Leises AdeHerkenrather Karnevalisten verabschieden sich nach 40-Jahren

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Die Bensberger Harlekids stehen in Formation und halten ein Plakat hoch.

Die Bensberger Harlekids gratulierten zum 40-Jährigen der KG SWG Herkenrath.

Nach 40 Jahren verabschiedet sich die Herkenrather Karnevalsgesellschaft Schwarz-Weiß-Gold aus der Brauchtumspflege.

„Nä, wat wor dat dann fröher en superjeile Zick . . .“ tönt es aus den Lautsprechern im schnuckeligen Saal des Ballhäuschens. Horst Honrath sieht nachdenklich aus. Früher, ja früher, da war es noch anders. Da hat Honrath 1983 die Karnevalsgesellschaft Schwarz-Weiß-Gold Herkenrath mit aus der Taufe gehoben, wurde deren erster Vorsitzender – was er bis heute ist. Seit nunmehr 40 Jahren.

Eigentlich wäre der runde Geburtstag ja ein Grund, um fröhlich zu sein. Gefeiert werden soll auch, dazu stehen die Bensberger Harlekids auch schon für den ersten Auftritt des Abends in den Startlöchern. Doch der Geburtstag ist zugleich auch ein Abschied: Schwarz-Weiß-Gold will sich aus der Brauchtumspflege verabschieden.

„Es geht nicht mehr“, sagt der 83-jährige Vorsitzende, der mit seiner Frau Gitta stets der „Motor aller Aktionen war“, wie Geschäftsführer Kurt Schigur sagt. Zuletzt habe der Verein nur noch zehn aktive Mitglieder gezählt, das älteste war 83. Zwei Jahre lang hätten die KG-Mitglieder intensiv nach einer Lösung gesucht, so Schigur.

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Dann habe sich der Vorstand schweren Herzens zur „Umstrukturierung“ entschlossen. Künftig wollen sich die Karnevalsfreunde lediglich noch „zwanglos zu Zusammenkünften“ treffen. „Es tut weh, aber es hilft ja nix“, sagt Horst Honrath leise. Nachdem Sohn Dirk Honrath, der als Literat für die Verpflichtung von Künstlern und für den Ablauf der Karnevalssitzung sorgte, vor gut fünf Jahren plötzlich verstarb, war das für die Eltern ein unfassbarer Verlust.

Erinnerung an goldene Anfänge im Karneval

Und auch in der KG fehlte Dirk Honrath sehr. Ohne die ehrenamtlich helfenden Personen, hätten die Sitzungen nicht durchgeführt werden können, sagt Kurt Schigur und dankt vor allem Mitglied Mario Timm, Honraths Schwiegertochter Sabine Honrath und Heinrich Zimmermann.

Robert Grünwald, selbst Gründungsmitglied der Gladbacher Brauchtumsvereinigung, Geburtshelfer bei der Taufe der KG Schwarz-Weiß-Gold Herkenrath vor 40 Jahren und 15 Jahre deren Sitzungspräsident, erinnert an die goldenen Anfänge.

Karnevalsgesellschaft in rosa Babymützchen

Die KG Alt-Paffrath agierte damals als Taufpate der neuen Karnevalsgesellschaft in Herkenrath. „Die KG im rosafarbenen Babymützchen – ein Bild für die Götter“, erinnert sich Grünwald. Die Taufurkunde holen Gitte und Horst Honrath zum runden Geburtstag gerne noch einmal heraus. Anfangs war Horst Honrath neben dem Amt des KG-Vorsitzenden auch noch Geschäftsführer der IG Herkenrather Karneval e.V.

„Für uns Pänz“, später konzentrierte er sich auf das Engagement in der KG und sorgte natürlich für eine Rosenmontagszugteilnahme. Für die Vermittlung des Sitzungspräsidenten Robert Grünwald, seines Amtes zudem Präsident der KG Treue Husar, sorgte seinerzeit Ehrensenator Peter Esser. Aus der Madämcher-Sitzung wurde später die Kostümsitzung, Grünwald blieb als Sitzungspräsident aktiv.

„Wenn mir das einer vor 40 Jahren gesagt hätte, ich hätte es nicht geglaubt“, würdigt Grünwald in seiner Laudatio die Verdienste der KG, der die Corona-Pandemie noch einmal schwer zusetzte. „Corona hat viele Vereine in Existenzschwierigkeiten gebracht“, sagt Geschäftsführer Schigur. Für Schwarz-Weiß-Gold Herkenrath war es am Ende zu viel. Den erschienenen Gratulanten, die zum 40-jährigen Bestehen gratulierten, war anzumerken, wie schwer auch ihnen das viel.

Zur letzten eigenen Veranstaltung aber sollte auch noch einmal gefeiert werden – auch wenn Horst Honrath nicht ohne Wehmut bei der Ansage des Harlekids anmerkte: „Das ist leider nicht unser Nachwuchs.“ Robert Grünwald fand in seiner Laudatio auf das 40-jährige Bestehen auch dafür die passenden Worte: „Nach 40 Jahren macht die KG nicht Schluss, sie schläft nur ein bisschen, aber sie bleibt da.“ Und „Früher war auch nicht alles bessert – nur anders.“

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