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Besuch aus der Ukraine Krieg war ein zentrales Thema beim Schüleraustausch Gladbach-Butscha

4 min
Die Schülergruppe steht um einen Modellbau einer Brücke.

Die Vorstellung des gemeinsamen Brücken-Projekts der Schülerinnen und Schüler aus Butscha und Bergisch Gladbach in der IGP.

Mit dem Projekt „Brücken bauen“ überwanden die Kinder beim Schüleraustausch Grenzen und knüpften Freundschaften.

„Eine Brücke verbindet zwei Ufer – ein Wort verbindet zwei Herzen“ steht auf einem kunstvoll verzierten Stück Tonpapier. „Wer Brücken baut, findet Freunde“ auf einem anderen. Schülerinnen und Schüler der Integrierten Gesamtschule Paffrath (IGP) haben Brücken gebaut. Zusammen mit ihren Gastschülerinnen und -schülern aus der ukrainischen Partnerstadt Butscha – und sie haben dabei neue Freundschaften geknüpft. Und einen Blick in das Leben und den Alltag der Partner werfen können.

„Wir haben Uno gespielt, aber auch über den Krieg in der Ukraine geredet“, sagt die 15-jährige Sophie, die das Projekt zum Abschluss der deutsch-ukrainischen Begegnungswoche in Bergisch Gladbach gemeinsam mit Lara aus Bergisch Gladbach und den Gastschülerinnen Maritschka und Veronika aus Butscha sowie mit IGP-Schulleiterin Angelika Wollny und dem mit einer Delegation aus Butscha angereisten Bildungsdezernenten der ukrainischen Stadt, Oleh Tsymbal, vorstellt. „Unsere Gastschüler haben uns Fotos gezeigt, von kaputten Häusern, von Bränden nach Luftangriffen“, erzählt Sophie und hält inne: „Das Leben in Butscha, wo Luftalarme schon ganz normal geworden sind, kann man sich hier kaum vorstellen“, sagt die 15-Jährige.

Wobei es für uns erstaunlich ist, wie ,normal' die Menschen dort ihren Alltag leben, zur Arbeit gehen, einkaufen – trotz der dauernden Luftalarme.
Andreas Ruigk, Lehrer am IGP

„Brücken bauen“ lautete das Projekt des bereits dritten Schülerbesuchs aus der Bergisch Gladbacher Partnerstadt bei Kiew, den die IGP mit Unterstützung des Partnerschaftsvereins Bergisch Gladbach – Butscha sowie mehrerer Förderer organisiert hat. „Mittlerweile sind wir auch mit den Kolleginnen aus Butscha ein eingespieltes Team“, sagt IGP-Lehrer Andreas Ruigk, der die Schulbesuche zum dritten Mal mit seiner Kollegin Nicole Jakoby von deutscher Seite aus organisiert und begleitet hat.

Gemeinsam sind die beiden Lehrkräfte auch schon mit dem Zug nach Butscha gefahren, um ihre ukrainischen Kolleginnen Tanja Rybakova und Iryna Kukushkina zu besuchen und weitere Schritte der Schulpartnerschaft zwischen der Schule Nummer 5 in Butscha und der IGP in Bergisch Gladbach zu planen. „Ein normaler Gegenbesuch unserer Schule ist ja bei der aktuellen Lage dort noch nicht möglich“, sagt Ruigk. „Wobei es für uns erstaunlich ist, wie ,normal' die Menschen dort ihren Alltag leben, zur Arbeit gehen, einkaufen – trotz der dauernden Luftalarme.“

Nach rund einer Woche ging es wieder zurück nach Butscha

In Bergisch Gladbach genossen die Kinder und Jugendlichen unterdessen die Auszeit von den Luftalarmen daheim. „Das hat man schon sehr gut gespürt, wie gut das allen tut“, sagt Tanja Rybakova und freut sich, dass ihre Gruppe mit den Bergisch Gladbacher Gastgeberfamilien auch wieder am Stadtlauf zum Stadtfest teilnahmen – und die Einweihung des Butscha-Platzes rund um ein ehemaliges Gleisstück auf dem Zanders-Gelände miterlebten.

Schüler aus Butscha und Bergisch Gladbach laufen beim Stadtlauf mit.

Beim Stadtlauf gingen auch Schüler aus Butscha und Bergisch Gladbach an den Start.

Auf dem Zanders-Areal steht die Schulgruppe zusammen mit den Bürgermeistern Anatolii Fedoruk und Frank Stein.

Bei der Einweihung des neuen Butscha-Platzes auf dem Zanders-Areal: Die Schulgruppe mit den Bürgermeistern Anatolii Fedoruk und Frank Stein.

„Auch die Zeit in den deutschen Familien hat den Kindern sehr gut getan“, sagt die Lehrerin, bevor sie mit ihrer Kollegin und ihren Schützlingen nach gut einer Woche in Bergisch Gladbach wieder in den Bus zurück nach Butscha steigt.

Die Menschen bauen viel zu viele Mauern – und zu wenig Brücken.
Aus dem Projekt der Schülerinnen und Schüler

Im Kofferraum des Busses fährt das Brückenmodell, das die Schülerinnen und Schüler in der zurückliegenden Woche gemeinsam erstellt haben, mit in die Ukraine. „User Projekt ist noch nicht zu Ende“, hat auch die 15-jährige Sophie schon bei der Abschlussvorstellung in der Schule gesagt: „Das Modell fährt mit nach Butscha und dort wird weiter daran gebaut.“ Und wenn voraussichtlich im Herbst der nächste Hilfstransport des Partnerschaftsvereins nach Butscha fährt, soll er das Modell wieder mit nach Bergisch Gladbach bringen, damit hier weiter daran gearbeitet wird.

Auch auf der Internetplattform eTwinning, ein Programm der Europäischen Kommission, wollen die Schülerinnen und Schüler gemeinsam weiter daran arbeiten, welche Bedeutungen Brücken haben können, welche Sprichworte und Redewendungen es dazu in der Ukraine und in Deutschland gibt – und was sie bedeuten. Symbolträchtiger kann ein grenzübergreifendes Projekt, das über den Krieg hinweg weitergeführt werden soll, kaum sein. Ein Satz, den die Kinder und Jugendlichen ebenfalls in ihrem Brückenmodell verewigt haben, klingt noch lange nach: „Die Menschen bauen viel zu viele Mauern – und zu wenig Brücken.“