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Hundeführer in Bergisch GladbachSchnelle Vierbeiner gegen Einbrecher

Lesezeit 5 Minuten

Simon Lieberich und Sebastian Windbichler mit Zidane und Tony (v.l.)

Bergisch Gladbach – Am Anfang stand das Aufspüren von Whiskeyschmugglern. Die ersten Polizeihunde in England wurden im 18. Jahrhundert eingesetzt, um dreiste Versuche, die hohen Steuern auf das Getränk zu umgehen, einzudämmen. Heute sind die Aufgaben, die Polizeihunde zu bewältigen haben, ungleich vielfältiger. Die Bergisch Gladbacher Diensthunde Zidane, Racky und Kira sind als Drogenspürhunde, als Schutzhunde, aber auch als Personenspürhunde im Einsatz. Sie helfen auch dabei, Einbrecher aufzuspüren. Kein Flüchtiger hat gegen die schnellen Vierbeiner eine Chance. Im Gebüsch verstecken hilft auch nichts, denn der feinen Nase der Hunde entgeht so schnell kein Verbrecher.

Für den kleinen Tony spielt das Verbrecherjagen noch keine Rolle. Der 18 Wochen alte belgische Schäferhund (Malinois) tapst zwar schon neugierig und mit wachem Blick durch die Welt. Aber derzeit ist der Trageriemen einer Handtasche noch ein viel zu schönes Spielzeug, um die spitzen Welpenzähnchen nicht daran auszuprobieren. Trotzdem: Sobald Hundeführer Sebastian Windbichler Tony ruft, springt das schwarze Fellbündel schwanzwedelnd auf sein Herrchen zu. „Die Zeiten, in denen mit Zwang gearbeitet wurde, sind Gott sei Dank vorbei“, erklärt Windbichlers Kollege Simon Lieberich.

Lieberich führt den sieben Jahre alten Zidane, ebenfalls ein Malinois. Genau wie Tony stammt Zidane auch aus einer niederländischen Zucht, die sich auf Polizeihunde spezialisiert hat. Über die Linie der Mutter sind die zwei vierpfotigen „Ermittler“ verwandt. Davon merkt man im Umgang der beiden allerdings nichts. Kommt der kleine Tony dem erfahrenen Rüden in die Quere, knurrt Zidane vernehmlich. Tony begreift sofort, dass es keine gute Idee ist, den älteren Rüden einfach anzuspringen und wirft sich auf den Rücken, um seine Demut zu zeigen.

Ebenso hat Tony sofort verstanden, dass es ein Leckerchen gibt, wenn sein Herrchen den Klicker bedient. Konditionierung nennt man diese Trainingsmethode, die mit positiver Verstärkung arbeitet und die auch in ganz normalen Hundeschulen eingesetzt wird. Zeigt der Hund in erwünschtes Verhalten, ertönt ein Klick und es gibt ein Leckerchen. „Das habe ich auch angewendet, als Tony zum ersten Mal ein leises Wuff hören ließ. Inzwischen kann er schon ganz ordentlich verbellen, er hat gerade den Stimmbruch hinter sich“, berichtet Windbichler von ersten Trainingserfolgen. Auch die Kommandos „Sitz“ und „Platz“ hat Tony auf diese Weise schon gelernt.

Aber es fällt ihm noch sichtlich schwer, still auf einem Fleck zu verharren, wenn Windbichler sich entfernt. Lieber springt der Welpe auf und schleckt seinem Herrchen mal schnell durchs Gesicht, wenn dieser sich zum ihm hinunterbeugt. Tony hat noch viel Zeit, bis er das erste Mal im Einsatz sein wird. Erst in zwei Jahren steht für ihn die Diensthundeprüfung in der Landespolizeischule an. Solange trainiert Windbichler den Hund auf eigenes Risiko und vor allem auf eigene Kosten in seiner Freizeit.

„Anders als in den Niederlanden werden Polizeihunde in Deutschland meist von den Hundeführern selbst ausgebildet. Allerdings habe ich meinen ersten Hund Racky erst mit zwei Jahren bekommen. das ist beim ersten Diensthund so üblich“, berichtet Windbichler.

Zidane hat die Diensthundeprüfung schon lange hinter sich, der schwarze Rüde ist inzwischen sogar dreifach ausgebildet. Er spürt Drogen auf und stellt als Schutzhund Verbrecher. Seit kurzem ist er außerdem als Personenspürhund im Einsatz. „Die Mantrailer, die die Hilfsorganisationen wie das DRK im Einsatz haben, sind hoch spezialisiert darauf, Menschen auch noch nach Tagen zu finden. Aber weder Hund noch Herrchen sind darauf trainiert, mit Verbrechern klar zu kommen,“ erklärt Lieberich.

Was es heißen kann, auf einen gewaltbereiten Einbrecher zu treffen, haben er und Zidane schon so manches Mal zu spüren bekommen. „Die Brutalität, mit der manche Einbrecher vorgehen, hat eine ganz neue Qualität angenommen. Die schrecken auch nicht davor zurück, den Hund mit dem Schraubenziehen tödlich zu verletzen oder mit seinem Halsband zu erwürgen“, schildert der 38-jährige Erfahrungen, die Kollegen von ihm machen mussten. Zidane und er haben bislang noch Glück gehabt.

Allerdings hat Zidane im Laufe seiner Einsatzzeit etliche Zähne eingebüßt. „Ein Einbrecher hat ihm einen Tritt vor den Kiefer verpasst“, erinnert sich der Oberkommissar. Man sieht ihm an, dass es ihm lieber wäre, wenn es solche Vorfälle nicht gäbe, denn Zidane ist für ihn auch ein Familienmitglied. „Der hat Zuhause einen Platz vor dem Fernseher, auf einem dunklen Teppich, auf den man ihn kaum sieht, wo er aber schon einen Abdruck hinterlassen hat, weil er dort so gerne liegt. Außerdem liebt er es, zumindest seine Pfoten auf die eigentlich verbotene Couch zu legen und seine Streicheleinheiten zu bekommen.“

Es gibt auch einen Zwinger, in den Zidane sich zurückziehen kann, wenn er nachts im Einsatz war und das Familienleben am Tag ihm die notwendigen Ruhepause nehmen würde. Sohn und Tochter von Simon Lieberich helfen gerne mit, wenn Zidane Fährten aufzuspüren trainiert. „Da haben wir alle Spaß dran“, sagt Lieberich.

Auch der kleine Tony hat sich schon sein Lieblingsplätzchen erobert. „Er hat eine Tatort-Decke“, sagt Windbichler schmunzelnd. Dort liegt er gern, wenn Sonntagsabends der Fernseher läuft. „Ich habe sie ihm hingelegt, als er am 12. September zu uns kam. Er war nach der langen Fahrt von Holland völlig fertig und ist augenblicklich darauf eingeschlafen. Seitdem liebt er diesen Platz“, erklärt der 40-Jährige.