Über Rettungswagen aufgeregtCholeriker in Odenthal zahlt Buße an Frauenhaus

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Der Schriftzug am Amtsgericht Bergisch Gladbach. (Symbolbild)

Bergisch Gladbach/Odenthal – Als einen Ticken zu temperamentvoll, oder anders ausgedrückt, cholerisch, um nicht mit seinen Mitmenschen in Konflikt zu geraten, scheint sich Francesco G. (Name geändert) schon mehr als einmal verhalten zu haben. Gleichwohl ist der 61-jährige Mann mit Hut bisher straffrei durchs Leben gegangen.

Allerdings wäre mit der weißen Weste jetzt beinahe Schluss gewesen: Unter anderem wegen versuchter Nötigung stand der zur Zeit erwerbslose Heißsporn am Mittwochmittag vor Gericht, wo er dann erst auf Geheiß des Richters die Kopfbedeckung abnahm. Der Angeklagte soll sich, so der Vorwurf, extrem über eine Rettungswagenbesatzung aufgeregt haben, die für sein Empfinden zu lang seinen Fahrweg blockiert hatte.

Zwischenfall in den Straßen von Odenthal

Es war am 13. Mai 2020, als sich Francesco G. in Odenthal so sehr über den Rettungswagen im Einsatz erhitzte, dass er laut Anklage schließlich Gas gab, dann aber zwei Meter vor der Szenerie wieder zu stehen kam. Außer den durch den Vollpfosten-Egoismus des Autofahrers in Mitleidenschaft gezogenen Nerven der übrigen Beteiligten war aber nichts passiert.

Ein weiterer Tatvorwurf betraf Francescos Verhalten gegenüber einer Nachbarin: Er soll sie bei anderer Gelegenheit, nämlich ein halbes Jahr später, beleidigt und geschubst haben, das aber ebenfalls ohne nachhaltige Folgen.

Zeuge reiste eigens aus Italien an

Für den gestrigen Prozess hatte Strafrichter Reinhard Bohn insgesamt sechs Zeugen geladen. Ein vorangegangener erster Termin war am cholerischen Verhalten des Angeklagten und dessen Komplett-Bestreiten gescheitert. Vier der Zeugen fanden sich am Mittwochmittag pünktlich vor dem Gerichtssaal ein, die fünfte Zeugin entschuldigte sich wegen einer Reifenpanne und der sechste Zeuge erschien mit fünfminütiger Verspätung – dafür aber unmittelbar aus Italien angereist, wo er zuvor einen Verwandten zu Grabe getragen hatte.

Gleichwohl mussten die Zeugen am Ende überhaupt nicht aussagen, denn gut beraten von seinem Verteidiger stimmte Francesco dem Angebot von Richter und Staatsanwalt doch noch zu, das Verfahren gegen 300 Euro Buße einzustellen. „Dann habe ich Ruhe“, sagte der Angeklagte, und der Richter antwortete: „Und wir auch.“

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Die Buße des Arbeitslosen geht in sechs Raten an den Verein „Frauen helfen Frauen“, und alle waren zufrieden: Die einen mit der Ruhe, die anderen mit dem Denkzettel, wie es der eigens von Italien angereiste Zeuge hinterher nannte.

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