RennstreckeAutofahrer nutzen Anliegerstraßen in Bergisch Gladbach als Schleichweg

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Nur in Begleitung gehen Kinder vor die Tür. Die Anlieger sind sauer; denn die Straße Untersteinbach ist eine Anliegerstraße.

Bergisch Gladbach – Die Wohnlage ist ausgesprochen schön. Sanfte Hügel, weiter Blick – so irgendwie richtig Bergisch. Doch die Anwohner der Straßen Untersteinbach und Steinbacher Weg nordöstlich von Herkenrath haben ein Problem.

Ihre Anliegerstraßen werden in zunehmenden Maße von ortskundigen Autofahrern als Schleichweg missbraucht, um die gerade zu Berufsverkehrszeiten arg frequentierte Kreuzung in Kürten-Spitze zu umfahren. „Hier herrscht erhebliche Unfallgefahr“, sagt Anwohner Thomas Kraus und fordert die Behörden auf, „endlich“ zu reagieren.

Widersprüchliche Beschilderung

Schon auf den ersten Blick ist die Situation in der Tat ungewöhnlich. Aus Richtung Dürscheid kommend ist der Weg nach Untersteinbach per Verkehrsschild zur reinen Anliegerstraße erklärt worden.

Aus Richtung Herkenrath kommend ist dies beim Steinbacher Weg nicht der Fall. Arbeiten hier also zwei Kommunen (Kürten und Bergisch Gladbach) aneinander vorbei? Nein, heißt es bei der Stadt Bergisch Gladbach. „Laut unserer Straßenakte handelt es sich auch aus Richtung Herkenrath um eine reine Anliegerstraße“, sagt Pressesprecher Martin Rölen.

Die Anwohner haben das entsprechende Verkehrsschild in der Tat mal gesehen. Es sei aber vor Jahren verschwunden. Die Stadtverwaltung will es nun wieder aufstellen und ist den Anwohnern dankbar für den Hinweis. Ob sich die Autofahrer, die sich an den Schleichweg mittlerweile gewöhnt haben, davon beeindrucken lassen, ist eine andere Frage.

Zweites Problem: Die Geschwindigkeit. Der Durchgangsverkehr hält sich in den seltensten Fällen an die vorgeschriebene Höchstgeschwindigkeit von 30 Stundenkilometer.

„Mehrere unserer Nachbarn trauen sich nicht mehr, ihre Hunde entlang der Straße auszuführen, weil sie nicht überfahren werden wollen“, sagt Anwohner Thomas Kraus. Sein Nachbar Dirk Schmidt geht davon aus, dass „im Berufsverkehr 200 bis 300 Autos hier entlang fahren.“

Viele von denen sind mit GM-Kennzeichen unterwegs und folglich eher keine Anlieger. Auch Dolores Eck traut sich mit ihrer dreijährigen Tochter Emma nur sehr vorsichtig auf die Straße.

Anwohner sollen sich zusammentun

Die Stadtverwaltung nimmt diese Klagen auf und prüft nun, ob hier Geschwindigkeitsmessungen möglich sind. Pressesprecher Rölen: „Es gibt hier in der Tat schon seit längerer Zeit immer wieder Beschwerden. Wir werden jetzt reagieren.“

Auch die Kreispolizeibehörde sieht die Möglichkeit eigener Kontrollen – sei es wegen der Geschwindigkeit oder wegen des Ignorierens des Anlieger-frei-Verkehrsschildes. Polizeisprecher Richard Barz gibt einen Tipp: „Die Anwohner sollten sich zusammentun und eine Eingabe an uns richten. Dann wird sich der Verkehrsdienst die Sache gründlich anschauen.“

Man habe die Polizei und das Ordnungsamt schon vor längerer Zeit auf das Thema angesprochen, sagen die Anwohner. Damals habe es die Bereitschaft gegeben, eine Verkehrszählung und Radarkontrollen durchzuführen. Bislang sei jedoch nichts geschehen.

Außerdem sei man skeptisch, wie das Befahren einer Anliegerstraße so gründlich überprüft werden könne, dass der Durchgangsverkehr sein Verhalten dauerhaft ändere. Anwohner Thomas Kraus: „Uns scheint, das wissen auch alle Autofahrer.“

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