TrockenheitIn Rhein-Berg ist keine Ebbe wie im Rhein

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Die Dhünntalsperre ist trotz Hitzeperiode gut gefüllt.

Die Dhünntalsperre ist trotz Hitzeperiode gut gefüllt.

Rhein-Berg – Während am Rhein die Kiesbänke Rekordhöhen für diese Jahreszeit erreichen und das Wasser allmählich zu niedrig wird für die Schifffahrt, scheint die Wasserwelt im Bergischen (noch) in Ordnung. Mit einem Füllstand von 77 Prozent etwa ist die Große Dhünn-Talsperre aktuell deutlich höher gefüllt als zum gleichen Zeitpunkt in den vergangenen drei Jahren.

Zwar sei das aktuelle Wetter „aus wasserwirtschaftlicher Sicht nicht ideal“ und ein „schöner Landregen“ auch im Bergischen jetzt „sehr willkommen“, wie Susanne Fischer vom Talsperrenbetreiber Wupperverbands bestätigt, „aber historische Wassertiefstände haben wir im Bergischen derzeit nicht.“

Dhünn-Talsperre ist gut gefüllt

Für die 81 Millionen Kubikmeter fassende Große Dhünn-Talsperre sei in diesem Jahr nicht mal die in den vergangenen Trockenjahren bei der Bezirksregierung beantragte Reduzierung der Wasserabgabe aus der Trinkwassertalsperre in den Unterlauf der Dhünn auf den Weg gebracht worden. Der Grund: „Über das letzte Jahr und den letzten Winter hat sich der Wasserstand nach den Trockensommern der Jahre 2018 bis 2020 wieder gut erholt“, erläutert die Pressesprecherin.

Denn: Eine Talsperre leere sich nicht binnen einiger Trockenwochen oder -monate. „Zwei Trockenjahre in Folge kann sie gut überstehen“, sagt Susanne Fischer, „2018 bis 2020 waren es sogar drei, ohne dass die Wasserversorger, die aus dem Rohwasser der Talsperre das Trinkwasser aufbereiten, die Menschen zum Wassersparen auffordern mussten.“

Wassersparen ist ein großes Thema auch in Rhein-Berg

Das bedeute aber nicht, dass man sich im Bergischen keine Gedanken ums Wassersparen machen solle, betont Wupperverbandssprecherin Fischer. Im Gegenteil: „Wir müssen deutlich sensibler mit dem Wasser umgehen. Wir sehen ja in anderen Regionen auch in Deutschland, wie sich die Lage auch aufgrund der Klimafolgen verändert.“

Vorausschauend und aufgrund der Erfahrungen aus den Trockenjahren 2018 bis 2020 hat der Wupperverband eine Änderung der Planfeststellung beantragt, um die Abgabe des Wassers an den Unterlauf der Dhünn auch ohne Sondergenehmigung der Bezirksregierung in gewissem Rahmen reduzieren zu können.

Niedrigster Wasserstand war im Jahr 1997

So will der Talsperrenbetreiber durch eine „angepasste Talsperrensteuerung“ des Wasserreservoirs mit 89 Quadratkilometern Einzugsbereich künftig vermeiden, dass der Wasserspiegel zu stark abfällt. Den niedrigsten Wasserstand hatte die 1985 in Betrieb genommene Talsperre übrigens mit 21 Millionen Kubikmetern – im Dezember 1997.

Die Strunde, sagt Arndt Metzen, „hat noch reichlich Wasser, verglichen mit anderen Gewässern.“ Der Diplom-Biologe, Sachgebietsleiter Gewässer bei der Stadt Bergisch Gladbach, erinnert daran, dass sich der Fluss aus mehreren Quellsiefen speist und somit relativ unabhängig von Regenereignissen ist. In Herrenstrunden gebe es die bekannte Quelle der Strunde und in Eikamp drei weitere Quellsiefen.

Rhein-Berg: Strunde liefert zuverlässig Wasser

Übers Jahr führe die Strunde recht zuverlässig Wasser. Dieser Umstand habe ja dazu geführt, dass seit Jahrhunderten die Papierindustrie die Strunde nutze. Der Bach habe auch zu Zeiten der Firma Zanders Wasser geführt, als bei den Papiermachern die Grundwasserentnahme erforderlich gewesen sei. Der Wasserspeicher im Untergrund sei noch gefüllt für die Strunde, sagt Metzen.

Anders sehe es hingegen für kleine Bachläufe wie Frankenforst- oder Saaler Mühlenbach aus. Diese oberirdischen Gewässer seien kurz vor dem Austrocknen, mit weitreichenden Folgen für Insekten, Frösche oder andere Kleinamphibien.

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Von ausgetrockneten Bächen berichtet auch Axel Blüm vom Aggerverband. Wie viele Bäche genau ausgetrocknet seien, könne er nicht sagen. „Wir haben über 3000 Kilometer Flussgebiete. „Aber natürlich ist es im Augenblick extrem.“ Derzeit sei es auch für Anrainer untersagt, Wasser aus den Flüssen zu nehmen – trotz grundsätzlichem Schöpfrecht. Die Agger selbst könne nicht trockenfallen, denn der Wasserstand werde von der Talsperre geregelt. 300 Liter Wasser pro Sekunde würden derzeit abgelassen. Die Talsperre sei zu rund 70 Prozent gefüllt. Die Trinkwasserversorgung sei in jedem Fall gesichert.

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