Der Akrobat auf dem PferdVoltigierer aus Gladbach ist Sportler des Jahres 2021

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Justin van Gerven aus Bergisch Gladbach und Chiara Congia.

Justin van Gerven aus Bergisch Gladbach und Chiara Congia.

„Es ist für mich eine riesige Ehre und Wertschätzung, dass ich, nach meinen Ehrungen zum 3. und 1. Platz bei den Sportlerwahlen der vergangenen Jahre, nun zum dritten Male unter die drei besten Sportler des Kreises gewählt wurde. Der neuerliche Erfolg bestätigt die Wahrnehmung meiner konstant guten Leistungen in einer Randsportart von allen Sportbegeisterten im Rheinisch- Bergischen Kreis“, freut sich Voltigierer Justin van Gerven über seine Wahl zum Sportler des Jahres 2021.

Seit seinem 13. Lebensjahr voltigiert Justin van Gerven mit Leidenschaft und Engagement. Mit seinem Vereinswechsel 2011 vom Bergisch Gladbacher Stadtteil Herrenstrunden zum Voltierverein Köln-Dünnwald begann die große Karriere des jungen Mannes. Mit intensivem Training gelang es ihm recht schnell, sich sowohl national als auch international einen Namen zu machen.

Voltigieren: Viele Komponenten kommen zusammen

Wie muss man sich den Trainingsalltag eines Voltigieres vorstellen, fragten wir ihn. „Es kommen viele Komponenten zusammen in dieser Sportart“ erzählt uns Justin van Gerven: „Es ist ein Mix aus Trainingsinhalten in Bereichen Akrobatik, Artistik, musikalische Interpretation, Tanz und natürlich der Umgang mit dem Pferd als Sportpartner. Selbst wenn man als Voltigierer einen überragenden Wettkampf absolviert, muss man ebenso das Feingefühl haben, die Höhen und Tiefen des Pferdes zu erkennen und zu akzeptieren.“

Justin van Gerven

Zur Person

Geboren am 3. April 1995 in Bergisch Gladbach, dort aufgewachsen, erfolgreiche Ablegung des Masters 2020 im Studiengang Business Administration, nach Abschluss des Studiums für ein Kölner Sachverständigen-Büro beruflich erfolgreich. Justin hat eine ältere Schwester, die ihn 2008 in einer Ferienfreizeit des kleinen Reit und Voltigiervereins Malteser Komturei Herrenstunden zum Voltigiersport gebracht hat, wechselte dann 2011 zum Voltigierverein Köln Dünnwald, wo er seinen Sport als Leistungssportler ausüben kann. (jin)

„Reiten habe ich nie gelernt, und spielt während der Trainingseinheiten lediglich eine untergeordnete Rolle“, erfahren wir mit Erstaunen: „Für diese Aufgabe habe ich professionelle Trainer, die sich ausschließlich um den Trainings- und Fitnesszustand des Pferdes kümmern. Die wenigste Trainingszeit findet tatsächlich auf dem Pferd statt.“ Fünf bis sechs Mal die Woche trainiert der junge Bergisch Gladbacher im Turnraum des Voltiervereins in Köln-Dünnwald.

„Trocken-Training“ auf einem Holzpferd

Neben „Trocken-Training“ auf dem Holzpferd und dem Pferdesimulator zum Einstudieren von Bewegungsabläufen steht fast täglich intensives Kraft- und Beweglichkeitstraining auf dem Plan. „Hinzu kommen dann noch das Tanztraining, Musikinterpretationen und das Einstudieren von Choreographien“ gibt uns van Gerven Einblicke in seine Trainingsarbeit. Eine überaus wichtige Rolle nimmt der Longen-Führer als direkte Bezugsperson zwischen Pferd und dem Voltigierer ein.

„Die möglichst perfekte Harmonie zwischen Pferd, Voltigierer und Longen-Führer ist einer der wichtigsten Schlüssel zum Erfolg. Das Vertrauen und blinde Verständnis dieser drei Komponenten untereinander entscheidet in vielen Situationen über Sieg oder Niederlage.“ Voltigieren wird als Einzeldisziplin, als Mannschaftswettbewerb oder als Pas-de-Deux ausgetragen. Justin van Gerven tritt ausschließlich im Pas-de-Deux und in der Mannschaftswertung im Wettkampf an. Beim Pas-de-Deux dürfen sowohl Damen- als auch Herrenpaare neben gemischten Paaren auf einem Pferd antreten.

Kürwettbewerb zur begleitenden Musik

Diese Disziplin besteht aus einem reinen Kürwettbewerb mit einer Bewegungsgestaltung zur begleitenden Musik. Seine langjährige Partnerin in dieser Disziplin ist die 24-jährige Chiara Congia, mit der er neben zahlreichen nationalen Erfolgen auch international für Furore sorgte. Die größten Erfolge waren zweifelsohne der Weltmeistertitel mit dem Team bei der Junioren WM 2017 in Österreich, Doppelweltmeister (Pas-de-Deux und Mannschaft) bei den Senioren Welt-Reiterspielen 2018 in North Carolina/USA, Europameister 2019 in den Niederlanden im Pas- de-Deux auf dem 13-jähriger Westfalen-Wallach Picardo und jüngst der Vizeweltmeistertitel bei der WM 2021 in Budapest/Ungarn im Pas-de-Deux auf dem 13-jährigen Hannoveraner „Highlight“.

Wenn man diese Erfolgsgeschichte liest, kann man kaum glauben, dass Justin van Gerven seinen Sport weitesgehend aus eigener Tasche finanziert. Startgelder für die Wettkämpfe, Reisekosten für ihn und das Pferd, Ausstattung und Verpflegung der Pferde. Da kommt eines an Kosten zusammen. An einem Turnierwochenende sind das gut und gerne schon mal 500 Euro und mehr. Einige Zeit hatte van Gerven einen von zwei Plätzen in der Sportfördergruppe der Bundeswehr inne, sodass er die anfallenden Kosten etwas abfedern konnte.

Seit Anfang 2022 erhält er eine finanziellen Zuschuss von der Deutschen Sporthilfe, der allerdings deutlich geringer ausfällt, als bei olympischen Sportarten. Auch diese Zuwendung kann nur dazu beitragen, den Kostenapparat etwas auszugleichen. Wenn man Justin van Gerven nach seinen sportlichen Zielen in der Zukunft befragt, steht an oberster Stelle die Teilnahme zusammen mit seiner Partnerin an der Weltmeisterschaft im August diesen Jahres in Dänemark.

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Sein sportliches Vorbild ist der amerikanische NFL Profi Tom Brady, Ausnahme Quarter Back und 7-facher Super Bowl Champion mit den New England Patriots und den Tampa Bay Buccaneers. „Was mich an Brady fasziniert, ist die Tatsache, dass er, obwohl er nicht mit dem allergrößten Talent ausgestattet war, durch harte und professionelle Arbeit zum größten und erfolgreichsten Footballspieler aller Zeiten avancierte“ erzählt Justin van Gerven. Um an Bradys Erfolge anzuknüpfen, benötigt der sympathische Bergisch Gladbacher noch vier Weltmeistertitel. Vom Alter her eine machbare Aufgabe. Van Gerven ist noch jung und motiviert genug, um an etlichen Weltmeisterschaften in den nächsten Jahren erfolgreich teilnehmen zu können.

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