Ökologische WendeStadt Bergisch Gladbach setzt E-Lastenräder in Abfallwirtschaft ein

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Bergisch Gladbach E-Lastenrad

David Zenz, Leiter des städtischen Abfallwirtschaftsbetriebs, mit einem der neuen E-Lastenräder. 

Bergisch Gladbach – Michael Zalfen aus der SPD-Fraktion blieb direkt mal hängen auf dem Kopfsteinpflaster des Rathausbergs. Ein Mitarbeiter der Abfallwirtschaft musste ihm helfen, die Technik wieder in Gang zu bringen.

Die Handhabung der neu angeschafften Elektro-Lastenräder ist gar nicht so einfach, wie sich bei der Vorstellung am Dienstagabend schnell zeigte. Exklusiv für die Mitglieder des städtischen Infrastrukturausschusses hatte der Abfallwirtschaftsbetrieb (AWB) die umweltschonenden Räder zum Ratssaal gebracht, und AWB-Chef David Zenz stand Rede und Antwort.

Gladbach nimmt sich Freiburg zum Vorbild

Die Stadt Bergisch Gladbach radelt mit ihrer Neuanschaffung in den Spuren der Breisgau-Metropole Freiburg, in deren Fuhrpark gleich sechs dieser Elektro-Lastenräder stehen. Als die Gladbacher Politik 2021 mehrheitlich und nach heftigen Debatten für die Anschaffung stimmte, war es die erste „Duftmarke“ der neuen Koalition aus Grünen, SPD und FDP gewesen; die CDU hatte sich damit überhaupt nicht anfreunden können.

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Ein Akku hilft beim Treten und Fahren, wenn es wie am Schlossberg bergauf geht.

Im Fuhrpark der Verwaltung sollen die Räder zwei in die Jahre gekommene Pritschenfahrzeuge aus der Abfallwirtschaft ersetzen. Die Anschaffung steht exemplarisch für die angestrebte ökologische Wende im Fuhrpark.

Gladbacher Politiker wagt Runde im Ratssaal

Die Räder sind eigentlich gar keine Räder, und mit herkömmlichen Lastenrädern (zum Beispiel mit Lastenkorb vorne) haben die Gefährte auch nur wenig zu tun. Es sind fast kleine Fahrzeuge, Einsitzer, vierrädrig, mit großer Frontscheibe, Pedalen, überdacht, mit einiger Fahrtechnik ausgerüstet und mit individuellen Aufbauten, geplant waren 17.000 Euro je Stück.

Eines der Lastenräder verfügt über einen offenen Aufsatz, in dem die städtischen Müllsammler den Inhalt der Abfallkörbe entleeren können. Das zweite Modell hat einen geschlossenen Aufbau, für Abfälle und getrennt davon für andere Dinge. Ein Akku hilft beim Treten und Fahren, wenn es wie am Schlossberg bergauf geht; jedes Modell bringt auch einiges an Gewicht auf die Waage. Der Batterieantrieb lasse sich aber über Nacht wieder aufladen, berichtete Zenz den neugierigen Politikern. Selbst Martin Lucke, Ausschussmitglied der CDU und hiesiger Landtagsabgeordneter, wagte nach Unterweisung eine kleine Runde am Ratssaal. Berührungsängste schien es am Montag jedenfalls nicht zu geben.

In Gladbach in der Abfallwirtschaft unterwegs

In Freiburg gelten die Elektro-Räder auch als populäre Marketing-Idee. Liebevoll werden die elektrischen Abfallsammler von den Freiburgern „Gässleflitzer“ genannt; wegen der vielen schmalen Gassen, in denen die Lastenräder unterwegs sein können. In Bergisch Gladbach hieß es zuletzt, dass die Modelle im Bereich Abfallwirtschaft unterwegs sein könnten. Aber nicht nur. Auch andere Abteilungen könnten die Räder nutzen.

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Bei der Stadt steht seit dem Wechsel der Mehrheiten vor zwei Jahren übrigens jeder Fahrzeugkauf auf dem Prüfstand. Es geht um Wirtschaftlichkeit, CO2-Einsparung und die Marktsituation: Nicht für jede Abteilung gibt es marktreife Modelle, die direkt ihren Dienst aufnehmen können. Zuletzt entschied sich die Ampel-Mehrheit für ein Strategiekonzept im Bereich der sogenannten „Kleinkehrmaschinen“. Einen Test mit einer ausgeliehenen Elektro-Kehrmaschine aus Wuppertal hatte es in diesem Frühjahr bereits gegeben. 

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