Jubiläum in Bergisch GladbachHingabe an eine harte Tanzdisziplin

Höhepunkt in Riesa: Mit der Choreografie zu „Illusions“ gewannen die Jazzlights im November 2013 den Titel des Vize-Weltmeisters im Showtanz.
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Bergisch Gladbach – Es gibt eigentlich nur eines, was den Jazzlights noch fehlt: der Titel des Weltmeisters im Showtanz. Ansonsten hat die Formation, die von Dagmar Pollnow-Meding vor 30 Jahren in Bergisch Gladbach gegründet wurde, alles erreicht, was man an Preisen bei internationalen Wettbewerben einheimsen kann. Mehrfache Europa- und Deutsche Meister sind die 27 Tänzerinnen und Tänzer schon. Der Gewinn der Vizeweltmeisterschaft 2013 war der vorläufige Höhepunkt der Jahrzehnte andauernden Erfolgsgeschichte. Dabei begann die Historie der Jazzlights mit einem Reinfall. „Als wir uns 1984 im Frühjahr gegründet haben, nahmen wir voller Selbstbewusstsein schon im Herbst an einem Wettkampf teil. Ich weiß nicht mehr, wo wir gelandet sind, aber es war ganz sicher ziemlich weit hinten“, erinnert sich Pollnow-Meding.
Die 52-Jährige hat ihr Leben dem Tanz gewidmet. Dabei war sie zunächst Kunstturnerin, wechselte dann zum Rock ’n’ Roll. Gemeinsam mit Wolf Dieter Kraus gewann sie 1982 die Weltmeisterschaft in dieser temporeichen Tanzdisziplin. „In der Vorbereitung darauf haben wir mit Pierre Dulaine und Yvonne Marceau in New York Fußtechnik trainiert, beide Koryphäen im Showtanz.“
Liebe zur Akrobatik mit der Liebe zum Tanz verbunden
Dieses Training und andere Erlebnisse mit Showtanzensembles in Amerika bestärkten die Tanzpädagogin darin, etwas Eigenes auf die Beine zu stellen: „Beim Showtanz ließ sich meine Liebe zur Akrobatik mit der Liebe zum Tanz gut verbinden.“ Da sie damals als Tanzlehrerin in Bergisch Gladbach arbeitete, formte sie aus den besten Tänzern des Studios die Jazzlights.
Bis heute ist die Mutter zweier Töchter als Trainerin aktiv, kümmert sich gemeinsam mit Ehemann Kai Meding um das eigene Tanzstudio und ist ständig auf Achse. Viel Engagement, das sie auch von den Tänzern fordert, egal, wie alt diese sind. „Ich sage schon den Eltern, die ihre Kleinen bei den Showkids anmelden, dass sie und ihr Nachwuchs bereit sein müssen, viel Zeit zu investieren und Opfer zu bringen“, ergänzt die Tänzerin. Über die Jahre haben die Jazzlights Ableger bekommen, ziehen sich mit dem Showkids (acht bis elf Jahre) und den Dancing Midis (12 bis 15 Jahre) den Nachwuchs aus den eigenen Reihen heran. „Dabei ist es wichtig, dass die Eltern hinter den Kindern stehen. Denn die haben außer für Schule und fürs Tanzen kaum noch Freizeit. Wir trainieren mehrmals die Woche, die Jazzlights auch am Samstag über mehrere Stunden, da bleibt so manche Geburtstags- oder Partyeinladung auf der Strecke, “ erläutert die Trainerin. Alles Dinge, die Pollnow-Meding aus eigener Erfahrung kennt. „Ich bin meinen Eltern, vor allem meinem Vater sehr dankbar, dass sie mich immer bei allem unterstützt habe. Dabei war mein Vater Leichtathlet, aber er hat sich bedingungslos hinter mich gestellt, als ich eine andere Richtung einschlug. Wenn ich mal mit einer ungerechten Bewertung bei einem Turnier haderte, gab er mir den Rat, das auszuhalten, weil die Alternative nur ein Sport sein könne, bei dem man die Leistung so wie in seiner Leichtathletik messen würde. Das gebe ich heute auch meinen Schülern weiter, denn einen Tanz zu bewerten, ist immer auch ein Stück subjektiv. Man muss das Urteil der Jury akzeptieren lernen“, erzählt die Trainerin.
Dass die Perfektion, mit der ihre Showtanzformation auf der Bühne begeistert, nur durch hartes Training erreicht werden kann, ist für Pollnow-Meding nichts Beklagenswertes. Die mangelnde Akzeptanz und Unterstützung des Tanzsports in Deutschland allerdings schon. „Viele Leute wollen nicht erkennen, dass es sich beim Tanzen um Leistungssport handelt. Deshalb gibt es auch kaum Sponsoren. Unsere jungen Männer haben außerdem mit dem Vorurteil zu kämpfen, alle Tänzer seien schwul. Das finde ich absolut ungerecht. Denn anders als beim Fußball braucht sich bei uns niemand outen und Angst vor Diskriminierung zu haben. Er ist so, wie er ist. Auf der Bühne zählt nicht die sexuelle Orientierung, sondern die Leistung, “ sagt Pollnow-Meding.
Völlige Hingabe und die Bereitschaft, Opfer zu bringen, fordert sie nicht nur von den semiprofessionellen Tänzern, sie lebt sie auch vor. Der Preis: zwei Hörstürze und ein Tinnitus. „Das waren Warnschüsse meines Körpers, das ich mir zu viel aufgehalst habe. Heute nehme ich mir bewusst Auszeiten.“ Außerdem trainiert sie inzwischen mit einem Team die Jazzlights. Die aktiven Tänzer Annika Baumann, Oliver Altenhofen und Tino Breidohr kümmern sich gemeinsam mit ihr um Choreografien, organisieren mit den Eltern den Kulissenbau und das Nähen der Kostüme. „Ich hoffe außerdem, dass Dani Kläs, die die Jazzlights schon einmal trainiert hat, irgendwann wieder mit einsteigt, wenn ihre Kinder aus dem Gröbsten raus sind“, schaut Pollnow-Meding in die Zukunft. Und falls das nicht gelingt, gibt es ja noch den eigenen Nachwuchs im Teenager-Alter. Die Töchter Jenny und Shari sind bei den Jazzlights aktiv. Jenny ist außerdem, genau wie die Mutter, erfolgreiche Kunstturnerin.
30 Jahre Jazzlights werden am Wochenende mit drei Shows in der Aula des Albertus-Magnus-Gymnasiums in Bensberg gefeiert. Für die Premiere am Freitag, 4. April, ab 19.30 Uhr gibt es noch Karten an der Abendkasse. Sie kosten 18 Euro für Erwachsene und 14 Euro für Schüler und Studenten.