünschs Würstchen" in den 70er Jahren auf der Gladbacher Kirmes aus.

Bergisch Gladbach – Nicht nur Essen auf Rädern, sondern sogar Grillen auf Rädern ist möglich. Die Idee war so simpel wie genial: 1949 montierte der damals in Bensberg arbeitende Koch Walter Wünsch einen Grill auf einem kleinen Anhänger, den er hinter sein Moped spannte. Mit diesem steuerte er Kirmessen und Schützenfeste an und grillte gemeinsam mit seiner Ehefrau Anna vor Ort Würstchen, die er in einer kleinen Moitzfelder Metzgerei erstand, ab 1965 produzierten die Wünschs ihre eigenen Würstchen in Herweg. Das Geschäft lief gut.

Christian Wünsch mit Foto der Bude aus den 70er Jahren.

Christian Wünsch mit Foto der Bude aus den 70er Jahren.

Anfang der 60er Jahre bereits war das Moped mit Grill-Anhänger durch eine erste fahrbare Würstchenbude abgelöst worden, die ein fester Bestandteil der Gladbacher Kirmessen wurde. „11,50 Meter lang, 11 Kilowatt-Stromanschluss und ein Kühlhaus aus Glas“, zählt Christian Wünsch die technischen Daten der Würstchenbude auf. Der Urenkel des Firmengründers weiß aus zahlreichen Erzählungen von der Würstchenbude, von der aus auch seine Großeltern Horst und Ursula Wünsch ab 1972 das Geschäft weiter ausbauten. Schon bald gab es 20 solcher Imbissbuden.

Vom Würstchenbräter zum Würstchenmacher

Mitte der 1970er Jahre verlegt Horst Wünsch die Produktion an die Hermann-Löns-Straße 130. 1978 trat mit Dirk Wünsch bereits die dritte Generation in den Betrieb ein. „Das Unternehmen hat sich dann immer mehr spezialisiert und vom Würstchenbräter zum Würstchenmacher weiterentwickelt“, sagt Christian Wünsch, der mit seiner Frau Janine bereits als vierte Wünsch-Generation in den Startlöchern steht.

Habe der Betrieb früher nur drei Angestellte gehabt, so seien es heute 30, erläutert Christian Wünsch, warum die Familie irgendwann die Würstchenbuden auch auf der Gladbacher Kirmes drangab. „Ich bin mit Wünschs Würstchen groß geworden“, sagt Kirmesmacher Burkhardt Unrau strahlend und hat auch ohne die Würstchenbude der Wünschs auf der Kirmes den Kontakt zur Familie gehalten. Die hält auch heute noch generationsübergreifend zusammen. „Opa, der in den 70er Jahren noch die Kirmesbude hatte, passt heute jeden Tag auf unsere Kinder auf“, sagt Christian Wünsch. Seit dem vergangenen Jahr ist der ausgebildete Fleischer selbst mit seinen Eltern in der Geschäftsführung des Unternehmens.

Alles rund um die Gladbacher Laurentiuskirmes 2022

Vom Aufbau bis zum Abschlussfeuerwerk

Würstchen gibt es auch heute noch auf der Laurentiuskirmes, die am Samstag, 13. August, um 10 Uhr zunächst mit einer Schaustellermesse in der St.-Laurentius-Kirche und anschließendem Frühstück vor der Kirche eröffnet wird, bevor um 12 Uhr auch die Fahrgeschäfte und Buden öffnen. Den Start geben am Mittag Bürgermeister Frank Stein, Landrat Stephan Santelmann, Kreisdechant Norbert Hörter und Kirmesmacher Burkhardt Unrau. Auf dem Kirmesplatz rund um den Bergischen Löwen und auf dem Konrad-Adenauer-Platz locken dann bis zum Abschlussfeuerwerk am Dienstagabend, 16. August, Fahrgeschäfte, Buden, Karussells und Leckeres vom Grill.

Buchstäblicher Höhepunkt ist laut Burkhardt Unrau in diesem Jahr ein Riesenrad von 38 Metern Höhe. Auch der „Top Spinr“ sei dabei und der „Break Dance“ sowieso.

Für den Aufbau der Kirmes wird ab Sonntag, 7. August, 20 Uhr, der Stadthausparkplatz gesperrt, ab dem folgenden Montagmorgen auch die Busspur. Eine Ersatzhaltestelle für die entfallende Haltestelle Markt wird An der Gohrsmühle eingerichtet, der Wochenmarkt zieht in die Fußgängerzone um. (wg)

Papa Dirk Wünsch hatte 1984 die Meisterprüfung absolviert, im selben Jahr seine spätere Ehefrau Gabriele kennengelernt, sie 1987 zunächst im Betrieb angestellt – bevor die beiden zwei Jahre später heiraten.

Deutschlandweit einen Namen gemacht

1998 übernahmen die Eheleute das Unternehmen, automatisierten einen guten Teil der Produktion und boten nun auch bereits gegarte Fertiggerichte an.

Der Firmenname änderte sich ebenfalls: von „Wünschs Würstchen“ zu „Wünschs Fleischspezialitäten“. Regelmäßig heimste das Gladbacher Unternehmen Auszeichnungen für seine Produkte ein. Mehr als 100 Qualitätsauszeichnungen sind bis heute zusammengekommen und haben den Familienbetrieb bundesweit bekannt gemacht. „Im Umkreis von 30 bis 40 Kilometern liefern wir direkt, deutschlandweit dann mit einer Spedition“, sagt Christian Wünsch.

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„Und wenn man dann sieht, dass wir hier auf der Kirmes mit groß geworden sind, ist das schon toll“, sagt der Unternehmer. „Und eine leckere Firmengeschichte noch dazu . . .“, ergänzt Kirmesmacher Unrau augenzwinkernd.

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