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Karnevalszug in Bergisch GladbachPunkte für das schönste Kostüm

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Die Bewertung der Zugteilnehmer erfolgt in luftiger Höhe, mancher Wagenbesatzung kann die Jury von oben auf die Finger schauen.

Die Bewertung der Zugteilnehmer erfolgt in luftiger Höhe, mancher Wagenbesatzung kann die Jury von oben auf die Finger schauen.

Bergisch Gladbach – Wenn nach dem Zug im bergischen Löwen die schönsten Fuß- und Jugendgruppen sowie Mottowagen gekürt werden, dann haben sie ihr Tagwerk erledigt. Margot Schmitt, Heidi Nawrath, Sabine Bosbach, Monika Fröhlingsdorf sowie Marcel Drack (VR Bank) und Markus Ebenhoch (Kreissparkasse Köln) bilden die Jury. Von ihrem Standort am Trotzenburgplatz aus verfolgen die sechs Juroren den Zug.

„Das ist ein Ehrenamt in dem es sehr wichtig ist, neutral zu sein, auch wenn wir alle vorher selbst in Fußgruppen mitgegangen sind“, sagt Heidi Nawrath, die Juxtruffeln einst gegründet hat. Auch Margot Schmitt war selbst 25 Jahre aktiv bei den Quasselsköpp und hat schon unzählige Kostüme gestaltet. Das gilt auch für Sabine Bosbach, die bei den Eric Singers Mitglied ist, und Monika Fröhlingsdorf, deren Familie bei den Hebborner Buure mitgeht. „Man kann auch von hier oben aus sehen, ob ein Kostüm selbst genäht ist“, sagt Fröhlingsdorf.

Kriterien der Bewertung sind neben Originalität und Einheitlichkeit der Kostüme auch die Umsetzung des Mottos, die Dekoration der Bagagewagen und die Geschlossenheit, mit der sich die Gruppen präsentieren. „Wenn auch die Büggel für das Wurfmaterial identisch sind und alle sich gleich geschminkt haben, gibt das Punkte“, erklärt Nawrath.

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In diesem Jahr sind viele Piraten zu sehen, die so gar nicht zum Motto „Vum Höhnerstall bes huh em All, üvverall es Karneval“ passen wollen, sie fallen aus der Wertung. Von 111 Zuggruppen genügen nur 19 den Kriterien der Bewerter.

Maximal kann eine Gruppe zehn Punkte erhalten. „Aber mehr als sechs Punkte müssen es schon sein, damit eine Gruppe überhaupt eine Chance hat,“ sagt Sabine Bosbach, die für Kostüme, die ihr gut gefallen, auch schon mal zehn Punkte gibt. Etwa bei den Eric Singers, die alle Jury-Mitglieder mit je zehn Punkten bewerten. „Es ist beeindruckend, wie nah wir beieinander liegen, obwohl wir uns während der Zug vorbeizieht überhaupt nicht unterhalten“, sagt Marcel Drack, der nach Ende der Bewertung noch schnell die Urkunden für die Preisträger ausdruckt und diese dann in den Löwen bringt. Dort werden die Sieger auf der Bühne bekanntgegeben.

Danach beginnt für die Jurymitglieder der mitunter unangenehme Teil des Tages. Nicht jede Gruppe ist bereit, das Urteil der Jury zu akzeptieren. „Ich bin letztes Jahr ziemlich angegangen worden, warum eine bestimmte Gruppe nicht gesiegt hatte. Das ist manchmal ganz schön unverschämt, aber das muss man abkönnen“, sagt Margot Schmitt. Ähnliche Erlebnisse kennen die anderen Juroren nur zu gut.

Über einen „Scherz“, den sich die Schinghillije“ erlaubten, die erstmalig mit einem Wagen im Zug mitgingen, konnte die Jury jedoch nicht lachen. Ein Umschlag mit einem falschen 500-Euro-Schein war in den Tagen vor dem Zug bei Marcel Drack auf dem Schreibtisch gelandet. „Die Unterstellung, die hinter diesem «Scherz» steckt, geht gar nicht. Wir sind unbestechlich“, entrüstet sich Heidi Nawrath. Dass es stimmt, sieht man nicht zuletzt daran, dass die Gruppe trotzdem den dritten Platz holte.

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