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SchallschutzStadt warnt vor Fluglärm in Bensberg

Lesezeit 3 Minuten

Gegen den Fluglärm in Bensberg empfiehlt die Stadtverwaltung passiven Lärmschutz.

Bergisch Gladbach – Wenn es nach der Meinung der Bergisch Gladbacher Stadtverwaltung ginge, dann müsste ein Großteil der Häuser in Bensberg mit passivem Schallschutz gegen den Fluglärm ausgestattet werden. Im Bebauungsplan für den Industrieweg, der liegt mitten im Stadtteil, heißt es wörtlich: „Es wird empfohlen, die Schlaf- und Kinderzimmer der Wohngebäude mit integrierten schallgedämmten Lüftungseinrichtungen zu versehen.“ Diese Formulierung werde zukünftig in allen neuen Bebauungsplänen der Stadt für das südliche Bensberg enthalten sein, erklärte Marion Linnenbrink, Pressesprecherin der Stadt auf Anfrage. Die Bensberger sollen sich also baulich vor Fluglärm schützen. Dabei liegt Bensberg nur am Rande der Hauptflugrouten.

Schon früher lärmbelastet

Schon früher galten viele Gebiete in dem Stadtteil als lärmbelastet, aber doch nicht so, dass Empfehlungen für passiven Schallschutz ausgesprochen worden wären. Dementsprechend erstaunt reagierte Olaf Schmiedt, Vorstand der Bensberger Bank, auf die Einschätzung der Verwaltung. „Passiver Lärmschutz spielt in Bensberg bei Neubauten oder Sanierungen bislang überhaupt keine Rolle.“

Marion Linnenbrink erläuterte, dass es sich bei der Textpassage um eine Empfehlung handele, ohne jegliche rechtliche Konsequenzen. Der Lärmpegel liegt laut Stadt „tags und nachts oberhalb von 45 Dezibel“. Zur Einordnung: Das entspricht laut gängigen Tabellen lautem Vogelgezwitscher. Ab einem Wert von 40 Dezibel ist von Konzentrationsbeeinträchtigung die Rede, als gesundheitlich bedenklich werden Werte ab 60 Dezibel angesehen. Ab 80 Dezibel wird der Lärm als eindeutig gesundheitsschädlich eingeordnet. Auf dem Dach eines Gebäudes an der Otto-Hahn-Straße in Moitzfeld, in der sogenannten Terrassenstadt, steht die Messstation des Vereins Deutscher Fluglärmdienst. Im Internet ist genau zu verfolgen, welche Werte dort gemessen werden. Einzelne Ausreißer, also besonders laute Flugzeuge, kratzen dort schon einmal an der 80-Dezibel-Grenze. Die meisten Werte bewegen sich um die 50 bis 60 Dezibel. Ullrich Müller-Frank, der in der Terrassenstadt wohnt, hat jahrelang um die Finanzierung eines passiven Schallschutzes juristisch gekämpft. Schließlich erfolgreich. Müller-Frank: „Die Einschätzung der Stadtverwaltung ist vollkommen korrekt. Denn weite Teile des südlichen Bensbergs leiden unter dem lauten Fluglärm.“ Müller-Franks Wohnlage ist praktisch die einzige im gesamten Stadtgebiet, für die der Flughafen Lärmschutz-Geld gibt. Schon wenige Hundert Meter entfernt von ihm sieht der Flughafen die Lärmbelästigung nicht als so gravierend an, dass bauliche Veränderungen mitfinanziert werden.

Walter Römer, Pressesprecher des Flughafens, wollte gestern im Gespräch mit dieser Zeitung nicht auf den konkreten Bebauungsplan eingehen. Aber er sagte: „Wir als Flughafen begrüßen es, wenn in Bebauungsplänen auf den Fluglärm hingewiesen wird.“ So gebe es weniger Klagen und Beschwerden nach dem Einzug in die jeweilige Immobilie. Für den Immobilienmakler Heinz Hinterecker leistet die Verwaltung einen Beitrag dazu, die Bodenpreise für den Standort zu senken. Es sei „realitätsfern“ für einen Großteil von Bensberg passiven Schallschutz zu empfehlen.